Weihnachtliche Weisen spielten die Bläser des MV Bildechingen bei der Senioren-Weihnachtsfeier Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Unterhaltung: Der Musikverein Bildechingen hatte die Senioren des Ortes zu einem vorweihnachtlichen Nachmittag eingeladen

Es ist in Bildechingen schöner Brauch, dass die Vereine – in diesem Jahr war der Musikverein dran – die Senioren des Ortes zur traditionellen vorweihnachtlichen Feier in die Zehntscheuer einladen.

Horb-Bildechingen. "Hier können wir in einer gemütlichen Atmosphäre unsere Gäste bewirten", freute sich Frontmann Maiky Götz.

Er und eine kleine Abordnung des MV kümmerten sich liebevoll um die rund 60 Personen über 60 Jahre. Viele von ihnen konnten es gar nicht erwarten, dass die Feier losging und waren teilweise schon über eine halbe Stunde früher da, als auf der Einladung stand.

Die Seniorinnen und Senioren, darunter auch Peter Zimmermann, nutzten diesen Nachmittag gerne, "um mal rauszukommen", um sich mit Bekannten aus dem Dorf zu treffen und um sich ein paar gemeinsame, vergnügliche Stunden zu machen. "Wir machen das gern – die Senioren sind oft unsere treuesten Fans und zum großen Teil auch Gründungsmitglieder unseres Vereins", erklärte Götz.

Aber nicht nur mit Kaffee und Kuchen oder etwas später mit einem guten Viertele verwöhnten die Musiker die Senioren. Nein, sie hatten auch ein kleines Unterhaltungsprogramm parat, mit dem für Kurzweil gesorgt wurde.

Der 10-jährige Jung-Trompeter Marvin Fleck hatte ein Gedicht über die Weihnachtszeit einstudiert. Erzählte sein Vortrag noch von bilderbuchhafter Weihnachtsidylle, bei der die Kinder zuhause basteln und das Singen üben, so war der Beitrag seiner Oma, Gertrud Gramer, schon eher von der Realität geprägt. Sie berichtete vom Weihnachtsbaumklauen, einer Tradition, die in Bildechingen früher auch gang und gäbe war und den Charme des Wildern hatte, vom Aufstellen der Krippe bei dem man immer das dreibeinige Pferd an den Gartenzaun lehnte und von Buben, die in der Adventszeit schon Bredla fanden, die die Mutter so gut versteckt hatte. Auch vom Verlust der Besinnlichkeit, da man sich immer bei so vielen Gelegenheiten – zum Beispiel bei Weihnachtsfeiern in vielen Vereinen und noch mehr in den Frauengruppen – die "Stille Nacht" so laut wie auf einer Techno-Party reinzieht, konnte sie fast ein Liedchen singen. Ebenso von dem Gerenne auf den Weihnachtsmärkten.

Es waren jedoch auch besinnliche Momente in der Geschichte zu entdecken. Es war die wahre Weihnachtsgeschichte, wie sie viele der Senioren kannten, die immer wieder bestätigend nickten, wenn sie ein Bild der Erinnerung vor ihrem geistigen Auge aufbaute. Michael Götz, Vorstand des Musikvereins, erinnerte sich an eine Begebenheit, als er und sein Vater auch ins Ried gingen um einen Baum zu klauen. "Wir waren noch nicht mal richtig im Wald, da raschelte es und ein Mann ergriff die Flucht. Er ließ Baum, Beil und Säge zurück – und des Sägle hemer emmer no dahoim" erzählte er zur Belustigung der Gäste. Auch seine Frau Susi hatte eine paar Witze aus einem Büchlein herausgesucht, die sie mit Temperament, passender Verkleidung und viel Humor vortrug.

Die Melodien bekannter Weihnachtslieder, darunter "Es ist ein Ros‘ entsprungen" und "Tochter Zion" erfüllten zwischen den Wortbeiträgen immer wieder die Zehntscheuer und sorgten für wunderbar vorweihnachtliche Stimmung. Natürlich wurde auch kräftig mitgesungen und dieser Nachmittag war quasi die Generalprobe für das "Singen unterm Weihnachtsbaum", dass an jedem Heilig Abend vor dem Feuerwehrhaus stattfindet. Beim beliebten Schätzspielen "Wie schwer ist der Bollen Speck" erreichte das Amüsement der Herrschaften dann seinen Höhepunkt. Als beste Speck-Bollen-Schätzerinnen wurde Irmgard Schölhammer prämiert.

Gedichte, Gesang, Gemeinsamkeit – diese drei großen "G’s" standen als eine Art kleiner Stern am Sonntagmittag über der Zehntscheuer.