Foto: Schwarzwälder Bote

Fluktuation im Hüfinger Rathaus bereitet der SPD und der BFSO/Grünen-Fraktion Kopfzerbrechen /Bürgermeister Michael Kollmeier sieht das allerdings ganz anders

Die Fraktionen der SPD und der BFSO/Grüne thematisieren die Fluktuation im Hüfinger Rathaus. Bürgermeister Kollmeier meint die meisten Mitarbeiter gehen aus Altersgründen.

Hüfingen (jak). Vor dem Hüfinger Gemeinderat reiht sich die Verwaltungsspitze auf: Kämmerer Michael Binninger, Hauptamtsleiter Horst Vetter und Bürgermeister Michael Kollmeier. Ein Platz bleibt leer – wie in den vergangenen Jahren auch schon oft. Der des Bauamtsleiters, denn Petra Schmidtmann-Deniz hat das Hüfinger Rathaus verlassen und innerhalb von fünf Jahren wird bereits zum vierten Mal ein Bauamtschef gesucht. Dass an dieser Stelle die Kontinuität fehlt, stellt wohl niemand infrage. Auch Bürgermeister Michael Kollmeier. Doch gibt es im Rathaus ein grundsätzliches Personalproblem oder nur an der Spitze des Bauamtes? Zumindest beschäftigt das Thema Personal auch die Hüfinger Stadträte – in unterschiedlicher Ausprägung.

Akquise mit neuem Ton und Umfang zu führen

BFSO/Grünen-Fraktionssprecher Peter Albert hatte das Thema schon in seiner Haushaltsrede im vergangenen Jahr auf den Tisch gebracht und spricht es auch dieses Mal wieder an: "Ohne uns in innere Angelegenheiten der Verwaltung einmischen zu wollen, möchten wir anmerken, dass uns alle die Akquise neuer Mitarbeiter, die Personalentwicklung, die persönliche Wertschätzung der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohl auch in Zukunft beschäftigen wird", sagt Peter Albert und fügt hinzu: "Vielleicht muss sich hier im Ton und im Umfang auf dem Rathaus auch etwas ändern."

Auch Kerstin Skodell nimmt Stellung zum Personal im Hüfinger Rathaus und den Ausführungen von Kollmeier zu den Personalaufwendungen, die sich in einer Größenordnung von gut 3,5 Millionen Euro bewegen würden. Klar sei, dass es immer schwerer werde, im öffentlichen Dienst gute Mitarbeiter zu finden. "Das kann aber nicht alles über hohe Vergütungen aufgefangen werden. Wir befinden uns hier inzwischen bei den Führungskräften ohnehin über dem Üblichen in unserer Größenordnung", sagt die SPD-Fraktionssprecherin.

Eine gute Personalführung, bei denen sich die Mitarbeiter ernst genommen fühlen würden und die Kompetenzverteilung klar definiert sei, mache den Arbeitsplatz der Zukunft, neben flexibler Arbeitszeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aus. "Wer derart hohe Personalwechsel hat, wie wir in den letzten Jahren, muss sich darüber Gedanken machen", so Kerstin Skodell.

"Die Personalaufwendungen mit 3,5 Millionen Euro nehmen im Verhältnis wie üblich zu", sagt der FDP/FW-Fraktionssprecher Adolf Baumann. Die Personalsituation insbesondere im Bauamt müsse durch eine intensive Suche nach geeigneten verantwortlichen Personen, "unbedingt zeitnah" verbessert werden.

CDU-Fraktionssprecher Christof Faller hingegen äußert sich zum Thema Personal im Rathaus nur in Bezug auf die geplanten 6,6 Millionen Euro, die Hüfingen im kommenden Jahr tätigen möchte. Wenn viel investiert werde, müsse das auch von der Verwaltung gestemmt werden können. Und viele Projekte würden nun einmal über das Bauamt abgewickelt:

"Und da im Bauamt im Moment die Personaldecke mehr als dünn ist, schadet es auch aus dieser Sicht nicht, wenn es weniger ist, auch wenn es die Möglichkeit gibt, Arbeit an Ingenieurbüros zu vergeben."

Bürgermeister Michael Kollmeier selbst äußert sich in der Sitzung nicht zum Personal, auf Nachfrage dann allerdings schon: "Wir haben eine Fluktuation im Rathaus, die ist aber altersbedingt", erklärt das Hüfinger Stadtoberhaupt. Es sei in der Natur der Sache, dass Personal auch einmal ein Alter erreicht, in dem es nicht mehr arbeiten wird. So hätten beispielsweise die Stellen des Rektors an der Lucian-Reich-Schule, des Hausmeisters und des Gemeindevollzugsdienstes deswegen neu besetzt werden müssen.

Tourismusamt bleibt vorerst unbesetzt

Offene Stellen hingegen gebe es aktuell im Hüfinger Rathaus nicht viele. Im Rechnungsamt wären alle Stellen besetzt. Im Hauptamt gebe es aktuell eine offene Stelle der Sachgebietsleitung Ordnungsamt. Eine Nachfolge für Svenja Freytag ist allerdings schön länger gefunden und wird im Februar auch mit der Arbeit beginnen. Martin Reisser ist im Hüfinger Rathaus kein Unbekannter, hat er doch schon als Praktikant hier gearbeitet. Aktuell beendet er sein Studium in Kehl. "Wir fanden ihn so gut, dass wir bereit waren, bis Februar auf ihn zu warten", sagt Kollmeier. Gerade im Bereich Digitalisierung habe Reisser mehr Qualifikationen als der durchschnittliche FH-Student.

Dann gebe es noch eine offene Stelle im Bereich Tourismus. Hier werde aber bewusst aktuell niemand gesucht. Der Grund: die Corona-Pandemie und der damit brach liegende Aufgabenbereich. "Die Alternative wäre, dass wir jemanden einstellen und ihn dann gleich in die Kurzarbeit schicken", erklärt Kollmeier. Doch sobald es im Bereich Tourismus wieder mehr zu tun gibt, würde auch diese Stelle wieder besetzt.

Bleibt noch das leidgeprüfte Bauamt. An dessen Spitze hatte es in den vergangenen Jahren viel Vakanz gegeben und wenn ein Chef da war, blieb er meist nicht lange. Die letzte Bauamtschefin trat zum 1. April ihren Dienst an und ist nun nicht mehr im Hüfinger Rathaus zu finden, dafür im neuen Jahr dann im Schramberger Rathaus. Die Suche nach einem Nachfolger für Schmidtmann-Deniz läuft bereits. Die Bewerbungsfrist ist abgelaufen und nun werden die Kandidaten gesichtet. Voraussichtlich Ende Januar, in der nächsten Gemeinderatssitzung, könnten sich die möglichen Kandidaten dem Gremium präsentieren, denn dieser Amtsleiter werde von den Stadträten gewählt. Bewerber gibt es laut Kollmeier, der sich aktuell verstärkt um das Bauamt kümmert und dort nach dem Rechten sieht, allerdings schon einige.

Bleibt noch die Technikerstelle, die offen ist, seit Gerhard Hopfinger im Herbst nach 38-jähriger Tätigkeit als Tiefbautechniker im Hüfinger Stadtbauamt verabschiedet wurde. Er war einer derjenigen, die einfach das Rentenalter erreicht hatten. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich schwierig. "Dieses Problem haben allerdings nicht nur wir", sagt Michael Kollmeier.

Sachbearbeiterin nimmt berufliche Auszeit

Bautechniker wären aktuell nun einmal sehr schwer zu finden und trotz mehrerer Anläufe sei es noch nicht gelungen, die Stelle mit eigenen und auch "anderen Mitteln" zu besetzen. Was unter anderen Mitteln zu verstehen ist? In der freien Wirtschaft spricht man vom Headhunter, der qualifiziertes Personal sucht. Übergangsweise habe man allerdings "in Teilen eine gute Lösung" gefunden. Die Aufgaben des Tiefbauingenieurs werden von extern wahrgenommen. Doch schon aus Kostengründen wäre eine baldige Lösung gut.

Für einige Spekulationen hat derweil die jüngste Stellenausschreibung der Stadt Hüfingen gesorgt. Gesucht wird ein Sachbearbeiter im Vorzimmer des Bürgermeisters. Sonja Fitzner wird im Sommer 2021 das Rathaus nach dann 32 Jahren verlassen – allerdings nicht, weil es ihr nicht mehr gefällt. "Wir haben sehr gerne zusammengearbeitet und haben das beste Verhältnis. Sie wird sich nur eine berufliche Auszeit nehmen", sagt Kollmeier, der diese Entscheidung zwar bedauert, aber nachvollziehen kann. Die Suche läuft bereits.

Auch 2021 gebe es einige Stellen, die altersbedingt neu besetzt werden müssen. Man sei aber darauf vorbereitet. So bilde man beispielsweise auch entsprechend aus, um dann den Erfahrungsverlust vermeiden zu können.

Die Kündigung der Bauamtschefin Petra Schmidtmann-Deniz scheint noch Nachwehen zu produzieren. Schließlich ging sie nach eigenen Angaben nicht, weil ihr die Arbeit oder die Stadt Hüfingen nicht gefallen habe, sondern weil sie nicht so innovativ arbeiten hätte können, wie sie das gewohnt war und ständig ausgebremst worden sei. "Das haben wir noch nie so gemacht" oder "Das haben wir schon immer so gemacht" habe sie oft zu hören bekommen. Schmidtmann-Deniz sprach nach ihrer Kündigung im Oktober von "veralteten Strukturen" und einem "engen Korsett".