Mit einem Sprung über das Band eröffnen Schüler des Martin-Gerbert-Gymnasiums die neue Laufbahn, angefeuert von Vertretern der Stadt. Foto: Schlotthauer

Stadt erneuert Bahn für 223.000 Euro. Firma Bosch-Rexroth könnte auf Stadion-Fläche bauen.    

Horb - Für 223.000 Euro hat die Stadt die Laufbahn im Horber Stadion erneuert. Zur Eröffnung waren Vertreter der Stadt, der weiterführenden Schulen und des Sportvereins gekommen - und von Bosch-Rexroth. Von der Firma hängt es ab, wie lange die Stadt das Stadion nutzen wird.

Die Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Peter Rosenberger verzichtete darauf, feierlich das Band durchzuschneiden, das sie über die neue Laufbahn gespannt hatten. Die symbolische Eröffnung übernahm stattdessen die 7b des Martin-Gerbert-Gymnasiums: Mit einigen Metern Anlauf sprinteten die Mädchen und Jungen auf das Absperrband zu und sprangen schwungvoll hinüber.

Neue Bahn erstrahlt in Blau

Damit hat das Horber Stadion nach 30 Jahren wieder eine neue Tartanbahn. Die alte Bahn war zuletzt in einem "katastrophalen Zustand", wie Michael Heim, Vorsitzender der ASV Leichtathletik-Abteilung, berichtete. Auch OB Rosenberger gab zu: "Gegen Ende hatte die Bahn so viele Löcher, dass die Benutzung fast schon gefährlich war." Gute 223.000 Euro hat die Sanierung gekostet, 44.000 davon sind ein Zuschuss vom Land Baden-Württemberg. Die sanierte Fläche beträgt 5000 Quadratmeter und wird von 4000 Metern Linien sowie über 300 Symbolen und Zahlen geziert.

Ins Auge sticht die Farbe: Anstatt sich in dem bisherigen verwaschenen Rot zu erstrecken, erstrahlt die neue Bahn nun in einem knalligen Blau – auf Wunsch von OB Rosenberger. "Zu meiner eigenen Leichtathletik-Zeit kamen gerade die ersten blauen Bahnen auf, zum Beispiel im Olympiastadion in Berlin", schwärmte er. "Ich hoffe, dass es den Jugendlichen einen zusätzlichen Motivationsschub gibt, auf einer Bahn zu laufen, die dank ihrer Farbe etwas Besonderes ist."

Weicher Bahnbelag

Da die Bahn nach vierwöchiger Sanierungszeit bereits Ende Juli fertig gestellt wurde, gibt es schon erste Rückmeldungen: "Wir sind zufrieden", verkündete Michael Heim. Allerdings sei der Belag relativ weich, fügt er hinzu. Im Training sei das positiv, weil ein weicherer Boden die Gelenke mehr schone als ein harter. Aber bei Wettkämpfen würden sich auf einem harten Untergrund bessere Zeiten erzielen lassen. Grund für die Bahnbeschaffenheit ist, dass sich der rote immer noch unter dem blauen Belag befindet. "Die alte Bahn zu entsorgen wäre sehr mühsam gewesen, auch weil sie auf den Sondermüll gemusst hätte. Die Lösung, die wir gefunden haben, ist einfach kostensparender", erklärte OB Rosenberger auf Nachfrage.

Nicht nur die Leichtathletikabteilung zeigte sich glücklich. "Das ist ein schöner Tag für den Schulsport", wandte sich Götz Peter, Rektor der Gemeinschaftsschule, an die Siebtklässler des Martin-Gerbert-Gymnasiums. Auch seine eigenen Schüler werden – wie alle Schüler aller weiterführenden Schulen in Horb – die Sportanlage nutzen. Insgesamt seinen alle Sportstätten in Horb von den Schulen nahezu ausgebucht, erzählte er gegenüber unserer Zeitung. "Teilweise müssen wir sogar in die Hallen der Teilorte ausweichen."

Mit diesen Hallen wird auf die Stadt in den nächsten Jahren einiges an Kosten zukommen. Viele von ihnen sind kurz nach den Eingemeindungen in den 1970er-Jahren gebaut worden, entsprechend 40 bis 50 Jahre alt und sanierungsbedürftig. Die nächste große Investition im Bereich Sport ist jedoch die Renovierung der Stadionhalle. Über zwei Millionen Euro werden diese Arbeiten kosten, wobei der Bund mehr als eine Million Euro übernimmt.

Wie lange es dauern wird, bis die Stadt erneut in eine Laufbahn investieren muss, hängt zum einen davon ab, wie gut sie gepflegt wird. Zehn bis zwölf Jahre seien überhaupt kein Problem, sofern die Bahn regelmäßig von Moos befreit werde und keine schweren Maschinen auf ihr fahren würden, ist Ulrich Fleig von der ausführenden Firma Polytan zuversichtlich. Auch zwanzig Jahre Lebenszeit seien nicht unüblich.

Bosch-Rexroths Pläne

Zum anderen spielt aber auch der unmittelbare Nachbar des Stadions eine entscheidende Rolle, Bosch-Rexroth. Die Tochterfirma der Robert Bosch GmbH ist der wichtigste Arbeitgeber in Horb, und sollte sie ihr Werk jemals ausbauen wollen, gibt es für sie nur eine Erweiterungsfläche: Dort, wo das Stadion steht. Weil die Stadt keine Arbeitsplätze gefährden möchte, hat sie den Bebauungsplan bereits 2012 dahingehend geändert, dass auf dem Stadion-Grundstück auch Fabrikhallen stehen dürften.

Zur Eröffnung der Laufbahn war deshalb auch Alexander Plaz, Betriebsrat-Vorsitzender des Bosch-Rexroth Werks gekommen und wurde von OB Rosenberger begrüßt. "Wir freuen uns, dass uns Bosch-Rexroth die Garantie geben konnte, zumindest in den kommenden fünf Jahren nicht erweitern zu wollen", so Rosenberger. "Das haben wir bei unserem Beschluss, die Laufbahn zu erneuern, natürlich bedacht."

Plaz äußerte im Gespräch mit unserer Zeitung die Einschätzung, dass Bosch-Rexroth im Fall einer Erweiterung auf die Stadion-Fläche angewiesen ist. Stehe diese nicht zur Verfügung, drohe die Verlegung der Produktion an einen anderen Ort. Plaz glaubt aber, dass Bosch-Rexroth im Fall einer Vergrößerung die Stadt bei der Schaffung alternativer Sportanlagen unterstützen werde. "Mehr als für fünf Jahre dürfen wir zwar keine offiziellen Prognosen machen. Ich glaube aber nicht, dass in fünf Jahren eine Erweiterung Thema sein wird. Bosch-Rexroth ist ein global agierendes Unternehmen. Produktionsstandorte werden in Zukunft immer weniger in Deutschland geschaffen oder ausgebaut werden, sondern im Ausland – leider", sagte Plaz.