Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Erstes "Bus Bastler Basecamp" auf der Schütte

Rund hundert Kleinbusse parken seit dem gestrigen Freitag beim Campingplatz auf der Schütte, wo das erste "Bus Bastler Basecamp" stattfindet. Die Fahrzeuge stehen für den Lebensstil ihrer Besitzer – und für ein paar von ihnen ist der Bus Wohnung, Arbeitsplatz und Freizeitvehikel in einem.

Horb. Im VW "Bully" oder Ford Transit mal eben nach Südfrankreich oder besser gleich nach Indien: In den Hippie-verträumten Siebzigerjahren galt diese Art zu reisen noch als Standard.

Dass die Liebe zum kleinen Wohnbus nicht erloschen ist und es heute wohl auch wieder mehr Van-Fans gibt, die sich übers Internet suchen und finden, das wird beim Blick in die Reihen der geparkten Kleinbusse am Schütte-Waldrand schnell klar.

Vor den Vans stehen Anbauzelte, Campingtische und Stühle. Die Leute nippen an Getränkeflaschen, plaudern, blinzeln in die Herbstsonne. Um ein großes Lagerfeuer stehen Bänke. Es ist relativ ruhig. Keine dröhnende Musik, kein Fernsehgeblubber, nicht einmal Motorengeräusche. Nur Gelächter, gelegentlich Hundegebell, aber vor allem Gespräche sind die Geräuschkulisse der Bus-Bastler.

Viel zu erzählen gibt es allemal. "Wir haben hier eine gemeinsame Basis, auf der sich jeder versteht. Das Van-Life vereint alle", berichtet Manuel Lemke aus Herrenberg, Organisator des Treffens. Hier geht es also weder um PS, Tuning oder Oldie-Tüfteln. Alles dreht sich ums Leben im Kleinbus und wie sich das bequem und praktisch einrichten lässt. So startet am heutigen Samstag unter anderem ein Holz-Workshop. "Inhalt ist, wie die Inneneinrichtung des Vans gebaut werden kann", erklärt Lemke. Ein Drohnen-Kurs soll den Bus-Fans, die ihre Aktionen gerne von oben fotografieren und online stellen, das nötige Fachwissen vermitteln.

Sogar der Landkreis Freudenstadt beteiligt sich und spendiert einen Wildkräuter-Kurs, denn Küchentipps sind bei den Van-Freunden willkommen. Leben aus der Raviolidose ist verpönt – oft wird stilvoll gekocht. Zum Beispiel bei Natascha Befort und Patrick Theisen, die als Travel- und Lifestyle-Blogger, Freelancer und "House sitter" unterwegs sind. Ihre kleine Küche im Bus verströmt mit Teedosen, Blechtassen und angebräuntem Holz den typischen Vintage-Stil.

Bei Lukas Bürger aus Dortmund-Lünen (Foto ganz oben) und seinem grauen Renault Kombi sieht es praktisch und modern aus. Seit ein paar Monaten lebt der 30-jährige Personal-Trainer und Massierer in seinem Auto, auf dessen Dach er ein Zelt montieren kann. Er genießt es, von einem Auftrag zum nächsten zu touren. "Früher in meinem festen Job bin ich um sechs Uhr morgens mit den ersten Kunden laufen gegangen und abends um zehn tot ins Bett gefallen. Ich hatte nichts mehr von meiner Wohnung." Dann erfährt er von Autodach-Zelten, "und mein Bauchgefühl sagte mir: das wirst du auch machen." Bürger krempelt sein Leben um. Er kündigt die Mietwohnung, verschenkt seine Sachen an Second-Hand-Läden und lebt seither in seinem Auto. Alles eine Frage der Organisation: Zugang zu WC und Dusche hat er über eine Mitgliedschaft in einer Fitness-Kette, und zum Kochen verwendet er zwei Gasplatten. Im Winter versorgt eine Standheizung das Auto mit Wärme, ein Schlauch leitet Warmluft nach oben ins Zelt. Wenn er irgendwo übernachten will, fragt er vorher. "Und es gehört sich so, dass man den Platz am besten sauberer wieder verlässt als er vorher war."

Den Van als Hobbyspaß haben Hans Peter Altwirt (23) und Johannes Müller (24) entdeckt. Sie leben in ihren Wohnungen in Koblenz – doch zum Saunieren geht’s mit dem Bus an wildromantische Orte. Sie haben in ihrem Bus eine mobile Sauna. Müller erzählt: "Die Idee kam uns bei einem Urlaub in Thailand. Wir waren auf einem Berg mit toller Aussicht und dachten uns, wie schön es doch wäre, hier jetzt zu baden." Also bauten sie sich aus Blech eine Badewanne, nahmen die Heizspirale einer Waschmaschine, eine Pumpe und ein Holzfeuer – und der Badespaß konnte losgehen. Später wurde dann auf Sauna umgestellt.

Den alten Hippie-Stil pflegt Marcus Breitfeld. Der 32-jährige Hesse ist ein typischer Internet-Bürger. "Ich arbeite online, brauche nur meinen Computer oder mein Laptop und Internet-Zugang." Und wo immer es den gibt, kann er arbeiten und Geld verdienen. Also auch auf dem Balkan, in Griechenland oder auf den Lofoten.

Überall dort war Breitfeld schon unterwegs. Sein VW-Bus, in dem er seit zweieinhalb Jahren lebt, ist einer von wenigen auf der Schütte, die etwas Hippie-mäßig aussehen: Batiktücher, Yin-und-Yang-Aufkleber, er selbst mit Dreadlock-Matte. "Ich bin ein moderner Hippie. Vom Grundsatz her lebe ich im heute. Aber im Internet."

Weitere Informationen: www.busbastlerbasecamp.de