Sie freuen sich über die gelungene Ausstellung: "Lokalmatador" Norbert Stockhus, Ursula Bähr und Heinz-Ludwig Giebel vom Schwarzwälder Boten (von links) vor dem Stockhus-Werk: "Fische – und vergangene Fehler". Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

"Zweimal hinsehen, oftmals hinsehen, dahinterblicken": Vernissage zur Wanderausstellung des Schwarzwälder Boten

Von Peter Morlok

Horb. Das Ergebnis ist am Wochenende in Horb zu sehen. Der Schwarzwälder Bote hatte zu seinem 175-jährigen Bestehen im vergangenen Jahr zwölf Künstler eingeladen, zum Thema "Zeitung – Information – Kommunikation" ihren künstlerischen Gedanken freien Lauf zu lassen. Herausgekommen ist dabei eine derart erstaunliche Umsetzungsvielfalt, dass die Empfehlung von Heinz-Ludwig Giebel, dem Geschäftsführer der Schwarzwälder Bote Mediengesellschaft mbH, "zweimal hinsehen, oftmals hinsehen, dahinterblicken", die er im Rahmen seiner Einführung in die Werksschau in Horb sprach, mehr als nur ein nützlicher Tipp ist.

Kunst trifft Information. Präpositionen werden dabei zu Farbpigmenten, Reales wird surreal, analytische Gedanken zerplatzen in tausend Fantasiefetzen, die vom Künstler – wie in einem Kaleidoskop – neu zusammengesetzt wurden, um sich als eigenständiges Bild mit dem daueraktuellen Medium Tageszeitung auseinanderzusetzen und zu einer Symbiose zu verschmelzen.

Es gilt, sich in die komplexe Gedankenwelt jedes einzelnen Künstlers zu begeben. Sich vom Gezeigten inspirieren zu lassen, die Symbolik zu verstehen, den Leitgedanken hinter der Idee zu begreifen um sich so an die tatsächliche Aussage des Werkes heranzutasten. Das geht eben nicht beim bloßen "Darüberschauen".

Der Betrachter sollte sich die Zeit nehmen, sich dem Werk zu nähern. Der Schwarzwälder Bote hilft ihm dabei. Durch seine Artikel, die jedes dieser Werke begleiten, ist er auch in seiner eigenen Wanderausstellung Sprachrohr und Bühne, Bindeglied und Forum für Künstler und ihre Kritiker, für Kunstinteressierte und Mäzene, Laien und Kunstexperten, denn kein anderes Medium informiert so vielseitig über Kunst und Kultur vor Ort, in der Region und im Land wie die Tageszeitung.

Es sind zwölf Originalwerke, die an diesem Wochenende in den Räumen des Kunstvereins "Oberer Neckar" im Horber Kloster ausgestellt sind, die von Künstlern – alle aus dem Vebreitungsgebiet des Schwarzwälder Boten – geschaffen wurden, die unterschiedlicher nicht sein können und die vom Kurator der Ausstellung, dem künstlerischen Leiter des Forums Kunst in Rottweil, Jürgen Knubben, zusammen mit einem Redaktionsteam, nur nach ihrem Bezug zur Region ausgewählt wurden.

"Alle wurden dem Thema gerecht – und das auf höchst unterschiedliche Weise", wie Heinz-Ludwig Giebel gestern betonte. Die Künstler nehmen die Ausstellungsbesucher mit auf dem Weg durch ein Dutzend völlig konträrer Ansätze, die von poppig-schrill bis leise-ironisch reichen, die sich mit der anonymen Realität auseinandersetzen, aber auch vor dem gänzlichen Zerfall – einer Zeitungsseite oder einer Nachricht – nicht halt machen.

Die Besucher dieser Ausstellung, die heute und morgen von 15 bis 18 Uhr zugänglich ist, werden auch dieses Mal nicht erfahren, was Kunst wirklich ist, wie die Vorsitzende des gastgebenden Kunstvereins Ursula Bähr in ihrer Begrüßung leicht schelmisch anmerkte, aber sie bekommen zumindest einen Eindruck davon, wie vielseitig, wie spannend und wie großzügig man ein und dasselbe Thema umsetzen kann.