Senioren treffen sich bei Zwiebelberda und Federweißem und bekommen gute Tipps von Marliese Gackstatter

Von Peter Morlok

Horb-Grünmettstetten. "Frohes Miteinander" heißt die gesellige Runde, die sich jeden dritten Donnerstagnachmittag im Gemeindezentrum von Grünmettstetten trifft.

Und tatsächlich, es ist eine recht gesellige Runde, die da, betreut von den Damen des karitativen Teams der Mettstetter Kirchengemeinde, an den schön geschmückten Tischen sitzt und sich augenscheinlich blendend unterhält. Kein Wunder, denn das karitative Team hat zur alljährlichen Oktober-Kirbe mit Apfel-, Zwetschgen- und Zwiebelberda geladen, zu denen neben Kaffee und anderen Getränken auch passend zur Jahreszeit der junge Wein, der Federweiße, serviert wurde.

Es sind gut 40 Personen, darunter etwa zur Hälfte Senioren aus Bittelbronn, die in diesem Jahr im Grünmettstetter Gemeindesaal zu Gast sind. "Im nächsten Jahr sind wir dann wieder in Bittelbronn", verriet Margit Dettling, die so etwas wie die heimliche Chefin der Mettstetter-Damen ist, wie zwei Frauen aus ihrem Team erklärten. Es ist in beiden Dörfern schon lange schöne Tradition, dass man sich immer im Oktober abwechselnd besucht, und die Bittelbronner Besucher lobten neben dem exzellenten Kuchen auch ganz besonders die herzliche Gastfreundschaft, mit der sie empfangen und den ganzen Nachmittag lang umsorgt wurden. Man kennt sich, in den Dörfern ist jeder mit jedem um drei Ecken verwandt, und da gibt es natürlich bei jedem Treffen ordentlich was zu erzählen.

Aus diesem Grund war es auch für Marliese Gackstatter, die für das Amt für Missionarische Dienste aus Stuttgart unterwegs ist, nicht ganz leicht, die Aufmerksamkeit der Kirbegäste auf sich zu lenken, obwohl sie mit einem mehr als interessanten Vortrag im Gepäck aus der Landeshauptstadt angereist war. Die kleine Frau, ganz in Schwarz gekleidet, referierte über das Thema "Raum schaffen für Neues – Entrümpeln in kleinen Schritten".

Neben dem ganz pragmatischen Ansatz, dass man sich von dem Zeug, das sich seit Jahrzehnten in irgendwelchen Schubladen festgekrallt hat, oder von dem Sammelsurium, das man hortet, weil man hofft, es irgendwann ja vielleicht doch mal brauchen zu können, trennt, ging es bei dieses Vortrag, der ganz gewollt zum Dialog einlud, auch um den seelischen Müll, den man oft mit sich herumträgt. Sei es der Streit mit dem Bruder oder der Schwester, der seit Jahren schwillt und bei dem niemand mehr weiß, warum man sich nichts mehr zu sagen hat, oder um andere Dinge, die einen belasten.

Marliese Gackstatter riet hier zum Gespräch, bei dem man offen die Probleme und Zerwürfnisse anspricht. Und dies, so lange man es noch kann: "Frieden schaffen im Alter, in der Seele aufräumen, ist genauso wichtig wie den Ballast, den man nicht mehr braucht, einfach wegzuwerfen."

Auch die Referentin wusste, dass es schwer ist, sich von Wohlvertrautem zu trennen und Liebgewonnenes loszulassen. Dies ist mit diesem Ansatz auch nicht gemeint. Sie schlug nicht vor, nach Hause zu rennen, einen Container anzufordern und alles, was man sich ein Leben lang an Erinnerungen zusammensammelte hat, auf den Müll zu werfen, sondern Dinge, die einen stören, die man schon lange Mal erledigen wollte, anzupacken.

Drei Dinge trafen bei diesem "frohen Miteinander" zusammen: die Oktober-Kirbe, der Besuch der Bittelbronner sowie der Vortrag, der teils doch recht nachdenklich stimmte. Alle drei Komponenten machten diesen Nachmittag zu einem besonderen Moment.