Am 30. Januar 2010 erhielt Wolfgang Neuß – hier zusammen mit seier Frau Luise – die Bürgermedaille in Gold. Foto: Archiv Gräff Foto: Schwarzwälder-Bote

Wolfgang Neuß ist am Montag im Alter von 91 Jahren gestorben / Leidenschaft für die Stadtgeschichte

Von Fritz Gebauer

Hornberg. Wolfgang Neuß ist tot. Mit ihm verliert Hornberg eine markante Persönlichkeit und einen engagierten und verdienten Mitbürger. Neuß starb am Montag.Neuß hatte erst im Januar seinen 91. Geburtstag gefeiert. Dennoch kam sein Tod für seine Angehörigen und alle, die ihn als agil und umtriebig kannten, völlig überraschend. Mit Hornberg verband den in Mannheim-Neckarau geborenen Sohn eines Architekten als erstes seine neunjährige Tätigkeit als Stadtbaumeister, die er in den 50-er Jahren ausübte. Sein Metier hatte Wolfgang Neuß von der Pike auf gelernt.

Erst kam die Maurerlehre, dann eine Tätigkeit als technischer Zeichner und schließlich das Studium am Badischen Staatstechnikum in Karlsruhe. Der Krieg unterbrach die Karriere, denn 1940 wurde Wolfgang Neuß eingezogen, war an der Westfront und in Rußland im Einsatz.

Wohlbehalten wieder in der Heimat, ging es beruflich aufwärts. Am 29. Januar 1953 stellte sich der junge Architekt auf dem Hornberger Rathaus als Bewerber für das Amt des Stadtbaumeisters vor und bekam bereits einen Tag später die Zusage.

"Als ich am Samstag, 15. Februar 1953, meinen Dienst antreten wollte, war das Rathaus wegen Fastnacht geschlossen", erinnerte sich Neuß in seinen Memoiren. Mit der Fasnet und der Narrenzunft sollte er später noch viel zu tun bekommen, aber auch dem Historischen Verein, dem Fußballclub und dem Schützenverein war Neuß stark verbunden. Vielfach gehörte er zu den Gründungsmitgliedern, war sportlich und als Funktionär bis auf Landesebenen hinauf erfolgreich und prägte so manche Entwicklung mit.

Beruflich tat sich in dieser Zeit eine Menge, denn Hornberg war von Bomben stark getroffen und hatte auf vielen Gebieten einen starken Nachholbedarf. Zahlreiche Wohnhäuser wurden unter der Regie von Wolfgang Neuß gebaut, Wasser- und Abwasserleitungen eingebracht, der Sportplatz entstand neu. Aus dem Mannheimer war derweil ein Hornberger geworden und zwar vollends, als er die Hornbergerin Luise Ecker heiratete.

Dennoch gab es eine "Pause" in der Beziehung zu Hornberg, als Wolfgang Neuß eine Tätigkeit beim Hochbauamt in Offenburg annahm. Mit seiner Pensionierung im Jahr 1980 zog es ihn aber mit Macht wieder nach Hornberg. Hier hatte er inzwischen in der Hausenstein-Straße ein Haus gebaut, von dem aus er später in sein heutiges Domizil am Hohenweg umzog.

Auch und besonders als Pensionär entfaltete der Verstorbene besondere Aktivitäten. Er entdeckte seine Leidenschaft für die geschichtliche Vergangenheit Hornbergs, gründete das Stadtmuseum und den Förderverein, schrieb etliche Bücher über die Herren von Hornberg, auch über die Schützengesellschaft als ältesten Verein der Stadt. Von 1980 bis 1989 gehörte er dem Gemeinderat an. Seine vielfältigen Aktivitäten fanden auch höheren Ortes Anerkennung und so gab es für Wolfgang Neuß zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen. So bekam er das Bundesverdienstkreuz verliehen und von der Stadtgemeinde die Bürgermedaille in Gold, um das Wichtigste zu nennen.

Mit Ehefrau Luise trauern sieben in Hornberg geborenen Kinder, 14 Enkel und zwei Urenkel. Die Trauerfeier findet am morgigen Donnerstag um 14.30 Uhr in der katholischen Kirche Hornberg statt. Anschließend wird Wolfgang Neuß auf dem Hornberger Friedhof beigesetzt.