Vereinsarbeit: Vorsitzende des Kultur- und Museumsvereins kündigen Rücktritt an

Horb. Plötzlich herrschte im Nebenzimmer des Gasthauses Schiff Funkstille und man konnte in viele bedröppelte Gesichter schauen, als unter dem letzten Tagesordnungspunkt der Mitgliederversammlung bekannt gegeben wurde, dass sich Joachim Lipp und Heinrich Raible bei der Hauptversammlung im kommenden Jahr nicht mehr zur Wahl stellen werden. Findet sich für die beiden Vereinsvorsitzenden kein Ersatz, dann droht dem Kultur- und Museumsverein nach 40 Jahren das Aus.

In ihrem Rechenschaftsbericht blickten die Vorsitzenden erneut auf ein erfolgreiches Jahr 2018 zurück. Sämtliche Vortragsveranstaltungen, Führungen sowie die Jahresexkursion waren gut besucht und die Horber Nachtwächter geleiteten zahlreiche Gäste aus nah und fern durch die dunklen Gassen von Horb. Beim Internationalen Museumstag stießen alle vier Führungen im Ringmauerturm auf reges Interesse und am Tag des offenen Denkmals pilgerten ganze Scharen auf die Schütte, um den Schütteturm und die Ottilienkapelle zu besichtigen.

Auch sonst herrschte in den Reihen des Vereins ein reges Treiben. Der Ehrenvorsitzende Franz Geßler sorgte mit einer Grabung an der Ottilienkapelle für Aufmerksamkeit und erbrachte trotz Unkenrufen des zuständigen Denkmalpflegers den Nachweis für Horbs dritte Burg. Auf dem Kreuzkapellenberg konnte ein Gedenkstein von Diakon Klaus Konrad eingeweiht werden und ohne den Kultur- und Museumsverein wäre Horb um ein eingetragenes Kulturdenkmal ärmer. Joachim Lipp und Heinrich Raible stellten sich auf Bitten der Stadtinformation sogar als Kandidaten für die SWR-Fernsehsendung "Stadt Land Quiz" zur Verfügung und trugen dazu bei, dass das Duell mit Annweiler gewonnen werden konnte.

Das Stadtmuseum, das Stadtarchiv sowie das Berthold-Auerbach-Museum konnten sich im vergangenen Jahr wieder einmal über zahlreiche Leihgaben beziehungsweise Schenkungen des Vereins freuen. Die drei Nachtwächter leiteten an Spenden im vergangenen Jahr insgesamt 550 Euro an das Projekt Zukunft und an die Aktion Drachenei weiter, und ihre Kontrolluhrensammlung ist dank der bei den Nachtwächterumgängen eingenommenen Spenden auf 92 Exemplare angewachsen. Damit verfügt man in Horb neben dem Technoseum in Mannheim wohl über die größte Nachtwächterkontrolluhrensammlung in ganz Deutschland. Lediglich das derzeitig stillgelegte Wasserrad bereitet der Vereinsführung Probleme, für die sie aber nicht verantwortlich ist, teilen die Verantwortlichen des Vereins mit.

Kassierer Stefan Reichel war in seinem Bericht trotz der vielen Vereinsaktivitäten bezüglich des Kassenstandes mehr als zufrieden und konnte in dieser zinslosen Zeit auf einige Spenden verweisen, die diese Betriebsamkeit ermöglichten. Reichel hat zusammen mit Agnes Maier vom Stadtmuseum eine Leihgabenliste erstellt, der man entnehmen kann, dass der Verein im Verlaufe der Jahre Leihgaben im Wert von annähernd 60 000 Euro zur Verfügung gestellt hat.

Auch Kassierer will sein Amt abgeben

Nachdem die beiden Vereinsvorsitzenden die ausstehenden Veranstaltungen des Jahresprogramms 2018/19 und die für das Jahr 2019 geplanten Nachtwächterführungen vorgestellt hatten, sorgte Lipp mit dem letzten Tagesordnungspunkt für einen Paukenschlag. Da Raible anlässlich der letzten Ausschusssitzung im November angekündigt hatte, bei der Hauptversammlung im kommenden Jahr sein Amt als stellvertretender Vorsitzender des Kultur- und Museumsvereins abzugeben und sich nicht mehr der Wahl zu stellen, entschloss sich Lipp, der zentralen Regel "Never Change a Winning Team" folgend, das Amt des Vorsitzenden nach 30 Jahren gleichfalls nicht länger auszuüben. Ebenso äußerte sich Kassierer Reichel dahingehend, dass er im Falle eines Rücktritts der beiden noch amtierenden Vorsitzenden sein Amt abgeben wird.

Sichtlich betroffen von dieser Mitteilung zeigte sich am Ende der Hauptversammlung auch Bürgermeister Ralph Zimmermann, der selbst Mitglied im Kultur- und Museumsverein ist. Er bedankte sich bei beiden Vorsitzenden für die bisher geleistete ehrenamtliche Tätigkeit und merkte einsichtig an, dass es unangebracht sei, die beiden Herren im kommenden Jahr zu einer weiteren Amtsführung überreden zu wollen.

Zimmermann brachte angesichts der bisher erreichten Erfolge des Kultur- und Museumsvereins die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich in dem verbleibenden Jahr doch noch Kandidaten oder Kandidatinnen finden, die die frei werdenden Vereinsämter übernehmen wollen. Ein mögliches Ende dieses Vereins wäre nicht nur in den Augen des Bürgermeisters ein unermesslicher Verlust für die Stadt Horb.