Gefahrgutrettung ist immer eine Materialschlacht mit großem Einsatz an Rettungskräften. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Feuerwehr: Gefahrguteinheiten des Kreises üben auf dem Gelände der Firma Lauffer im Industriegebiet Heiligenfeld den Ernstfall

Wenn die Gefahrguteinheiten des Kreises ausrücken müssen, dann wird es in der Regel richtig teuer. "Es ist immer eine Mensch- und Materialschlacht die auf uns zurollt", erklärte einer der Verantwortlichen am Rande der Verbund-Übung der Gefahrguteinheiten der Feuerwehren im Landkreis Freudenstadt.

Horb. Im Turnus von jeweils einem Jahr wird abwechselnd in Loßburg, Freudenstadt und Horb geübt. In diesem Jahr war Horb an der Reihe. Übungsgelände war das große Areal der Firma Lauffer im Industriegebiet Heiligenfeld.

Übungsannahme war ein Unfall beim Entladen eines Lastwagens, der in sogenannten Intermediate Bulk Containern (IBC) Essigsäure transportierte. Ein Behälter rutschte vom Gabelstapler, wobei der Behälter beschädigt wurde. Essigsäure, die extrem ätzend ist und höllisch stinkt, trat aus und brachte sowohl den Lastwagen-Fahrer, der mittels Übungspuppe dargestellt wurde, als auch den imaginären Stapler-Fahrer in eine lebensbedrohliche Situation.

Für den ABC-Zug Horb mit Kräften aus Horb-Stadt und Talheim, den ABC-Zug Loßburg mit Kräften aus Loßburg und Betzweiler-Wälde und der Dekontaminations-Einheit aus Freudenstadt hieß es mit Hochgeschwindigkeit zum Einsatzort rasen.

Unter Leitung der Führungsgruppe Horb-Eutingen -Empfingen und unter Einsatzleitung von Christian Kuon, dem stellvertretenden Abteilungskommandanten aus Talheim, arbeiteten weit über 70 Einsatzkräfte an dieser Aufgabe.

Von der Löschwasserversorgung bis zum Dekontaminations-Zelt

Allerwichtigstes Ziel bei jedem Einsatz ist die Menschenrettung. Sowohl die Atemschutzträger als auch die in den hermetisch abgedichteten Gefahrgut-Schutzanzügen agierenden Männer, die sich nur per Funk verständigen können, gingen daher zielgerichtet in Richtung des havarierten Behälters und retteten die Verletzten auch unter Zuhilfenahme von hydraulischen Scheren. Die Atemschutzträger hielten sich im Gefahrenbereich etwas im Hintergrund, da gerade in der ersten Phase bei dieser Gefahrenlage nicht klar ist, um welche Giftstoffe es sich handelt und die Atemschutzträger Gefahr laufen, sich trotz ihrer Schutzmasken Verätzungen der Atemwege zu holen.

Während die Menschenrettung lief, bauten die anderen Gruppen die benötigte Infrastruktur für solch einen Einsatz auf. Von der Löschwasserversorgung bis zum Dekontaminations-Zelt, in dem die Helfer sogar warm duschen können, stand innerhalb einer guten halben Stunde alles am richtigen Platz.

Insgesamt galt es, für die Einsatzkräfte folgende Aufgaben zu lösen: Menschenrettung, Erkundung und Identifikation der anderen Stoffen, denn der Lastwagen hatte unterschiedliche IBC geladen. Weiterhin war wichtig, dass der beschädigte IBC abgedichtet und der Inhalt umgepumpt wurde sowie der Brandschutz für auslaufendes Methanol gesichert und auch dieser Giftstoff umgepumpt wurde.

Die beiden Gefahrgutzüge, die in Loßburg und Horb-Talheim stationiert sind, sind für Gefahrguteinsätze im gesamten Landkreis Freudenstadt, der BAB A 81 sowie der Güterhauptverkehrsstrecke der Bahn zuständig. Trotz dieses großen Aufgaben-Radius kommt es für sie selten zu echten Einsätzen, erklärte der stellvertretende Kreisbrandmeister Markus Megerle. Er ergänzte, dass ein solcher Einsatz schnell mal 25 000 Euro kostet und man in der Regel die eingesetzten Schutzanzüge im Wert von jeweils 3000 Euro hinterher entsorgen könnte. Bei dieser Verbundübung war es natürlich nicht der Fall – doch was die Übungsbeobachter, zu denen auch Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann gehörte, erleben durften, das war eine Übung, wie man sie nur sehr selten zu sehen bekommt.

Mit ein wichtiger Grund für diese Übung ist die Stärkung der Zusammenarbeit der verschiedenen kreisweit zuständigen Einheiten mittels einer jährlichen gemeinsamen "Hauptübung", denn im Ernstfall muss auch das kleinste Rad ins andere greifen, und es muss jeder Handgriff sitzen.