Mensa-Check: 260 Kinder nutzen Angebot / Lieferung aus Altheim, Schopfloch, Altensteig und Wiebelsheim

Täglich bekommen etwa 260 Kinder an den Schulen der Stadt Horb ein warmes Mittagessen. Doch was kommt auf den Tisch? Wer kocht? Und wie viel kostet das Essen? Der Schwarzwälder Bote macht den Schulessen-Check.

Ho rb. Ein Schulessen soll gesund sein, aber möglichst wenig kosten und dann natürlich auch noch gut schmecken. Auch die Stadt Horb versucht sich an dieser Quadratur des Kreises. "Die Stadtverwaltung Horb a. N.ckar achtet bei der Vergabe der Schulessen an einen Caterer auf die Einhaltung gewisser Standards", teilt Pressesprecher Christian Volk mit. "Unter anderem verpflichtet sich der Auftragnehmer die Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) anzusetzen und verzichtet auf den Einsatz von künstlichen Farb- und Süßstoffen sowie anderen künstlichen Zusatzstoffen und Geschmacksverstärkern."

Das hört der Horber Ernährungsberater Sven Bach gerne: "Meine Wunschvorstellung wäre ein Schulessen mit Biostandard sowie saisonaler und regionaler Küche ohne Zusatzstoffe", erklärt er auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. "Natürlich kann man immer noch was verbessern, aber ich weiß, dass sich die Verantworlichen in Horb wirklich Mühe machen und beim Schulessen ist die Stadt grundsätzlich schon sehr gut aufgestellt", so das Urteil des Experten.

  Was kommt auf den Tisch? Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt ein Besuch in der Küche der Metzgerei Kaupp in Altheim. Dort kocht Manuela Singer fünfmal die Woche das Mittagessen für die Kinder in sieben Einrichtungen im Horber Stadtgebiet – darunter Grundschulen, Kindergärten und die Pestalozzi-Schule. An diesem Tag macht sie gerade Käsespätzle und Salat. Um alles frisch zuzubereiten steht Singer von 8 bis 11 Uhr in der Küche. Dann startet sie die erste Liefertour in die Kernstadt. Eine halbe Stunde später beginnt die Lieferung in die Ortsteile.

Täglich gibt es bei der Metzgerei drei Gerichte zur Auswahl: Eines mit Schwein oder Rind, eines mit Pute und ein vegetarisches Essen. Dazu gibt es immer Salat oder Gemüse und einmal in der Woche Fisch. "Bei uns muss keiner Fleisch essen", erklärt Axel Kaupp.

Denn das empfehlen die Richtlinien der DGE an maximal zwei Tagen die Woche. Ernährungsexperte Sven Bach meint dazu: "Wissenschaftlich gesehen, reichen diese zwei Portionen Fleisch völlig aus – ideal wären täglich 40 Gramm." Was darüber hinaus geht, sei zum einen ökologisch kritisch zu sehen und könne zum anderen das Risiko für Dickdarmkrebs sowie für andere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und des Herzen erhöhen. "Fleisch ist lecker, aber zu viel von einem Produkt ist nie gut", warnt Bach.

Nichtsdestotrotz ist die Nachfrage nach den Fleischgerichten bei der Metzgerei Kaupp am größten. Wenn es Schnitzel gibt, schnellen die Bestellzahlen schon mal auf 160 Portionen hoch. Ebenfalls beliebt sind Lasagne, Spaghetti Bolognese, Gyros und Pizza. "Wenn es Gemüseeintopf gibt, rümpfen die Kinder die Nase", berichtet Kaupp.

Wie jedes andere Gericht, gibt es den Gemüseeintopf allerdings nicht allzu oft. Der Essensplan ist für sechs Wochen im Voraus im Internet einsehbar. In diesem Zeitraum wiederholt sich keines der Gerichte. "Es gibt täglich drei unterschiedliche Gerichte zur Auswahl", erklärt der Metzger. Bis zu zwei Tage vorher können Eltern ihre Kinder über ein Online-System zum Essen anmelden und im Krankheitsfall bis 9 Uhr des entsprechenden Tages wieder stornieren. Anfangs wurde das Essen noch bar in der Metzgerei bezahlt. "Das war ein Riesenaufwand", erinnert sich Kaupp. Inzwischen wurde ein eigenes Konto eingerichtet, das die Eltern mit Guthaben aufladen müssen.

Das läuft nicht immer reibungslos. "Vorallem nach den Ferien vergessen viele Eltern, ihre Kinder wieder für das Essen anzumelden oder Guthaben auf das Konto zu laden", so Kaupp: "In solchen Fällen zahlen sich die kurzen Wege aus."

  Was kostet das Essen? Diese Nähe, sowie die Regionalität der Produkte und die eigene, frische Herstellung des Essens sei ausschlaggebend für die Vergabe des Schulessens an ihn gewesen, berichtet der Altheimer. "Ich war der Teuerste der Bewerber", erinnert er sich. 4,70 Euro kostet eine große Portion seines Mitaggessens. Die Schüler zahlen davon allerdings nur einen Anteil von 3,50 Euro. Kindergartenkinder 2,50 Euro. "Um den günstigen Preis beim Mittagessen ermöglichen zu können, hat die Stadt Horb im Jahr 2017 einen städtischen Beitrag in Höhe von rund 78  000 Euro getragen", berichtet Pressesprecher Volk. Am teuersten ist das Essen in den weiterführenden Schulen – also im Martin-Gerbert-Gymnasium und im Horber Schulzentrum. Dort zahlen die Schüler 3,85 Euro pro Gericht.

  Woher kommt das Essen? Allerdings bekommen die Schüler dort ihr Essen auch nicht aus Altheim. An den weiterführenden Schulen in Horb essen durchschnittlich etwa 180 Schüler täglich zu Mittag. Zum Vergleich: Die Metzgerei Kaupp hat eine Gesamtkapazität von 200 Portionen am Tag.

Die älteren Schüler werden von der Firma Sander Catering aus Wiebelsheim in Rheinland-Pfalz beliefert. "Die Ausschreibung und Vergabe der Schulessen unterliegt entsprechenden rechtlichen Vorgaben, an die sich die Stadtverwaltung Horb halten muss", erklärt Volk von der Stadt Horb dazu: "Bei der Ausschreibung der Schulessen haben daher nicht nur regionale Unternehmen die Möglichkeit, ein Angebot für die Versorgung mit Schulessen abzugeben. Somit ist es nicht unüblich, dass – wie in diesem Fall – auch überregional tätige Unternehmen zum Zuge kommen können." Nach eigenen Angaben beliefert das Unternehmen derzeit Schulmensen in ganz Deutschland – 35 in Baden-Württemberg. "Die servierfertigen Produkte, welche in der hauseigenen Sander Frische-Manufaktur in Wiebelsheim im Hunsrück überwiegend in Handarbeit hergestellt werden, werden einmal pro Woche nach Horb geliefert", teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Dabei werde darauf geachtet, dass "die aus bevorzugt regionalen Zutaten bestehenden Mahlzeiten ausgewogen, vielfältig und bezahlbar sind." Außerdem stellt das Unternehmen auch das Personal in den Schulküchen. "Das Personal vor Ort ist dafür verantwortlich, die täglich wechselnden Speisen an die Schüler auszugeben", so Marc Niebling, Bereichsleiter Marketing und Kommunikation von der Sander Gruppe.

Die Grundschule Dettingen wird von der Firma Essig aus Altensteig beliefert. Hier wird das Essen laut Firmen-Homepage gekühlt transportiert und "vor Ort ›à la minute‹ fertig gegart". Die Gutermann-Grundschule bekommt ihr Essen von der Firma MaierSchwaben aus Schopfloch. "Wir liefern alle Speisen ausschließlich im sogenannten Cook&Chill-Verfahren", heißt es auf der Homepage des Unternehmens: "Das bedeutet, dass die Speisen in unserer Küche zu 90 Prozent fertig zubereitet und anschließend schnell herunter gekühlt werden." Das Personal vor Ort könne die Speisen dann in den nächsten zwei bis vier Tagen fertigstellen und anschließend servieren.

  Wie kommt das Essen an? Laut Stadtverwaltung gibt es an allen Schulen in Trägerschaft der Stadt mit Ausnahme der Grundschule Mühlen und den Außenstellen Bittelbronn und Rexingen aufgrund des gegebenen Bedarfs derzeit ein Schulmittagessen. "Der Stadtverwaltung Horb ist es wichtig, ein warmes Mittagessen in der Schule oder im Kindergarten anzubieten, denn dieses leistet einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung einer Essenskultur und auch zur Ernährungsbildung. Daneben fördert ein gemeinsames Mittagessen die Kommunikation und das soziale Miteinander", heißt es von Seiten der Stadt.

Doch wie wird das Angebot von den Schülern angenommen? An der Gutermann-Grundschule Horb essen laut Stadtverwaltung etwa 75 Schüler zu Mittag, an der Steinachtalschule in Talheim sind es zwischen 40 und 47, an der Dettinger Grundschule 39, an der Berthold-Auerbach-Grundschule Nordstetten etwa 30, am Schulzentrum Horb um die 70 Schüler und am Martin-Gerbert-Gymnasium sind täglich etwa 110 Schüler zum Essen angemeldet.

Trotz unterschiedlicher Caterer fällt das Urteil der Horber Schulen zum Mittagessensangebot überall gleich positiv aus. "Das Essen wird mit jedem Jahr besser angenommen. Die Kinder mögen das Essen sehr und mögen die Atmosphäre beim Essen. Es gibt wenig Essensreste und dennoch ist es ausreichend. Dies liegt auch daran, dass die Kinder auf die Portionierung Einfluss nehmen können. So kann auch Unbekanntes probiert werden und Einfluss auf das Verhältnis Fleisch, Beilage, Gemüse, Salat und Soße genommen werden. Die Qualität des Essens ist sehr gut", heißt es beispielsweise aus der Grundschule Dettingen. Und das Schulzentrum Horb meldet: "Schüler äußern sich überwiegend zufrieden. Eltern sind dankbar, dass ihre Kinder ein warmes Essen bekommen. Positiv hervorzuheben ist die Salatbar."