Markus Gilly hat das Haus am Sennhof 2014 gekauft, ein Jahr später angefangen, es nach seinen Plänen umzugestalten. Dabei sind nur die Außenmauern stehen geblieben, innen wurde das 170 Jahre alte Haus völlig entkernt. Foto: Lendle Foto: Schwarzwälder Bote

Sanierung: Markus Gilly verwandelt Immobilie in der Hüfinger Altstadt zu einem Schmuckstück

Wenn ein Haus erzählen könnte, würde das alte ehemalige Bauerneckhaus auf dem südlichen Sennhofplatz von seinem Glück berichten.

Hüfingen. Dem Glück nämlich, dass jemand erkannt hat, was in ihm steckt und dass es in Zukunft seinen neu gewonnenen Charme in der Hüfinger Hinterstadt versprühen kann.

Denn das frühere Bauernhaus hat seit vier Jahren in Markus Gilly einen neuen Eigentümer und Besitzer, der es mit viel Eigenleistung und dem entsprechenden Know-how fachmännisch Stück für Stück in ein sehenswertes Wohndomizil umbaut. Das Haus mit bester Adresse fürs Wohnen mitten im Städtle liegt obendrein an exponierter Stelle und bietet nicht nur beste Aussicht aufs Geschehen in diesem sehenswerten Stadtbereich, sondern lässt auch von allen Seiten Licht und Sonne herein. Das gehört zu den Stärken dieses Hauses, die Markus Gilly vor vier Jahren bei einem Rundgang durch die leer stehende Immobilie gleich erkannt hat.

Wenn das alte Haus erzählen könnte, würde es auch von seiner Entstehung und seinem Nutzen berichten und davon, dass schon mehrere Generationen in seinen dicken Mauern lebten. Entstanden ist vor mehr als 170 Jahren und wurde wie alle umliegenden Häuser in der Altstadt als Bauernhaus genutzt. Deshalb gehörten auch ein Stall und ein Schopf dazu.

Doch das Haus Nummer zehn am Sennhofplatz/Ecke Hinterstadt hatte noch einen Vorzug, denn davor befand sich eine der beiden eisernen Tränken des Sennhofplatzes, zu dem das Vieh am Abend getrieben wurde. Selbstverständlich war diese Viehtränke damals schon Treffpunkt zum Austausch allerhand Neuigkeiten aus dem Städtle. So erinnert sich Peter Marx, der sich mit der Geschichte der Hüfinger Altstadt auskennt wie kaum ein anderer.

Das Haus würde auch erzählen, dass es sich noch vage an seinen ersten Besitzer erinnern kann. Ein Viktor Gäßler aus Unterbaldingen und eine Josefa Burger gründeten hier ihre Familie. Zuletzt lebten hier in vierter Generation der Schreinermeister Karl Rosenstiel und seine Ehefrau Elfriede. An den 1925 geborenen Karl Rosenstiel können sich noch etliche ältere Bürger erinnern. Der als "Bänkle-Schriener" bekannte Rosenstiel nutzte als Rentner den ehemaligen Stall seines Hauses als Schreinerei und zimmerte in erster Linie Bänke aller Art sowie Stühle und Tische und stellte sie bei schönem Wetter für alle sichtbar vors Haus in die Sonne. Nach Rosenstiels Tod begann für das Haus eine traurige Zeit, denn es stand mehrere Jahre leer. Ein zwischenzeitlicher Käufer fing zwar innen mit der Entkernung des Hauses an, entschloss sich dann aber doch zum Verkauf.

Als Markus Gilly zufällig davon erfuhr, weckte es sein Interesse. "Obwohl ich in meinem Elternhaus schräg gegenüber lebe, habe ich zuvor nie daran gedacht, das Haus zu kaufen", erzählt der 42-jährige Bauingenieur. Nach einem Rundgang durch die Immobilie erkannte er die gute Bausubstanz und entschloss sich zum Kauf und zur Wiederbelebung. Seit 2015 verbringt Gilly seine komplette Freizeit mit dem Entkernen und der völlig neuen Innengestaltung seiner Immobilie. Seine Ausbildung als Maurer und sein Beruf als Bauingenieur kommen ihm dabei sehr zu Gute.

"Das komplette Haus wurde innen abgerissen, nur die dicken Außenmauern blieben stehen. Mit dem tiefer gelegten Keller, den Einbezug des ehemaligen Stalles und der Werkstatt entsteht hier nach meinen Plänen auf drei Ebenen bis unters neu gedeckte Dach Wohnraum", erzählt der Bauherr, der im Dachgeschoss mit Südbalkon wohnen wird. Die beiden unteren Stockwerke will er vermieten. Die groben Arbeiten hat er allesamt mit Helfern selbst bewältigt, zeitweise fuhr sogar ein Bagger durchs Haus. Für die Feinheiten holte er sich die entsprechenden Fachleute. Dass er sich in seinem Haus bereits wohl fühlt, davon zeugen diverse Hocks und Festle, die hier schon statt fanden. Der Tubist der Hüfinger Stadtmusik feierte seinen 40. Geburtstag und schon mehrmals Weihnachten mitten in der Baustelle. Der hell erleuchtete Christbaum verbreitete seinen Glanz sichtbar in der Hinterstadt. Und zum Töpfermarkt verlieh er seiner Baustelle mit Tisch, Stuhl und Blumenvase im offenen Fensterausschnitt das passende Ambiente. Mit mehr als 4000 geleisteten Arbeitsstunden fühlt er sich in seiner geordneten Haus-Baustelle schon richtig daheim. Obwohl er das Gröbste hinter sich hat, wird es wohl noch ein Jahr dauern, bis das Haus wieder mit Leben gefüllt ist.