Eine Impression der Protestfahrt zu einem Supermarkt-Lager in der Gemeinde Murr: Mit Aktionen dieser Art möchte die landwirtschaftliche Verbindung LsV ihren Anliegen ausdrucksstark Gehör verschaffen.Foto: Kölle Foto: Schwarzwälder Bote

Teilhabe: Fürstenbergerin engagiert sich für Landwirte

Hüfingen-Fürstenberg. Billigfleisch, Tierquälerei, Antibiotikaresistenzen: In der heutigen Zeit scheinen Themen rund um die Landwirtschaft nicht selten negativ behaftet zu sein. Aber Nachhaltigkeit und ökologischer Anbau sind wichtige Komponenten, um die Gesundheit von Mensch und Natur zu schützen – insbesondere in ländlich geprägten Regionen. Das Herz von Marianne Bäurer schlägt deshalb für die Landwirtschaft. Seit über neun Monaten setzt sich die Tochter eines Fürstenberger Landwirtes für grüne Themen ein. Sie ist Teil der landwirtschaftlichen Verbindung "Land schafft Verbindung" (LsV). Die 25-jährige Gärtnerin war auch Teil einer Treckerfahrt nach Stuttgart, um ihre Anliegen zu verdeutlichen. Doch wie steht es zurzeit um die Bewegung?

"Bei den Landwirten in Fürstenberg hat sich nicht allzu viel verändert", sagt Marianne Bäurer. Im ländlichen Raum des Hüfinger Ortsteils habe sie aber immer wieder Besuch im Stall oder auf den Feldern bekommen, besonders von Kindern und Familien: "Die Neugierde besteht." Im Gespräch erfahre sie auch Zuspruch für regionale Lebensmittelproduktion sowie Freude über die Transparenz der Futtermittelproduktion bis hin zur Fleischverarbeitung.

"Die Verbindung LsV erfährt auch verstärken Zuspruch der Bevölkerung, mit dem Wunsch, gemeinsam etwas zu bewegen oder zumindest bei Politik und Verbrauchern gehört zu werden", so Bäurer. Es brauche noch viele Gespräche in der Politik. Auch müsse wieder Verständnis und Wertschätzung für die landwirtschaftliche Arbeit und die Erzeugnisse in den Mittelpunkt der Gesellschaft rücken. Das Bewusstsein für gute, regionale und saisonale Lebensmittel müsse bei jedem Verbraucher weiter gestärkt werden. "Und das geht nur gemeinsam", sagt die 25-Jährige. Jeder Bürger könne bei jedem seiner Einkäufe mitbestimmen, wie es der hiesigen Landwirtschaft geht: "Man kann sich im Supermarkt bewusst für Regionalprodukte entscheiden. Dazu muss man nicht nur im Hofladen einkaufen."

Und wie sieht es auf Landesebene aus? Einige Ziele sind laut Wolfgang Kölle, Sprecher der LsV Baden-Württemberg bereits verwirklicht. "Die Wertschätzung der Lebensmittel steigt, jedoch nicht in allen Bevölkerungsgruppen", sagt er. Auch in der Politik habe es erste Erfolge gegeben: "Zwar konnten wir die neue Düngeverordnung nicht abwenden, jedoch gab es eine Überprüfung und dadurch eine Standardisierung der Messstellen", erklärt Kölle. Die Verbindung führe zudem auch Gespräche mit dem Lebensmitteleinzelhandel, um dort die Forderungen der Landwirte vorzutragen. "Wir fanden auch sonst bei vielen Politikern ein offenes Ohr, die bisher zwar Zusagen gemacht haben, aber die Umsetzung ist in der Landwirtschaft noch nicht fühlbar angekommen", so Kölle.

"In der Politik sind dicke Bretter zu bohren", sagt Wolfgang Kölle. Es falle den Politikern schwer, Fehler öffentlich kundzutun oder gar Konsequenzen daraus zu ziehen", sagt er. Allerdings setze sich der Baden-Württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk mehr für Bauern ein: Er finanziert in Zusammenarbeit mit Landwirten eine Kampagne, die regionale Lebensmittel fördert. Die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner führe zudem Gespräche mit der LsV. Im Zuge dessen habe Klöckner auch eine landwirtschaftliche Kommission ins Leben gerufen, "wobei die Ergebnisse daraus noch völlig im Dunkeln sind", so Kölle.

Die ersten Wochen der Corona-Zeit haben sich laut Kölle deutlich positiv auf die regionale Vermarktung ausgewirkt. Leider habe das bewusstere Kaufverhalten nur kurze Zeit angehalten. Mittlerweile sei die Situation wieder nahezu gleich wie vor dem Virus.

Zudem werde der Weltmarkt durch das Coronavirus, die Afrikanische Schweinepest und internationale Freihandelsabkommen stark beeinträchtigt. Kölle betont, das gehe an den Landwirten nicht spurlos vorbei. Die Verluste der Landwirtschaft liegen ihm zufolge bereits im Milliardenbereich.

Die landwirtschaftliche Verbindung "Land schafft Verbindung" (LsV) kritisiert das Agrarpaket der Regierung, denn die Umsetzung sei mit erheblichen Einschränkungen und deutlichen Mehrkosten bei sinkenden Erträgen verbunden. Laut der LsV wird so die regionale Lebensmittelproduktion weiter geschwächt. Das Resultat: Der Lebensmittelimport werde steigen, jedoch ohne Beachtung der ökologischen und sozialen Standards im Herkunftsland. Deshalb fordert die Verbindung, dass alle Lebensmittel, die in Europa verkauft werden, auch dem gleichen Standard entsprechen. So könne eine höhere Wertschöpfung in den Betrieben ankommen. Auch die regionalen Produkte würden dadurch gefördert. Die Bewegung setzt sich darüber hinaus für Insekten- und Naturschutz, sauberes Grundwasser, gesunde Lebensmittel, klimaschonende Landwirtschaft und das Tierwohl in den Ställen ein. Dies müsse jedoch mit der Finanzierung der Gesellschaft verknüpft werden, so die Verbindung.