Peter Zimmermann hat in seinem Leben schon viel angepackt. Foto: Müssigmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsvorsteher von Bildechingen wird heute 75 Jahre alt

Von Lena Müssigmann Horb-Bildechingen. Peter Zimmermann ist Mitglied in zwölf Vereinen, im Ortschafts- und Gemeinderat, seit Kurzem ist er auch Ortsvorsteher in Bildechingen. Er packt überall mit an. Heute feiert er seinen 75. Geburtstag.Einem viel zitierten Spruch zufolge sollte ein Mann in seinem Leben ein Haus gebaut, ein Kind gezeugt und einen Baum gepflanzt haben. Peter Zimmermann hat vier Häuser gebaut, ist Vater zweier Söhne und hat einst etliche Obstbäume in seinem Garten gepflanzt.

Er ist gelernter Gipser. Die besagten vier Häuser hat Zimmermann für seine Familie, zuletzt für sich und seine Frau gebaut. "Die Familie ist mein ein und alles", sagt er, "die drei tollen Enkelkinder sind mein ganzer Stolz." Im engen Familienkreis feiert er heute seinen Geburtstag. Zu einem späteren Zeitpunkt gibt es ein großes Fest in der Zehntscheuer. "Ich schaff‘ gern und ich feiere gern", sagt Zimmermann mit einem Lachen.

Sein handwerkliches Können bringt er uneigennützig ein, wo es gebraucht wird. Auf 30 Projekte kommt er beim Nachzählen: Er hat Friedhofsmauern und Feldkreuze restauriert, das Pfarrhaus in Bildechingen umgebaut und ganze Vereinsheime hochgezogen. Sein aktuelles Projekt ist die Restaurierung des jüdischen Betsaals in Horb.

"Man braucht einen, der vorausgeht bei solchen Projekten, sonst wird es nicht angepackt", sagt Peter Zimmermann. Oft ist er selbst Initiator. Wie viele hundert Stunden er in der Bildechinger Zehntscheuer ehrenamtlich gearbeitet hat, soll aber nicht geschrieben werden. Wohl aber, dass es ein heimliches Markenzeichen für die Bauwerke von Peter Zimmermann gibt: Er baut in diese immer ein Gipsstück mit seinem Handabdruck und Namen ein.

Dass er 2005 vom damaligen Ministerpräsidenten Günther Oettinger als "Stiller Schaffer" geehrt wurde, sei ohnehin schon zu lange her. Dafür betont Zimmermann immer wieder, dass all die Projekte und Bauarbeiten ohne seine Freunde nicht funktioniert hätten. "Es ist ganz wichtig, dass die Leute helfen, in den Ortsteilen wird sehr viel in Eigenleistung gemacht", das freut Zimmermann in seiner Funktion als Gemeinderat (CDU) und Ortsvorsteher von Bildechingen. Die neue Aufgabe hat Zimmermanns vollen Terminkalender durcheinander und ihn selbst etwas unter Druck gebracht. "Aber ich stehe dazu, ich mach das. Weil Bildechingen mir am Herzen liegt."

Warum er für all das seine Freizeit opfert? "Aus Dankbarkeit, dass wir überlebt haben", sagt Zimmermann. Er wurde 1937 in Gaj im heutigen Serbien als Sohn eines Bäckers geboren. Seine Familie gehört zu den Donauschwaben, seine Vorfahren waren 1780 in das Gebiet ausgewandert. "Mein Opa hat sechs Sprachen gesprochen. Unser Ort war multikulti, da haben Deutsche, Ungarn, Serben, Rumänen und Sinti gewohnt." Doch der Zweite Weltkrieg hat das friedliche Nebeneinander zerstört. "Als der Krieg vorbei war, ist der Hass gegen Deutsche ganz groß geworden", sagt Zimmermann. Sein achtes bis elftes Lebensjahr verbrachte er mit der Familie im Arbeitslager Rudolfsgnad, oder "Hungerlager", wie er sagt. Es wühlt ihn auf, von damals zu erzählen. Seine Schwester ist im Lager gestorben, verhungert.

1953 ist Zimmermann nach Deutschland gekommen. 1965 hat er sich in Bildechingen niedergelassen. Er fährt jedes Jahr zwei Mal an seinen Geburtsort, engagiert sich auch dort, schickt Freunden Fahrräder oder Atemschutzgeräte für die Feuerwehr. Im Moment sucht er ein ausrangiertes Feuerwehrauto für die Gemeinde Mramorak.

In seiner früheren Heimatregion hat er ein Gräberfeld für die im Lager Rudolfsgnad umgekommenen Deutschen mitgestaltet. In Mramorak hat er mit Freunden eine Kapelle gebaut und den umliegenden deutschen Friedhof hergerichtet, der samt Kirche nach dem Krieg zerstört worden war.

Aber die Frage, wo er sich zu Hause fühlt, beantwortet er postwendend: "Bildechingen ist Heimat."