Holger Zimmermann Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

FD/FW-Stadtrat Holger Zimmermann macht detaillierte Vorschläge zur Einnahmenverbesserung bei der Musikschule

Von Christof Schülke

Horb. Mit guten Ideen Einnahmen steigern, öffentliche Einrichtungen kreativ vermarkten und eher mal investieren als sparen: Die Idee ist nicht neu und kursiert auch beim Thema Musikschule. FD/FW-Stadtrat Holger Zimmermann erklärt, wie es im Detail funktionieren könnte.

"Wenn ich bei Trainerkollegen nachfrage, höre ich immer wieder von einer großen Nachfrage nach kreativen musischen Angeboten für Angestellte", sagt FD/FW-Stadtrat Holger Zimmermann, der die Diskussion um mögliche Einsparungen bei der städtischen Musikschule Horb mitverfolgt hat. Nun empfiehlt er der Musikschule eine ideenreiche Kreativ-Kur zur Einnahmensteigerung.

Alles nur Sticheleien in der politisch aufgeheizten Horber Spar-Debatte? Wahrscheinlich nicht. Zimmermann ist bekannt dafür, dass er weiß, wovon er spricht, und dieses Wissen auch (nicht nur im Rahmen seiner Projektmanagement-Firma) selbst umsetzt. Der Horber Stadtrat gilt zum Beispiel als eigentlicher "Vater" des Minirock-Festivals, weil er im Rahmen des Bürgerengagements die jungen Organisatoren professionell vorbereitet hatte. Ein weiteres Projekt, das maßgeblich auf seine Vorarbeit zurückgeht, ist die Öko-City-Idee, die mit Horbs Bestrebungen, eine Fairtrade-Stadt zu werden, konkretere Umrisse zu gewinnen scheint.

Nun aber die Musikschule – auf dem Weg zum privatisierten "Profitcenter" auf Kosten der Schüler und Eltern? "Die Rede ist nicht von Gebührenerhöhungen", schickt Zimmermann voraus, "es geht um neue Einnahmequellen." Dazu gebe es grundsätzlich vier Möglichkeiten: Der bisherigen Zielgruppe werden entweder die bereits vorhandenen Angebote noch intensiver unterbreitet oder man lässt sich etwas Neues einfallen. Außerdem ist denkbar, das bisherige Angebot einer völlig neuen Zielgruppe schmackhaft zu machen. Die interessante Variante ist vielleicht die vierte: Neue Angebote für neue Zielgruppen.

"In jedem der vier Bereiche gibt es Chancen", ist sich Zimmermann sicher. Grundvoraussetzung: Die Entscheidung, andere Wege zu gehen und Ideen zu suchen. "Je offener dieser Prozess gelingt, je fachfremder die Diskussionsteilnehmer sind, desto eher werden unübliche Ideen geboren. Gerade diese unüblichen Ideen sind es, die zu einem Alleinstellungsmerkmal führen."

So weit die Theorie. Aber wie könnte das in der Praxis aussehen? Zimmermann nennt Beispiele: Eine Musikschule könnte mit einem Kooperationspartner aus der Wirtschaft ein Führungskräfte-Seminar "Der Dirigent als Manager" anbieten. "Für ein Führungskräftetraining können ganz andere Stundensätze verrechnet werden als für eine Musikstunde, die sich an Schüler und Studenten richtet", so der FD/FW-Stadtrat. Sein weiterer Vorschlag: "Verträge mit Schüler könnten diese zu einer bestimmten Anzahl von Konzerten verpflichten, um die Gebühren niedrig zu halten und zusätzliche Einnahmen zu erzielen." Und: "Eine Musikschule könnte ein Abonnement mit Online-Kursen für Menschen mit schwierigen Arbeitszeiten anbieten."

Die Ideen sollten freilich nicht ohne Rücksicht auf Verluste umgesetzt, sondern vorher fair durchgerechnet werden. "Am Ende dürfen maximal so viele Ideen in die Umsetzung gehen, wie auch gestemmt werden können."

Das Wort "Privatisierung" kommt in Zimmermanns Überlegungen zwar nicht vor. Aber: Spätestens, wenn eine Musikschule ganz ohne Subventionen auskomme, müsse die Frage beantwortet werden, wieso eine Musikschule in öffentlicher Hand sein dürfe, und wie viel Konkurrenz sie privaten Anbietern mache. "Die Antwort lasse ich an dieser Stelle mal offen", so Zimmermann. "Allerdings erscheint es mehr als einen Gedanken wert, über den Zustand ›Gemeinnützige Musikschule ohne öffentliche Finanzierung‹ als Zielsetzung einer Haushaltskonsolidierung nachzudenken."