Autos an beiden Straßenseiten inklusive Gehweg. Foto: Schülke

Rücksicht auf Fußgänger oft Fehlanzeige. Problem für Gehbehinderte sowie Rollstuhlfahrer.

Horb - Auf dem Gehweg parkende Autos lösen oft ein Naserümpfen aus: Man findet es nicht in Ordnung, aber es gibt Schlimmeres. In Horb scheint dieses verbotswidrige Parken jedoch zuzunehmen. Auch an Orten, wo es gefährlich werden kann.

Eine Szene am Morgen bei der Volkshochschule in der Ihlinger Straße: Die Frau hinterm Steuer ihres Autos spricht vor sich hin. Sie fährt allein, man sieht von außen an ihrem verzerrten Gesicht, dass sie sauer ist und schimpft. Wen sie beschimpft, ist unklar. Denn es gibt mehrere Möglichkeiten: das Auto weiter vorne, das nicht weiterkommt, den Fußgänger, der auf die Straße getreten ist, oder die Fahrzeuge, die direkt auf dem Fußgängerweg vor der Volkshochschule in der Ihlinger Straße stehen.

Heute sind es gleich drei. Zwei Autos und ein Lastwagen, der etwas aus- oder aufladen muss. In dem Gebäude sind mehrere Abteilungen des Landratsamts untergebracht: neben der Außenstelle der Kreisvolkshochschule auch das Landwirtschaftsamt, die Außenstellen von Kreismedienzentrum und Jugendamt und nicht zuletzt die Außenstelle der Zulassungsstelle.

Großer Parkdruck in Ihlinger Straße

Sabine Eisele, Pressesprecherin des Landratsamtes, teilt auf Anfrage mit: "In der Ihlinger Straße herrscht zu manchen Zeiten ein großer Parkdruck, das ist uns bekannt. Wenn wir sehen, dass einer unserer Kunden auf dem Gehweg parkt, bitten wir ihn selbstverständlich, sein Auto woanders abzustellen. Für die Ahndung falschparkender Autos ist die Verkehrsbehörde der Stadt Horb zuständig, mit ihr sind wir laufend im Gespräch."

Es gibt emsige Tage rund um das Gebäude der Volkshochschule, an denen auch in der benachbarten Panoramastraße gerne auf dem Fußgängerweg geparkt wird. Auch auf Facebook gibt es Klagen über das Gehwegparken in Horb. Ein Nutzer berichtet über das Parken vor der Gutermannschule, wo auch gerne mal die Bushaltestelle benutzt wird. Ein anderer schreibt als Reaktion: "Das ist nicht nur in Horb so. In den Stadtteilen werden die Gehwege regelmäßig mit Anhängern zugeparkt. Das interessiert niemanden, obwohl das schon mehrmals bei der Stadt gemeldet wurde."

"An manchen Tagen kommt man nicht durch"

Leute mit Gehbehinderung oder Rollstuhlfahrer leiden besonders unter dem rücksichtslosen Parken. Eine Frau, die einen Angehörigen in seinem Rollstuhl begleitet, schildert: "An manchen Tagen kommt man nicht durch."

Ist es schlichtweg Rücksichtslosigkeit oder gibt es noch andere Gründe, warum Autos auf Gehwegen abgestellt werden? Bei bussgeldkatalog.org, einem Magazin rund um Verkehrsthemen, gibt es Erklärungsversuche. Der deutsche Durchschnittshaushalt besitze mittlerweile häufig nicht nur ein einziges Auto. Das Pendeln zum Arbeitsort erfordere es oftmals, dass mehrere Bewohner eines Einfamilienhauses ein eigenes Fahrzeug brauchen. "Wurde ein Haus vor 20, 30 oder 40 Jahren gebaut, war dem noch nicht so. Aus diesem Grund fehlen oft private Parkplätze auf dem eigenen Grundstück. So mancher weicht dann auf den Gehweg aus", heißt es bei bussgeldkatalog.de. "Bei Neubauten schreiben zwar viele Gemeinden vor, dass ausreichend Stellplätze eingerichtet werden müssen, doch werden Garagen oder Carports häufig als Abstellfläche für den Rasenmäher, Fahrräder und andere Gegenstände genutzt – für das Auto bleibt da oft kein Platz mehr."

Auch die Innenstädte seien betroffen. Findet eine Person in der alltäglichen Hektik keinen Parkplatz, stellt sie sich oft kurzerhand einfach auf den Bürgersteig – offenbar auch in Horb.

Die Stadtverwaltung hat auf unsere Anfrage zu dem Thema bislang nicht geantwortet.