Renate und Helmut Burbach sind Ansprechpartner der Selbsthilfegruppe für Aphasie und Schlaganfall Herrenberg. Foto: Wind Foto: Schwarzwälder Bote

Schlaganfall: Betroffene aus der Region treffen sich bei der Selbsthilfegruppe in Herrenberg

Seit 25 Jahren gibt es die Selbsthilfegruppe für Aphasie und Schlaganfall Herrenberg. Seit 20. November ist der Horber Helmut Burbach Leiter der Gruppe, in der auch einige Betroffene aus Horb und Umgebung Hilfe finden.

Horb. "Ich habe eine Sprachbehinderung. Ich kann klar denken. Ich brauche Zeit zum Sprechen und Verstehen", steht auf dem Ausweis, den Renate Burbach aus Horb immer bei sich trägt. Nach einem Schlaganfall im Jahr 2016 hatte sie ihr Sprachvermögen verloren – Aphasie heißt das in der Medizin.

"Beim Frühstück war plötzlich alles anders", erinnert sich die 63-Jährige an den Tag des Schlaganfalls. "Das kann jedem in jedem Alter passieren", sagt ihr Mann Helmut Burbach. Man könne sich das so vorstellen, wie ein Haus in einem engen Tal, dass nach einem Erdrutsch nicht mehr zugänglich ist. "Und wenn Sie es dann schaffen über Umwege doch in das Haus zurück zukommen, sind alle Möbel verrutscht und nichts ist mehr an seinem Platz", erklärt Helmut Burbach. So gehe es Aphasikern mit ihrem Sprachzentrum. "Ich weiß genau in welcher Schublade die Wörter stecken, die ich suche", beschreibt seine Frau. "Aber ich kann die Schubladen nicht mehr öffnen." Besonders schlimm für die Betroffenen sei dabei, dass sie zwar klar denken können, aber sich ihrer Umwelt nicht klar mitteilen können. "Oft ziehen sie sich dann in ihr Schneckenhaus zurück und bekommen Depressionen", berichtet Helmut Burbach.

Doch soweit kam es bei Renate Burbach nicht. Sie hat nicht aufgegeben und kämpfte sich nicht nur durch sechs Wochen Reha, sondern besuchte auch vier Wochen lang ein Logopädiezentrum. "Dort habe ich wie in der Schule gelernt, wie ich die Schubladen in meinem Kopf wieder öffnen kann", berichtet sie. "Da hat sie einen Riesensprung gemacht", bestätigt ihr Mann. "Und es ist auch so, dass auch nach einem, zwei, drei oder fünf Jahren immer noch ein bisschen mehr geht. Aber man muss eben auch wollen."

Auch für die Angehörigen sei Aphasie eine schwere Belastung, berichtet Helmut Burbach: "Das wird oft vergessen, aber die Angehörigen sind von morgens bis spät in die Nacht im Einsatz und haben keine freie Minute."

Die Burbachs waren deshalb froh, als sie auf das Angebot der Herrenberger Selbsthilfegruppe für Aphasie und Schlaganfall stießen. Immer am letzten Dienstag im Monat treffen sie sich in der Sportgaststätte Haslacher Hof in Herrenberg mit etwa 15 Aphasikern und deren Angehörigen. "Dort kann man Kontakte knüpfen und Erfahrungen austauschen", so Helmut Burbach. "Und man merkt, der andere kämpft genau so mit den Worten wie ich. Ich bin nicht alleine", ergänzt seine Frau. Neben den regelmäßigen Treffen, unternimmt die Gruppe außerdem eine gemeinsame Tagesausfahrt im Sommer und kommt zu Fachvorträgen über neue Behandlungsmethoden zusammen. "Das gibt einem immer wieder neue Hoffnung", so Renate Burbach: "Die Treffen in der Gruppe sind tatsächlich Hilfe zur Selbsthilfe."

D ie Selbsthilfegruppe für Aphasie und Schlaganfall, Herrenberg konnte fast auf den Tag genau, ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Sie wurde 1993 von Silvia Bahlinger, Michael Kaltenmark und einer Logopädin gegründet. Heute umfasst sie mehr als 30 Mitglieder. Mitglieder der Gruppe sind in erster Linie Menschen die durch Schlaganfall, Hirnblutungen und Hirntumor oder Unfälle mit Kopfverletzungen geschädigt wurden. Diese Schäden treten in vielfältiger Art in Erscheinung. Meist sind es halbseitige Lähmungen mit mehr oder weniger starkem Sprachverlust. Genau hier setzt die Hilfe zur Selbsthilfe ein. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat, am letzten Dienstag des Monats, in der Sportgaststätte Haslacher Hof, Häring 2 in Herrenberg.

Ansprechpartner der Selbsthilfegruppe (SHG) Herrenberg sind Helmut und Renate Burbach unter Telefon 07451 /6277963. Weitere Informationen gibt es beim Landesverband Aphasie und Schlaganfall unter www.aphasie-schlaganfall-bw.de oder per E-Mail an lvausbw@t-online.de.