Auf der Empore in Sichtkontakt spielte das Bläserensemble "Les Echos symphoniques du Lac de Constance" mit Organist Ruben Sturm. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Bläserensemble "Les Echos symphoniques du Lac de Constance" sorgt in Kombination mit der Orgel für ein Musikerlebnis

Horb. Ein recht seltenes Klangerlebnis erfüllte vor wenigen Tagen die Horber Stiftskirche. Gemeinsam mit Ruben Sturm, Professor für Orgelspiel an der katholischen Musikhochschule Rottenburg und dortiger Dom-Organist, zelebrierte das Bläserensemble "Les Echos symphoniques du Lac de Constance" am Freitagabend ein Konzert für Naturhörner und Orgel in Horbs schönstem Gotteshaus.

Leitthema des Konzerts war die "Symphonie de Chasse", die Jagd-Symphonie. Das Bläserensemble "Les Echos symphoniques du Lac de Constance", was übersetzt das Symphonische Echos des Bodensees heißt, steht unter der musikalischen Leitung von Norbert Geißler aus Konstanz. Daher auch der Namen der Bläsergruppe. Neben Geißler gehörten sieben weitere Jagdhornbläser aus Bayern und Baden-Württemberg, darunter auch eine Frau, zu den Musikern, die in Horb dieses recht selten gehörte Instrument vorstellten.

Was gleich zu Beginn des Konzertes ein wenig ungewohnt und eher wie eine schulische Bläserklasse klang, das sei die Beherrschung der französischen Jagdhörner, die alle in "D" gestimmt sind und einen Tonumfang von bis zu drei Oktaven haben können, in höchster Vollendung. Dies sagte die Moderatorin des Konzerts, die Tübingerin Birgit Löw, die somit die von den Musikanten bewusst gespielten Disharmonien erklärte (siehe Info). Sie stand im wärmenden Ausgeh-Loden, der auch von vielen der Besucher getragen wurde, am Rednerpult, denn wärmende Kleidung war an diesem Abend in der Horber Stiftskirche dringend erforderlich. Es war bitterkalt in dem Gotteshaus, das über keine Heizung verfügt.

Doch das war den meisten Besuchern egal. "So ein Konzert kann man nur sehr selten hören", sagte ein Waidmann, der dafür zusammen mit seiner Frau extra aus Reutlingen angereist war, stellvertretend für viele seiner Jägerfreunde, die die Bankreihen der Kirche füllten.

Etwa 100 Zuhörer dürften es wohl gewesen sein, die sich auf die "Suite de Symphonies mêlées de Cors de chasse", also den Symphonie-Suiten in den gemischten Klangfarben der Jagdhörner, oder auf die "Florilège des Pièces de la Grande Messe de Saint-Hubert", einem Auszug aus der großen Hubertus-Messe, freuten.

Leise, teils zarte Orgelpassagen wechselten sich mit den lauten Fanfaren der Bläser in den Symphonie-Suiten ab. "Das sind ja geradezu brachial Einsätze", stellte ein bekannter Horber Blasmusiker etwas erstaunt fest.

Ruben Sturm, der für seine erkrankte Ehefrau einsprang, präsentierte sein großes Können mit Registern, Pedalen und Tasten auf der Königin der Instrumente mit einer beeindruckenden Orgel-Impression. Hier schöpfte er das gesamte Klangspektrum der Stiftskirchenorgel aus.

Doch dieses ungewöhnliche Konzert brachte auch einen kleinen, zumindest visuellen Wermutstropfen mit.

Der größte Teil der Performance spielte sich auf der Empore ab. Die Jagdhornbläser standen dabei mit dem Rücken zu ihren Zuhörern um die Orgel herum und intonierten in Sichtweite mit dem Organisten ihre Stücke. Zwecks genauer Abstimmung der Einsätze war dies zwar nicht anders machbar, den Zuhörern fehlte jedoch der optische Reiz, der zu einem gelungenen Musikerlebnis auch mit dazu gehört. Nur zu den letzten beiden Stücken kamen die Bläser in ihren schicken Jagduniformen vor den Altar.

Insgesamt war es ein sehr außergewöhnliches Konzert, und viele der Konzertbesucher lauschten mit geschlossenen Augen den Tönen des Bläserensemble "Les Echos symphoniques du Lac de Constance" und denen, die der Organisten Ruben Sturm so meisterlich darbot. Für dieses große Klangerlebnis dankten die Zuhörer mit großem Applaus.

Das Naturhorn ist die ursprüngliche Form des Ventilhorns (mit Knöpfen), das in den heutigen Orchestern benutzt wird. Die das Spiel erleichternde Ventiltechnik wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden. Die Musik von Barockkomponisten wie J.S. Bach, Schütz und Telemann wurde also auf Naturhörnern gespielt. Mit gestopften und gedämpften Tönen (Hand im Trichter) erzielt der Musiker auch jene Halbtöne, welche am Ventilhorn alle mit Knopfdruck-Kombinationen gespielt werden. Naturhörner haben deshalb eine andere Klangfarbe als Ventilhörner.