Die Geschäftsführer metallverarbeitender Betriebe diskutierten miteinander. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

"Gemeinde trifft": Metallverarbeitende Betriebe diskutieren über Fachkräfte- und Wohnraummangel

"Der Kuh, die gute Milch gibt, eine gute Weide bieten." Unter diesem Motto hat Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert nach dem Rekordjahr 2018 in Sachen Gewerbesteuer die "Chefs" der metallverarbeitenden Gutacher Betriebe eingeladen.

Gutach. Referent Hans-Jürgen Brüstle, vielen aus seiner Zeit als Firmenkundenbetreuer bei der Sparkasse bekannt, skizzierte anhand der von Franz Kook auf einer früheren Veranstaltung aufgerufenen Begrifflichkeiten die Problemlagen der Gewerbebetriebe. Mangel: In der ersten Diskussionsrunde vermeldeten die Geschäftsführer Schwierigkeiten in der Gewinnung neuer Facharbeiter. Ausgebildete Zerspanungsmechaniker fänden nur selten den Weg nach Gutach und für die Schulabgänger sei die Metallbranche mit der körperlichen Arbeit mit Öl und Dreck nicht mehr attraktiv. "Alle wollten studieren" oder wenigstens nach der Lehre recht bald den Techniker draufsatteln.

Daniel Grimm (QS Grimm) hatte in seinem Betrieb für das Gewinnen neuer Mitarbeiter eigens eine "Integrationsbeauftragte" installiert, die sich um bezahlbare Mietwohnungen und die Integration neuer Mitarbeiter gekümmert habe. Alle Anstrengungen waren letztlich erfolglos.

Arnd Sauter (Arnd Sauter GmbH) berichtete über eine Aktion Hornberger Gewerbebetriebe mit der Realschule Triberg, für die gleich fünf metallverarbeitende Betriebe ihr Schulmarketing gebündelt hätten und den Achtklässlern so einen Kennenlerntag in der Metallbranche ermöglicht hatten. Vielleicht sei dies ja auch ein Modell für Gutach. Internet: Zur Problematik des schnellen Internets äußerte Grimm den Wunsch, dass alle Betriebe gemeinsam bei der Telekom vorstellig werden könnten. Joachim Schondelmaier (Schondelmaier Presswerk) stellte sich schon bildhaft vor, wie die Gutacher Metaller in einem Gabelstapler-Korso vor der Telekom-Zentrale in Bonn ihren berechtigten Wünschen nach Glasfaser-Kommunikation Nachdruck verliehen. Bürgermeister Eckert schilderte dazu das langsame Mahlen der Mühlen der Bürokratie, das die Gemeinde fast zu Untätigkeit verdamme. Wohnungsmarkt: Wesentlich mehr Einfluss habe sich die Gemeinde aber auf dem Wohnungsmarkt mit Grundstückskäufen verschafft. Allerdings habe die Verwaltung gleich drei Bälle gleichzeitig zu spielen, müssten doch auch die Wünsche junger Familien nach dem Einfamilienhaus und die Wünsche der älteren Generation nach barrierefreien kleinen Wohnungen abgewogen werden.

Im Bebauungsplan für den Hasemannweg und möglicherweise auch für das Areal hinter dem Gasthaus Linde könnten so mehrere Objekte mit einer größeren Zahl an Wohneinheiten vorgesehen werden. Weiteres: Bezahlbarer Wohnraum und eine gute Bezahlung seien bestenfalls aber nur die Basis: Schondelmaier erinnerte sich an Vorstellungsgespräche, in denen ihm die Bewerber ihre Absage mit der bescheidenen dörflichen Infrastruktur begründeten. Diese dürfe sich mit Blick auf Kindergarten, Grundschule, ärztliche Versorgung und Einkaufsmöglichkeiten nicht weiter verschlechtern beziehungsweise müsste in Bereichen wie dem öffentlichen Personennahverkehr deutlich verbessert werden.

Auf die Öffnungszeiten des Kindergartens bezogen bedeute der Wunsch nach mehr Betreuung in den Randzeiten zusätzliche finanzielle Mittel. Dazu müsste weiteres Personal gewonnen werden können, spiegelte Gemeinderätin Bärbel Schwendemann den Metallern ihre Personalprobleme wieder. Aus den gleichen Gründen werden zusätzliche Buslinien kaum möglich. Denkbar wäre allerdings ein zusätzlicher Halt der OSB am ehemaligen Bahnhof oder auf Höhe Ortsmitte im Neudorf, vielleicht in Verbindung mit der Neugestaltung des Areals hinter der "Linde"

Auch die B 33-Problematik mit dem Flaschenhals Haslach und der innerörtlichen Lärmbelastung wurde diskutiert. Aus Lärmschutzgründen wird hier kein Weg an einem Maßnahmenpaket vorbeiführen, dass über fest installierte Blitzanlagen zur Sanktionierung von Tempo 50 über den Einbau einer Flüsterasphalt-Decke bis hin zu Tempo 30 in den Nachtstunden reichen könnte. Gemeinderat Thomas Albrecht warb dafür, auch die Variante der Ortsumgehung nicht ganz aus den Augen zu verlieren. 30 Jahre Planungshorizont seien zwar eine sehr lange Zeit, aber das Beispiel Hornberg habe gezeigt, dass bei plötzlichem Geldsegen eine gut geplante Maßnahme schnell viele Plätze im Straßenbauplan in Berlin überspringen könne.