Der Berthold-Auerbach-Literaturkreis lädt am Mittwoch, 13. Juni, zu einer Autorenlesung mit Angelika Overath ins Nordstetter Schloss ein. Foto: Kirill Golovchenko Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Angelika Overath am Mittwoch zu Gast in Nordstetten

Horb-Nordstetten. Angelika Overath aus Sent, Schweiz, liest am Mittwoch, 13. Juni, um 19.30 Uhr auf Einladung des Berthold-Auerbach-Literaturkreises im Schloss Nordsteten unter dem Titel "Geschichten vom Sehen und Begreifen" aus drei aktuellen Büchern.

Den Essayband "Der Blinde und der Elephant", das Reisebuch "Gebrauchsanweisung für das Engadin" und das rätoromanisch-deutsche Lyrikbändchen "Poesias"  verbinden, trotz aller formaler Unterschiede, Overaths Gespür für das Einzigartige einer Kultur und ihre Sensibilität für Sprache. Ihre Lesungen sind immer ein besonderes Erlebnis – schreibt der Veranstalter.

Die Autorin gibt Kostproben aus ihren Neuerscheinungen: In der titelgebenden Geschichte des Erzählbandes "Der Blinde und der Elephant" vergleicht der persische Dichter Mevlana den Frommen, der Gott erkennen möchte, mit einem Blinden, der einen Elefanten abtastet – je nachdem, wohin er greift, spürt er etwas anderes. Auch die weiteren Reportagen, Portraits und Prosastücke dieser Textsammlung sind eine Schule des Wahrnehmens und Begreifens mit den Mitteln der Sprache, der Imagination und der Empathie.

Overath erkundet das Exotische und Ungewisse zwischen Orient und Okzident. In dem Reisebuch "Gebrauchsanweisung für das Engadin" macht sie mit alphabetisch gereihten und daher inhaltlich eher zufällig aufeinanderfolgenden Schlaglichtern eine Liebeserklärung an ihre neue Heimat im oberen Inntal.

In den rätoromanischen Gedichten "Poesias" nähert sie sich mit der eigenen Muttersprache schrittweise der Sprache ihrer Nachbarn im Engadin. Sinnlich und sinnreich spielt sie mit den Klängen, Bedeutungen und Assoziationen, lässt beide Sprachen in einen Dialog treten und miteinander zärtlich "flirten".

Angelika Overath wurde 1957 in Karlsruhe geboren. In Tübingen studierte sie Germanistik, Italianistik, Geschichte und Empirische Kulturwissenschaft. 1986 promovierte sie über die Farbe Blau in der Lyrik. Die freie Journalistin, Literaturkritikerin und Dozentin wurde 1996 mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet. 2005 erschien ihr erster Roman "Nahe Tage". Im selben Jahr erhielt sie den Thaddäus-Troll-Preis. Der Roman "Flughafenfische" wurde 2009 für den Deutschen und den Schweizer Buchpreis nominiert. 2015 wurde ihr Schaffen mit dem Bündner Literaturpreis gewürdigt. Seit 2007 lebt sie mit ihrer Familie in dem Dorf Sent bei Scoul im Kanton Graubünden.

Der Berthold-Auerbach-Literaturkreis organisiert die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Projekt Zukunft. Die Veranstaltungen werden außerdem unterstützt von der Arbeitsstelle für Literarische Museen und Gedenkstätten in Marbach und der Stadt Horb.