Offene Bühne war bei der Vesperkirche angesagt: Was singen Mitglieder eines Kirchenchors, wenn man sie lässt? – klar: Halleluja. Papierschlangen ließ sich der Zauberkünstler Tomberg von der Heide (Thomas Berg) schmecken. Benjamin Breitmeier erzählte von Kackbratzen und überforderten Müttern im Real und einem Horber Café, und Gitarrenlehrer Christoph Schmitz kann ohne Blatt nicht spielen. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Sozialaktion: Neues Unterhaltungsprogramm mit regionalen Künstlern im Steinhaus

Das neue Format "Horb zeigt seine Superstars" hatte im Unterhaltungsblock der aktuell im Steinhaus stattfindenden Vesperkirche Premiere.

Horb. Kultur und Unterhaltung gehören zu dieser großen Sozialaktion von Anfang an dazu wie Essen und Trinken. Und auch hier muss man als Veranstalter für ein ausgewogenes Menü, sprich Programm, sorgen und immer mal wieder was Neues auf die Bühne bringen. Warum dabei nicht auch auf das künstlerische Potenzial von Horb zurückgreifen? Dies dachte zumindest Caritas-Chef Rüdiger Holderried und lud jeden der wollte ein, sich am Donnerstagabend im Rahmen einer "offenen Bühne" vor Publikum zu präsentieren. Die Idee war an sich gut, doch was die Umsetzung und das Publikumsinteresse betraf, gab es noch ordentlich Luft nach allen Seiten.

Schon beim künstlerischen Angebot gab es eigentlich gar keine Überraschungen. Rolf Wichert war mit einer Abordnung seines Chors Vocalmania da, die gut die Hälfte des musikalischen Programmteils mit mehreren Beiträgen abdeckten. Sie brachten Helene Fischer, Lady Gaga sowie Peter, Paul und Mary ebenso mit nach Horb wie das "Halleluja" von Cohen. Gitarrenlehrer Christoph Schmitz stand zwar mit Liedern von Reinhardt Mey auf dem Programmzettel, sang aber dann doch nur ein Lied des Berliner Liedermachers. Dazu noch einen Song von Peter Horton, um dann seinen eigenen Liedern etwas mehr Raum und Zeit einzuräumen. Zeit- und sozialkritische Themen kleidete er hier in Töne, die er über die von der Musikschule Lautpegel kostenfrei zur Verfügung gestellten Ton-Anlage schickte.

Ein anderer Talheimer unterhielt die leider sehr wenigen Leute, die sich im Steinhaus in den Sitzreihen verteilten, mit Zaubertricks, Gaukelei und flotten Sprüchen. Thomas Berger, der als Zaubergaukler Tomberg von der Heyde bekannt ist, fragte gleich zu Anfang: "Könnt ihr mich hören und sehen? Und könnt ihr mich auch riechen?" Als die letzte Frage mit nein beantwortet wurde, gab er dem Publikum den prima Tipp: "Dann bleibt sitzen, wo ihr seid." Passend zur Vesperkirche verspeiste er eine Papierserviette, um sie wenig später als eine Art Endlos-Papierschlange wieder auszuspucken. Ein paar zotige Sprüche durften natürlich bei seinen drei Auftritten auch nicht fehlen. "Hinten nichts, vorne nichts – wie bei meiner Frau", so kündigte er einen Trick mit einem Tuch an. Die Besucher hatten Spaß. So manche fragen sich heute noch, wie der "Kerle mit den komischen Schuhen" beispielsweise aus vier Seilen ein ganzes, langes Seil gemacht hat. Am Zauberspruch kann‘s nicht gelegen haben.

Sehr unterhaltsam auch die Lesung von Benjamin Breitmeier, der von schreienden und tobenden Kackbratzen im öffentlichen Raum erzählte. Natürlich gewann der "Leutnant Schreihals" die Schlacht um den Schokoriegel an der Ladenkasse. Da konnte auch Mutters Ansatz von Gandhis Friedenskonzept nichts ausrichten. Auch die Metamorphose vom Autor in eine Grußpostkarte gelang Breitmeier auf bemerkenswerte Art. Eigentlich hätte er den Whisky-Rest, den er anscheinend noch von seiner Lesung im Kloster übrig hatte, zu Hause lassen können. Mut musste er sich bei dieser Art von Performance nicht antrinken und Alkohol ist aus gutem Grund in der Vesperkirche nicht gerne gesehen.

Wenn schon das Prädikat "Superstar" im Motto der Show auftaucht, dann durfte sich das Duo "Jazz-Cats" diese Auszeichnung an den nichtvorhandenen Hut stecken. Der blinde Nordstetter Keyboarder und Sänger Felix Grüzmacher und seine kongeniale Kollegin Renate Bauer am Saxofon, begeisterten mit zwei grandios gespielten und gesungenen Titeln. "Somewhere Over the Rainbow" und "Summertime" wurden zu echten Highlights dieser ersten offenen Bühne bei der Horber Vesperkirche.

Leider scheiterte der Auftritt von Otto Schmid, deutschlandweit bekannt als "der Pavarotti aus dem Waldachtal", am Selbstgebrannten – nicht am Schnaps – sondern an der selbstgebrannten CD, die sich nicht abspielen ließ. Sehr schade.

Alles in Allem hatte diese Veranstaltung hohen Unterhaltungswert und schreit geradezu nach einer Wiederholung und vielleicht sogar nach echten Überraschungsgästen.