Einfach mal rein ins Gedränge: Ein Cabriofahrer schlängelte sich bei der Nachtübung durch die Einsatzfahrzeuge. Foto: Morlok

Übung fordert von Mannschaften umsichtiges Vorgehen und viel Hintergrundwissen.

Horb-Mühringen - Zu einer recht spektakulären Nachtübung hatte die Feuerwehrabteilung Mühringen unter Leitung ihres Kommandanten Michael Kramer eingeladen. Bei der Übungsannahme ging man von einem Verkehrsunfall aus.

Die Probe-Dramaturgie: Aufgrund zu hoher Geschwindigkeit kam ein mit drei Personen besetztes Auto von der Straße ab. Er überschlug sich und blieb im Bereich zwischen Bahnschranke und der Tankstellenkreuzung liegen. Als die Wehr aus Mühringen eintraf, hatte sich bereits durch die Motorwärme ein kleines Feuer im vorderen Bereich der Unfallstelle gebildet, das auch die Vegetation am Ufer der Eyach an einigen Stellen entzündet hatte. Was die Helfer, zu denen neben den mitalarmierten Wehren aus Bad Imnau, Felldorf und Bierlingen auch das DRK Mühringen gehörte, beim Eintreffen am Unglücksort nicht wussten: Zwei der Autoinsassen irrten mit Schock und Verletzungen in der Gegend umher. Ebenso konnten die Helfer erst nach genauer Erkundung der Gesamtlage feststellen, dass Flüssigkeiten aus dem havarierten Fahrzeug auslaufen und somit die Gefahr einer Verschmutzung des nahe gelegene Gewässers besteht.

Die Unfallstelle wurde umgehend ausgeleuchtet, und aus drei Feuerwehrfahrzeugen wurde Wasser für die ersten Löscharbeiten bereitgestellt. Parallel zu den Löschangriffen wurde der Brandschutz am Unfallfahrzeug sichergestellt. Das Fahrzeug, das vom Autohaus Kronenbitter für diese Übung zur Verfügung gestellt worden war, musste zuerst stabilisiert werden, bevor ein Team aus der Abteilung Mühringen mit der Menschenrettung beginnen konnte. Während die Wehrmänner den schwer verletzten Fahrer (Übungspuppe) aus dem Wagen holten und an das DRK übergeben konnten, bauten die Kameraden aus Bad Imnau eine Ölsperre in der Eyach auf.

Die Einsatzkräfte aus Felldorf und Bierlingen leuchteten den Eyachbereich (bei der Ölsperre) sowie den Landeplatz für den Hubschrauber, der zum Transport des Verletzten im Normalfall notwendig geworden wäre, aus.

Realer Gefahrenpunkt: ein Schaulustiger

Ein echter Rettungshubschrauber kam natürlich nicht, so realistisch ist dann doch keine Übung. Für Realismus pur sorgte dagegen ein Herr, der im offenen Cabriolet und mit seinem Hündchen auf dem Beifahrersitz rücksichtslos in den abgesperrten Bereich einfuhr und sich seinen Weg durch die dicht beieinanderstehenden Einsatzwagen bahnte. Dabei war ihm auch anscheinend egal, ob er mit seinem Verhalten Feuerwehrleute im Einsatz behinderte oder gar gefährdete. Ortsvorsteherin Monika Fuhl regte sich darüber ebenso wie Übungsbeobachter Bürgermeister Ralph Zimmermann maßlos auf. "So eine Rücksichtslosigkeit, so eine Respektlosigkeit gegenüber all den Helfern", stellten beide fest. Äußerlich völlig unbeeindruckt zeigte sich dagegen Stadtkommandant Markus Megerle, der in seinen vielen Dienstjahren schon andere Störenfriede aus den Reihen der Schaulustigen erlebt hat.

Dass das Manöver des Mühringer Bürgers natürlich Nachahmer fand, versteht sich von selbst. Niemand wollte mehr den kleinen Umweg fahren, und so bildeten mehrere Autos hintereinander ein zusätzliches Problem an der Unfallstelle. Der Grund dafür, dass man den Unfallbereich nicht mit großer Mannstärke absichern konnte war der, dass jede entbehrliche Einsatzkraft gebraucht wurde, um die zwei Vermissten, die sich aus dem Auto hatten retten können, zu suchen.

Nach gut 40 Minuten waren alle Gefahren gebannt, die Vermissten wurden entdeckt und ebenfalls vom DRK versorgt. Die angenommen Brände auf dem Areal waren gelöscht, und auch die Ölsperre in der Eyach konnte abgebaut werden, da die Wehr die austretenden Flüssigkeiten gebunden hatte. Klar, dass nach so einer Meisterleistung unter erschwerten Bedingungen das Lob von allen Seiten recht üppig ausfiel.

Die Wehren aus den Feuerwehr-Abteilungen Mühringen, Bad Imnau, Felldorf und Bierlingen sowie die DRK-Ortsgruppe Mühringen haben wieder einmal ihre Schlagkraft und ihr Können unter Beweis gestellt und so eindrücklich demonstriert, dass man sich auf sie in jeder Situation verlassen kann.