Einer der wenigen noch existierenden Betriebe am Marktplatz hört auf: Helmut Kipp schließt sein gleichnamiges Café am 31. Juli. Foto: Hopp

Helmut Kipp geht in Ruhestand. Letzer Öffnungstag des Café am Marktplatz am Sonntag, 29. Juli.

Horb - Es war zu befürchten, doch jetzt kommt es ziemlich plötzlich: Helmut Kipp hört auf. Der 65-jährige Bäckermeister schließt sein Café am Marktplatz am 31. Juli. In Horb geht damit eine Familientradition zu Ende, und der Marktplatz verliert einen weiteren Anlaufpunkt.

Was Helmut Kipp die schwere Entscheidung letztlich erleichtert hat, ist der sich abzeichnende Personalmangel. "Es fällt kurzfristig eine Aushilfe weg und eine andere geht nach München", berichtet Kipp. Und ohne das Personal könne er das Café an den Wochenenden nicht mehr öffnen. "Das würde sich nicht lohnen." Der Bäckermeister und Konditor Helmut Kipp und seine Frau Annemarie, die im Januar dieses Jahres völlig überraschend verstarb, hatten den im Oktober 1949 gegründeten Familienbetrieb im Jahr 1985 aus den Händen der Vorgängergeneration Hedwig und Ernst Kipp übernommen, die das Café seit 1953 betrieben hatten.

In den Jahren 1962 bis 1964 wurde der Anbau erstellt, vor etwa 25 Jahren die Terrasse. Um auch die Laufkundschaft anzusprechen, gründete das Ehepaar Kipp eine Filiale in der Neckarstraße, die vor zwei Jahren geschlossen wurde.

Viele Leckeres kam in all den Jahren aus Kipps Back- und Konditor-Stube. Zum Beispiel Horber Pasteten mit Stadtsilhouetten, das im Hause Kipp erfundene Mandelnougat, Trüffelpralinen, die "Flachswickel", selbst gemachte Schokolade oder die kleinen Seelen, die immer bei Vernissagen des Kunstvereins Oberer Neckar gereicht werden. Seine wirkliche Spezialität sind aber bis heute noch die Kuchen mit jahreszeitüblichen Früchten. "Ich gehe immer mit der Saison. Gerade beginnt die Johannisbeer-Zeit." Manche sagen aber auch, Kipps Schwarzwälder Torte ist das wahre Glanzlicht.

Einen Nachfolger gibt es nicht

Kipp war bislang ein Akteur des Erdbeerfests, das erst vor wenigen Wochen wieder auf dem Marktplatz stattfand. Die Veranstaltung sollte, wie im Herbst das Apfelfest, dazu beitragen, den Marktplatz zu beleben. "Die Feste selbst waren erfolgreich, aber das Ziel wurde nicht erreicht", meint Kipp. "Für mich war die Marktplatz-Initiative nicht erfolgreich." Auch die Stadtverwaltung habe das Thema nicht mit dem nötigen Nachdruck verfolgt.

Einen Nachfolger für das Café Kipp gibt es nicht. "Es gab zwar Verhandlungen, doch die haben sich zerschlagen", berichtet Kipp, der weiterhin in seiner Wohnung über dem Café wohnen wird. "Und wer weiß, wenn’s mir langweilig wird, dann backe ich vielleicht wieder etwas. Aber wahrscheinlich nur für den Weihnachtsmarkt."

Doch erst einmal freut sich der Bäckermeister auf ein etwas ruhigeres Leben. "Seit dem Tod meiner Frau bin ich immer angespannt", sagt Helmut Kipp. Früher las er gerne Bücher über Zeitgeschichte und Gesellschaft, "doch seit dem Tod meiner Frau habe ich nichts mehr gelesen." Der Schicksalsschlag hat tiefe Spuren hinterlassen, und Kipp will jetzt erst einmal zur Ruhe und ein Stück weit wieder zu sich selbst kommen. "Ich freue mich schon aufs Laufen und Wandern. Das brauche ich."

Dankbar ist der Bäckermeister neben seinen Stammgästen auch den langjährigen Mitarbeitern. Es sind drei fest angestellte und mehrere Teilzeitkräfte mit Betriebszugehörigkeiten von 15 bis 30 Jahren.

Bis zum letzten Öffnungstag am Sonntag, 29. Juli, gibt es noch Gelegenheit, ins Café Kipp einzukehren und neben Kaffee und Kuchen eine andere Besonderheit des Hauses zu genießen: den Blick hinunter ins Neckartal. Wer auf jeden Fall vorbeikommen sollte, sind die Inhaber von Gutscheinen. "Denn es sind noch einige offen", so Kipp.