Neue Ausstellung in der Galerie "Raum für Kunst": Peter Haese, sein Bild vom Gegenteil des prallen Lebens, Mike Zerhusen und Mandi Bopp (von links). Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Bilder mit "Scham-Pflaster": Peter Haese stellt in Galerie "Raum für Kunst" aus / Vernissage heute Abend

Von Peter Morlok

Horb. Wer Bilder mit lieblichen Blumen, Landschaften oder sauber aufgebauten Portraits mag, wer sich unter Frauenbildern etwas Zartes, Feinsinniges vorstellt und gerade noch versteckt erotische Andeutungen zulässt, der sollte die Ausstellung "unter anderem: Frauen" des Malers und Bildhauers Peter Haese, die heute Abend um 19 Uhr im Atelier "Raum für Kunst" von Albrecht und Ursel Bopp beginnt, möglichst weitläufig umgehen.

Dies sei nur vorsichtshalber erwähnt, damit sich ganz Zartbesaitete ja nicht aus Versehen doch in die Vernissage verirren. Man kann aber auch den eigenen Bannkreis durchschreiten und gerade deshalb hingehen. Einfach seiner eigenen Neugierde freien Lauf lassen.

Feinste Pinselstriche und filigrane Techniken kann man bei ihm vergessen

Was der nahezu 80-jährige Künstler, den man allerhöchstens auf 65 schätzt, auf die Leinwand bringt, das ist das pralle Leben. Doch Vorsicht scheint geboten. Ob die Bedienung seines Karlsruher Stamm-Cafés über alle vier Backen strahlt, ob es die Serie "Serena" ist, bei der die US-Amerikanische Tennisspielerin Serena Williams seine Muse, sein imaginäres Modell war und wegen ihrer opulenten Gestalt immer noch ist oder ob aus den Bildern der ungeheure Lebensmut, die Vitalität der "Blues Brothers" aus den Reihen der amerikanischen Streitkräfte, die lange Jahre das Stadtbild von Karlsruhe, seiner Wahlheimat prägten, scheinbar auf den Betrachter niederprasselt, an den Anblick der Bilder muss man sich erst einen Moment gewöhnen. Zarte Seelen könnten Alpträume davon bekommen.

Hat man sich jedoch mit dieser Art der Bildsprache versöhnt, hat man begriffen wo und wie die Botschaft platziert, nicht versteckt, ist, dann ist man in der Welt dieses Malers angekommen. Feinste Pinselstriche und filigrane Techniken kann man bei ihm vergessen. Ganz reduzierte Farbnuancierungen, bei denen allerhöchstens zwei Grundfarben das Bild dominieren, sind genauso auffällig wie die Kreuze aus weißem Klebeband, die man auf einigen Arbeiten findet. "Das sind Scham-Pflaster, die meist irgendetwas verstecken, über das sich der Porträtierte schämen müsste. Meist Genitalien, aber manchmal ist das weiße Kreuz auch ohne irgendeine Bedeutung drauf. Es deckt dann nichts ab, über was man sich schämen müsste." Wie man rauskriegt, ob das Schampflaster nun seine Berechtigung hat oder nicht, dem sei ein ganz einfacher Trick verraten. Das Bild kaufen und einfach unterm Pflaster nachsehen, was los ist. So wird aus jedem bepflasterten Haese eine echte Wundertüte im Format 70 Mal 100 Zentimeter.

Peter Haese wäre aber nicht das, was er in der Kunstwelt ist, wenn er nicht auch die andere Seite des vor Frohsinn strotzenden Lebens kennen würde.

Neben viel Licht findet man auch die Abgründe dunkler Mächte

In seinen figürlich-abstrakten Werken findet man neben viel Licht auch die Abgründe dunkler Mächte. Für Mike Zerhusen, den Kurator dieser Ausstellung, sind diese Bilder der Ausdruck unserer gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Malerei von Peter Haese ist voller Zeichen, die es jedoch zu finden gilt.

Nach der Eröffnung heute Abend ist die Ausstellung vom 1. bis 31. Oktober jeweils dienstags und an den Sonntagen 4. und 18. Oktober von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Eine weitere Möglichkeit, die Arbeiten von Peter Haese anzuschauen, bietet sich in der Langen Nacht der Lichter am Freitag, 9. Oktober, von 19 bis 23 Uhr. Ausstellungsort ist die Galerie "Raum für Kunst", Neckarstraße 75/77.