Die Nachtwächter laden am Freitagabend vor dem Rat- und Wachthaus zur Wirtshausführung durch die Horber Unterstadt. Mit von der Partie ist der Mönch aus der Alpirsbacher Klosterbrauerei. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Nachtwächter stellen einstige Wirtshausvielfalt der Horber Unterstadt vor

H orb. Die Horber Nachtwächter laden am Freitag, 28. September, um 20 Uhr auf dem Marktplatz vor dem Rat- und Wachthaus zu einem Umgang, der zu den einstigen und heutigen Wirtshäusern in der Unterstadt führt. Zu der erlebten Horber Wirtshausgeschichte ist jeder eingeladen, um eine Spende gebeten.

Wo war in Horb ein Wirtshaus namens Kreuz oder wo war das jüdische Gasthaus Falken zu finden? Dieses Mal geht es beim nächtlichen Umgang gleich die Marktsteige hinab in die Unterstadt, wo die Nachtwächter auf mehr als zwei Dutzend Wirtshäuser verweisen können. Mit von der Partie ist der Mönch aus der Alpirsbacher Klosterbrauerei, der während des Umgangs über die hohe Kunst des Bierbrauens berichtet und am Ende der Nachtwächterführung vor dem Wachthaus mit einer kleinen Überraschung für die Umgangsteilnehmer aufwartet.

Dass die Horber leidenschaftliche Wirtshausgänger waren, können die drei mit Hellebarde, Rufhorn und Laterne ausgestatteten Herrn sogar mit einem Lexikoneintrag aus dem Jahr 1841 belegen. Diese Leidenschaft soll sogar mit ein Grund gewesen sein, dass in Horb keine Industrialisierung einsetzte, obwohl die Stadt schon seit 1866 über einen Eisenbahnanschluss verfügte.

Nach dem 1381 erfolgten Übergang der hohenbergischen Stadt an das Herzogtum Österreich haben sich die Horber im Zeitalter der Städtekriege ihre Sicherheit buchstäblich ersoffen. So verzichtete Herzog Leopold IV. 1395 für die Zeit von 32 Jahren auf das ihm zustehende Umgeld. Mit den Einnahmen aus dieser mittelalterlichen Getränkesteuer wurde zunächst zum besseren Schutz der Stadt die obere Feste dem Schurkenturm vorgelagert und darüber hinaus wurden auch noch die Stadtmauern verstärkt.

Die Horber Schluckspechte können auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken. So verbot die hohenbergische Landesordnung, die von der Neckarstadt 1514 mitbesiegelt wurde, den Horbern das übermäßige Trinken. Wer zu tief ins Glas geschaut hatte, wurde entweder mit einer Geldstrafe belegt oder gar in den Diebs- beziehungsweise Schurkenturm geworfen. Als ein Hochwasser im Mai 1578 großen Schaden in der Stadt angerichtet hatte, verzichtete Erzherzog Ferdinand II. von Österreich-Tirol wiederum für fünf Jahre auf das Umgeld und die Horber müssen dem Wein oder dem Bier so zugesprochen haben, dass nicht nur alle Schäden umgehend beseitigt werden konnten, sondern darüber hinaus mit dem Tal-, Platz- und Marktbrunnen gleich noch drei eindrucksvolle Renaissancebrunnen errichtet wurden.

Der Umgang der Nachtwächter führt zunächst in die Ihlinger Straße, wo mit dem Gasthaus Engel einst Horbs erste Poststation gestanden hat. Vorbei an den früheren Wirtshäusern Schwanen, Bären, Löwen, Rössle und Kreuz führen die Nachtwächter durch die Neckar- zur Schillerstraße und über den Neckarsteg zum Bahnhofsgelände, wo auf jene Gaststätten und Brauereien verwiesen wird, die sich einst rechts des Neckars angesiedelt hatten.

Über die Christophorusbrücke und die Neckarstraße gelangt man in die Hirschgasse, die ihren Namen einer ehemaligen Horber Wirtschaft zu verdanken hat. Die Nachtwächter geleiten weiter zum Burgstall, wo man ehemals in der Traube oder beim Stepfelesbeck einkehren konnte. Neben dieser erlebten Wirtshaushistorie gibt es natürlich auch einige lustige Geschichtchen zu hören, die sich in oder vor Wirtshäusern ereignet haben sollen. Auch mancher kernige Trinkspruch wird zu hören sein. Bei Regen fällt der Nachtwächterumgang aus.