Auf dem Rexinger Friedhof wurden im vergangenen Jahr acht Grabsteine gefunden, die mittlerweile 200 Jahre alt sind. Archiv-Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte und Religion: Neue Ausstellung im Museum Jüdischer Betsaal befasst sich mit Trauerkultur

Im Museum Jüdischer Betsaal ist am Sonntag die Ausstellung über jüdische Friedhöfe in Horb eröffnet worden. Dazu sprach Rabbiner Yehuda Pushkin über Tod und Trauer im Judentum.

Horb. "Uns ist aufgefallen, dass immer weniger Leute wissen, dass es sechs jüdische Friedhöfe in Horb gibt. Einer befindet sich in der Kernstadt selbst, und die anderen fünf in den zu Horb gehörenden Dörfern", beginnt Barbara Staudacher vom Rexinger Synagogenverein die Veranstaltung. "So viele jüdische Friedhöfe in einem Stadtgebiet gibt es nur noch einmal in Frankfurt am Main." Sie erzählt von ihren Erfahrungen mit dem jüdischen Friedhof in ihrem Heimatdorf Rexingen und berichtet, dass dort im letzten Jahr acht Grabsteine gefunden wurden, die mittlerweile 200 Jahre alt sind. "Sie wurden in einem Stall entdeckt. Vermutlich haben die Besitzer sie nach dem zweiten Weltkrieg vom Friedhof gestohlen, um sie als Bodenplatten zu missbrauchen." Sie erzählt auch, dass man diese Grabsteine restaurieren konnte und sie wieder aufgestellt werden sollen. Bis heute würden immer wieder ganze Grabsteine oder die Scherben zerstörter Grabsteine auftauchen.

Nach ihren persönlichen Schilderungen übergibt sie das Wort an den Stuttgarter Rabbiner Yehuda Pushkin. Dieser wurde 2002 in Israel ordiniert und kam wenig später mit seiner Frau nach Deutschland. Ab 2011 arbeitete er als mobiler Wanderprediger, und 2018 begann sein Amt als Gemeinderabbiner in Stuttgart.

"Alles, was bei uns mit dem Tod zu tun hat, beginnt im Leben", sagt er, um in das Themengebiet "Tod und Trauer im Judentum" einzusteigen. Er schildert, dass alles mit der Einstufung der Krankheit einer Person beginnt. Wird der Kranke als gefährlich krank eingestuft, treten andere Regeln in Kraft als bei einer Einstufung als ungefährlich krank. Sobald ersichtlich ist, dass der Betreffende sterben wird, gelten dann bereits dieselben Regeln, die auch gegenüber einem Toten gelten. "Nach dem Tod einer Person gibt es mehrere Phasen." Pushkin holt aus: "Die größte Trauerphase findet in den ersten sieben Tagen statt und ist von vielen Vorschriften geprägt. Beispielsweise darf man sich nicht waschen. Die folgenden dreißig Tage sind immer noch Trauerzeit, aber die Regeln werden weniger. Direkte Verwandte trauern anschließend noch ein ganzes Jahr lang. Hier gibt es zum Beispiel die Regelung, dass an keinen Festlichkeiten teilgenommen werden darf."

Ein weiterer Punkt, der von Pushkin ausführlich angesprochen wird, ist die Frage, was mit der Seele passiert, wenn man stirbt und wie das Jenseits aussieht. "Wir wissen es nicht", sagt er. "Naja, aber ungefähr." Er lacht. Dann beginnt er eine Erläuterung über die fünf Seelen, die ein Mensch nach dem jüdischen Glauben besitzt und wie das Gericht nach dem Tod über sie richtet. Unerwarteter Weise berichtet er nicht nur von einem Hölle- und Paradiesglaube, sondern auch davon, dass im Judentum an Wiedergeburt geglaubt wird. Diese findet statt, wenn eine Person stirbt, ohne das Ziel erreicht zu haben, weshalb sie auf der Erde gewesen ist. Dabei kann man als Mensch, aber auch als Stein oder Tier wiedergeboren werden.

Im Anschluss haben einige Zuhörer noch Fragen, die gestellt werden dürfen und vom Rabbiner beantwortet werden. Und danach wird die Ausstellung zur Besichtigung freigegeben.

Weitere Informationen: Häuser des Lebens. Die jüdischen Friedhöfe von Horb – Tod und Trauer im Judentum Die Ausstellung kann noch bis zum 28. Juli im Museum Jüdischer Betsaal Horb immer samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr besucht werden.