Lothar Füner freut sich über das „überdurchschnittliche Jahr“ für Mirabellen und Zwetschgen. Foto: Bohnert-Seidel

Der Friesenheimer Obstbauer Lothar Füner rechnet mit 120 Prozent Ernteerträgen gegenüber den Vorjahren bei allen Mirabellen- und Zwetschgensorten. Weniger ideal waren die Wetterbedingungen 2023 für Kirschen: Es sind kaum Früchte gereift.

Lothar Füner, langjähriger Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Friesenheim, spricht von einem „Ausnahmejahr“ im Steinobst.

Seit vielen Jahrzehnten pflegt der Friesenheimer Obstanbau im Nebenerwerb. 2023 gebe es zwar ein großes Defizit bei den Kirschen, aber für Mirabellen und Zwetschgen sei es ein „herausragendes“ Jahr.

„Endlich gibt es wieder einmal ein überdurchschnittliches Jahr für Mirabellen und Zwetschgen“, erklärt Lothar Füner gegenüber der Lahrer Zeitung. In diesem Jahr rechnen die Obstbauern mit gut 120 Prozent Ernteerträgen gegenüber den Vorjahren und das nahezu durchgängig in allen Sorten von Mirabellen und Zwetschgen.

Zuckergehalt derMirabellen liegt beimehr als 100 Öchsle

Die Überfülle an den Bäumen bringe nicht nur Quantität, sondern auch eine besondere Qualität. Bevor eine Zwetschge auf dem Kuchen landet, muss viel Arbeit in sie investiert werden. Besonders wichtig ist der richtige Zeitpunkt der Ernte. Aber auch ohne die richtige Pflege davor gibt es keinen guten Ertrag.

Wochenendruhe kennt Obstbauer Lothar Füner in der Erntezeit nicht. Am Samstagmittag sammelt er die heruntergefallenen Mirabellen auf der Streuobstwiese im Segel in Schuttern auf und verarbeitet sie zu Maische. Der Zuckergehalt liegt bei mehr als 100 Öchsle, was einen vollmundigen Schnaps verspricht. Während die Mirabellenernte langsam zu Ende geht, steckt Füner schon mitten in der Zwetschgenernte. Auf der Obstbaumwiese im Bruchertstal ist der Friesenheimer Obstbauer am Sonntagmittag anzutreffen. Hin und wieder zwitschert dort ein Vogel hoch oben im Baum, bei 35 Grad verzieht sich dieser in den Schatten.

Der Rain ist dicht bewachsen mit Gräsern und Wildkräutern. An den Blüten einer wilden Distel labt sich ein Distelfalter. „Das ist der Grund, weshalb der Rain hier nicht gemäht wird“, erklärt Füner beim Treffen mit unserer Redaktion, bei dem die Ernte eines Teils der Sorte „Deutsche Zwetschge“ ansteht. Dabei handelt es sich um eine Sorte, die früher in jedem Hausgarten zu finden war. Bei Füners findet sich die Hauszwetschge seit gut 75 Jahren im Anbau. Diese Sorte liefere eigentlich gesicherte Erträge, doch seit dem Einsetzen des Klimawandels zeige auch diese Zwetschgensorte Schwächen. „Dunkle Zwetschgen lassen den Saft in der Frucht bei hohen Temperaturen und Sonneneinstrahlungen nahezu kochen“, erklärt der Obstbauer.

Kühles Wetter im April hat den Zwetschgen in der Blütezeit gut getan

Dennoch bleibe die Sorte bis jetzt gut im Ertrag. Die Sorte „Wangenheimer“ hat Füner bereits geerntet. Im April habe das kühlere und rauere Wetter während der Blütezeit den Mirabellen und Zwetschgen gut getan, weiß der Experte. Das Steinobst lasse sich auch durch Wind befruchten, weshalb eine lange geöffnete Blütephase ideale Bedingungen für die Bestäubung biete. In diesem Jahr dürften somit die Verhältnisse perfekt gewesen sein. Glücklicherweise sei der Frost ausgeblieben.

Von einer schlechten Witterung spricht Füner hingegen für die Kirschenblüte. Bei Kälte und Regen habe es weder Insekten noch Bienen aus den Verstecken und Stöcken gezogen. Damit sei eine Bestäubung vielfach ausgeblieben und es seien kaum Früchte an den Bäumen gereift. Lothar Füner spricht von einem minimalen Ertrag, der bei 25 bis 30 Prozent liege. Zwischen zehn und 20 Prozent geringer sei auch der Ertrag bei den Johannisbeeren ausgefallen, die in diesem Jahr teilweise in der Blütezeit verrieselt seien. Doch Füner freut sich jetzt über eine reiche Ausbeute bei den Zwetschgen, die in heimischen Küchen zu Kuchen und Marmeladen verarbeitet werden können.

Verein gibt es seit 1932

Der Obst- und Gartenbauverein Friesenheim wurde im Jahr 1932 gegründet. 100 aktive Obstbauern ließen sich im Verein als Mitglieder eintragen. Heute zählt der Verein gut 80 Mitglieder. Schon seit 55 Jahren richtet er den Blumenschmuckwettbewerb für Friesenheim und Schuttern aus. Vorsitzender ist seit 2004 Lothar Füner.