Die beiden Kultur- und Museumsvereinsvorsitzenden Joachim Lipp und Heinrich Raible übergaben im ehemaligen Dominikanerinnenkloster mit einem Buch und einer Bügelflasche zwei Horber Raritäten an die Stadtarchivarin Karoline Adler. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Stadtarchivarin Karoline Adler freut sich über ein Buch und eine Bügelflasche mit Seltenheitswert

Horb. J oachim Lipp und Heinrich Raible, die beiden Vorsitzenden des Horber Kultur- und Museumsvereins, begaben sich in das Horber Stadtarchiv, wo sie an Stadtarchivarin Karoline Adler zwei Raritäten mit Horber Bezug übergaben. Zum einen handelt es sich um die Ausgabe einer preisgekrönten Volkserzählung von Katharina Hofman, zum anderen um eine alte Bierflasche aus der ehemaligen Genossenschaftsbrauerei Horb.

Dass die im Jahr 1907 bei der Herderschen Verlagshandlung in Freiburg erschienene Volkserzählung "Der Lindenmüller" etwas mit dem Neckarstädtchen Horb zu tun hat, erkennt man bereits am Buchcover, das die Horber Stadtsilhouette mit der Ottilienkapelle und dem Schütteturm zeigt. Der Kultur- und Museumsverein besitzt in seiner Vereinsbibliothek eine Ausgabe, die einst im Besitz des Horber Oberamtsbaumeisters Johann Baptist Bezler war. Verfasst wurde die Volkserzählung, die zur klassischen Gattung der Märchen, Sagen und Schwänke zählt, von der im Oktober 1858 in Fellbach geborenen Erzählerin und Übersetzerin Katharina Hofmann.

Tochter eines Kaufmanns

Die Tochter eines Kaufmanns verlebte ihre Kindheit und Jugend in Horb, wohin ihre Familie 1861 gezogen war. Nach dem frühen Tod der Eltern erhielt die Waise in Rottenburg eine Ausbildung zur Lehrerin. Nach Aufenthalten in Paris, Buenos Aires und Montevideo kehrte Hofmann aus gesundheitlichen Gründen dem Auslandsschuldienst den Rücken und wandte sich in Stuttgart der Schriftstellerei zu. Hofmann verstarb im Juli 1925 in Stuttgart.

Auf ihr Erstlingswerk "Der Lindenmüller" folgten neben einigen Übersetzungen als "preisgekrönte historische Erzählung" 1909 "Das Erbe der Helfensteiner", 1915 der historische Roman "Pfalzgraf Hugo von Tübingen" sowie 1924 der historische Roman "Der reichste Fürst", der neben Erzherzog Albrecht VI. von Österreich den bärtigen Herzog Eberhard I. von Württemberg zum Protagonisten machte, der heutzutage noch in der inoffiziellen Württembergischen Landeshymne besungen wird.

Hauptschauplatz ihrer ersten Erzählung ist die abgegangene obere Horber Stadtmühle, die 1818 zusammen mit der unteren Mühle von der Stadt an die damaligen Pächter verkauft wurde. Das in ihren Jugenderinnerungen wohl großartig wirkende Hab und Gut des damaligen Mühlenbesitzers Franz Josef Raible sowie die Brandkatastrophe, der die obere Mühle im Jahr 1894 zum Opfer gefallen war, mögen Katharina Hofmann zur Volkserzählung angeregt haben, die nach vielen Schicksalsschlägen natürlich mit einem Happy End schließt. Obgleich Horb niemals namentlich erwähnt wird und die Nachbarorte, Straßenzüge oder Wirtshäuser andere Bezeichnungen erhalten haben, erkennt der eingefleischte Neckarstädter sämtliche Örtlichkeiten in der Erzählung auf Anhieb.

Horber Brauerei

Zumindest genauso in Vergessenheit geraten wie die Erzählungen von Katharina Hofmann ist die Horber Genossenschaftsbrauerei, deren Geschichte noch nicht geschrieben ist. Ein altes Emailleschild dieser Genossenschaftsbrauerei war vor ein paar Jahren bei einer Versteigerung für annähernd 1300 Euro unter den Hammer gekommen. Dieser Auktionspreis war für den Kultur- und Museumsverein allerdings eine Hausnummer zu hoch.

Jetzt besitzt das Horber Stadtarchiv wenigstens eine Bügelverschlussflasche mit der Aufschrift "Genossenschaftsbrauerei Horb", deren mit einem Gummiverdichtungsring versehener Zapfen aus Porzellan die Aufschrift "Felsenbräu" trägt.

Die Horber Genossenschaftsbrauerei ging aus der Schwarzadlerbrauerei hervor, die mit einem viereinhalbstockigen Brauereigebäude, einem vierstockigen Malzkelleranbau und einem einstockigen Dampfkesselhaus mit Backsteinkamin 1901 von Albert Steimle an der Scheibenhalde neu erbaut worden war. Im neuen Dampfbrauereigebäude wurde das "Felsenbräu" erstmals in Horb auch in Bügelflaschen abgefüllt, deren Bügelverschluss um 1875 in Berlin erfunden worden war. Dem Hörensagen nach soll die Horber Genossenschaftsbrauerei im Gefolge der Weltwirtschaftskrise anfangs der 1930er-Jahre von der Bier-Brauerei Robert Leicht, die heute in Stuttgart unter dem Namen Dinkelacker-Schwaben Bräu firmiert, übernommen und stillgelegt worden sein. Ein Stück Horber Geschichte, das noch nicht geschrieben ist.