Schön wenn man einem Besuch im Repaircafe die alte Gartenhose wieder anziehen kann. Foto: Morlok

Seit fünf Jahren rettet ein Team alte Geräte und Kleider vor der Entsorgung. An 40 Terminen konnten 60 Prozent der Gegenstände repariert werden.

Horb - Ja nichts wegschmeißen, alles was kaputt ist aufbewahren, denn vielleicht kann man es irgendwann wieder als Ersatzteil gebrauchen oder sogar reparieren. Das ist die Grundphilosophie der sparsamen Schwaben, die gerne tüfteln und basteln.

So manch "altes Glomb" kann man wieder nutzen. Auf diese Grundhaltung aufbauend und mit dem Gedanken an einen besseren Wirtschaftskreislauf und die Hilfe zur Selbsthilfe durch ehrenamtliche Experten wurde vor fünf Jahren das Repaircafé Horb gegründet.

Viele helfen bei der Gründung

Die Arbeiterwohlfahrt Horb, die Bruderhaus Diakonie, das Bündnis für Familie der Stadt Horb, die Caritas Schwarzwald-Gäu, der Dekanatsausschuss für Kirche, Verbände und Arbeitswelt des Katholischen Dekanats Freudenstadt, die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) und die KAB-Gruppen Nordstetten und Grünmettstetten stiegen mit einem Einsatz von jeweils 100 Euro bei der Gründung am 2. Februar 2017 in das Projekt ein, und die laufenden Kosten werden seither über Spenden und Zuschüsse gedeckt.

Auch Kleingeräte werden repariert

Eine tolle Idee also, denn wie oft hört und liest man, dass die Hersteller sogenannte Sollbruchstellen in ihre Geräte einbauen, die diese dann nach einer bestimmten Laufzeit einfach stilllegen. Der Fernsehmonteur erzählt dann was von einer neuen Platine, die teurer ist als ein Neugerät und der Herr, der die Spülmaschine reparieren soll, schüttelt nach zwei Stunden vergeblicher Fehlersuche den Kopf, stellt eine saftige Rechnung aus und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Doch es müssen nicht immer Großgeräte sein, die kaputt gehen. Das fällt der alte Toaster plötzlich aus, der Fadentransport der Nähmaschine bewegt sich nicht mehr oder das große Loch in der liebgewonnenen Hose, mit der man so prima im Garten arbeiten kann, sollte dringend geflickt werden. Glücklich die Menschen, die ihr defektes Teil dann in so ein Repaircafé bringen können, wo es, wenn möglich, für kleines Geld wieder instandgesetzt wird.

Michael Laschingers Häcksler

Michael Laschinger hatte bei der Jubiläumsveranstaltung am Donnerstag letzter Woche so ein Erfolgserlebnis. Sein Häcksler, nigelnagelneu, gerade erst Ende der 1980er Jahre beim Baumarkt Fink gekauft, und laut Typenschild gebaut zu Zeiten, als man noch vierstellige Postleitzahlen hatte, lief nicht mehr. Bei seinem letzten Besuch im Repaircafé Horb, das immer am ersten Donnerstag im Monat seine Tore in der Bruderhauswerkstatt für jedermann öffnet, stellte der Bittelbronner Tausendsassa Johann Kocheise fest, dass ein Kondensator kaputt ist. "Aber ich hab’ noch so ein Ding zuhause, das bau ich dir das nächste Mal ein", versprach er und hielt Wort.

Hohe Erfolgsquote

Der Herr Laschinger konnte wieder häckseln und freute sich wie Bolle, dass sein Häcksler wieder lief. Und so ging es an diesem Nachmittag einigen Leuten, die mit ihren defekten Geräten oder Klamotten bei den elf ehrenamtlichen Experten vorbeischauten, um zu erfahren, ob eine Chance besteht, dass ihrem defekten Gegenstand neues Leben eingehaucht wird.

Und diese Chancen sind gut, denn über 60 Prozent der vorbeigebrachten Dinge konnten bei den bisherigen mehr als 40 Terminen repariert werden.

Mit von der Partie waren bei der Fünf-Jahres-Feier auch Vertreterinnen und Vertreter der Institutionen, die diese besondere Art der Reparaturwerkstatt seit Beginn an tragen. Selbst Dekan Anton Bock schaute vorbei und überzeugte sich vor Ort von der Leistungsstärke des Repaircafés. Genau wie die Caritas und die KEB hatte auch der Landkreis Freudenstadt einen kleinen Infostand zum Thema Abfallwirtschaft aufgebaut und Damen von der Bruderhaus-Diakonie versorgten die Besucher mit Kaffee und warmen Roten.

Den elf Ehrenamtlichen dankten die Veranstalter jeweils mit einer Sonnenblume, und alle zeigten sich an diesem Nachmittag zuversichtlich, dass die Erfolgsgeschichte des Horber Repaircafés auch noch weitere fünf Jahre fortgeschrieben wird und es am Ende des Tages heißt: "Nix ist unmöglich und Wunder werden sofort erledigt."