Das könnte die Blickrichtung aus einem Bekleidungsgeschäft werden. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Reaktionen der Stadträte auf die Verkleinerung des Einkaufszentrums / Peter Zimmermann: "Wir haben das Talent, alles schlechtzureden"

Von Jürgen Lück und Florian Ganswind

Horb. Die Vorstellung des kleineren Einkaufcenters sorgte bei den Gemeinderäten für heftige Kritik und starke Reaktionen.

Als der Investor seine Ausführungen im Gemeinderat beendet hatte, waren die Stadträte dran. Und die ließen ihrer Empörung teilweise freien Lauf. Den Auftakt machte Stadträtin Edith Barth (CDU): "Ich habe mich auf eine Eröffnung auf 10000 Quadratmetern gefreut. Heute Abend sagen Sie mir, dass Sie noch Erfahrungen sammeln müssen. Das ist für mich absolut enttäuschend. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ein klarer Mehrwert für Jung und Alt rauskommt. Und dass die Mieter Schlange stehen, wie uns berichtet wurde. Ich meine, die neuen Planungen sind eklatante Rückschritte. Ein Bau mit 5000 Quadratmetern kann niemals funktionieren – das Pronto in Herrenberg und Burg-Center in Nagold sind Beispiele dafür!"

Birk antwortete, dass die Erfahrung von Activ zeige, dass es nicht so sehr auf die eigentliche Größe eines Einkaufszentrums zurückzuführen sei, ob es funktioniere. Sondern viele Randbedingungen wie beispielsweise der Handelsbesatz in einer Innenstadt oder der richtige Mix und die Positionierung der Geschäfte.

Auch Jürgen Poppitz (FD/FW), ist enttäuscht: "Ich frage mich, sollen wir so weitermachen? Erst sind es 10000, dann 5000 Quadratmeter. Und vielleicht sind es beim nächsten Mal 3000." Donnernder Applaus von einigen Stadträten und Besuchern, darunter auch einige Innenstadt-Händlern.

Hermann Walz (ULH) fühlte sich in seinen früheren Äußerungen bestätigt. Außerdem fühlte er sich schlecht informiert: "Ich bin stinksauer, dass im Ältestenrat weder wir noch die Republikaner eingeladen wurden."

Elisabeth Schneiderhan (OGL) machte sich Gedanken, dass es zu einem neuen Verdrängungswettbewerb kommen könnte: "Edeka hat schon zugemacht. Wenn noch ein Lebensmittler aufmacht, dann müssen wir vielleicht auch um real und Kaufland fürchten." Bürgermeister Zeitler antwortete: "Der Lebensmittler im neuen Einkaufszentrum hat ein großes Frischeangebot, was es in der Innenstadt so nicht gibt. Dazu wird er benötigt, um vormittags eine Frequenz im Einkaufszentrum zu schaffen." Auch Planer Hans-Jürgen Birk beruhigte Schneiderhan: "Wir arbeiten mit Rewe, Edeka und Kaufland zusammen. Kaufland ist eigentlich ein Verbrauchermarkt und unterscheidet sich von den anderen. Schätzen Sie sich glücklich über Kaufland – der bringt Kaufkraft nach Horb."

Viviana Weschenmoser (SPD) machte sich Gedanken um die Bauweise: "Klimaneutrale Kommune – wie energiesparend ist das neue EKZ?" Birk: "Kann ich noch nicht konkret sagen. Fakt ist aber: Mieter stellen Bedingungen bezüglich LED Lampen oder Wärmepumpen und richten uns nach den neuesten Gesetzen. Außerdem wollen die Mieter bei den Nebenkosten selbst Geld sparen und achten deshalb selbst auf einen niedrigen Energieverbrauch. Und warum sollten wir nicht über eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach nachdenken. Dafür sind wir auf alle Fälle offen."

Peter Zimmermann (CDU) regte sich über einige Stadträte richtig auf: "Wir haben das Talent, alles schlechtzureden. Lieber 5000 Quadratmeter, die laufen, als 10 000, die nicht laufen."

Und auch Thomas Mattes (SPD) versuchte zuversichtlichere Töne anzustimmen: "Auch wenn das Einkaufszentrum kleiner ausfällt: Wir sollten das Projekt weiterverfolgen.

Birk von der Activ-Group versuchte es ebenfalls mit diesem Ansatz: "Die größten Fehler, die sie machen können, ist weiter zehn Jahre in irgendwelchen Luftschlössern zu planen. Dann haben ihnen andere Städte den Rang abgelaufen." Der Verdrängungswettbewerb und die starke Konkurrenz in Böblingen (wir berichteten) und Stuttgart werde auch Auswirkungen auf Horb haben.