Ihr Kommen sorgt für kontroverse Diskussionen: K.I.Z. Foto: privat

Bestätigung von K.I.Z. sorgt für heftige Diskussionen im Internet. Minirocker bleiben entspannt.

Horb - Dass die Berliner Hip-Hop-Formation K.I.Z. nicht nur Freunde hat, das sieht man, wenn man den Facebook-Auftritt des Mini-Rock-Festivals besucht. Zwar freuen sich viele über den Samstags-Headliner, jedoch fluchen und jammern mindestens genauso viele. Manchmal geht es auch unter die Gürtellinie.

Die Feststellung "Was für ein Haufen amphibischer Ur-Scheiße" ist fast noch sympathisch gegenüber anderen Äußerungen. Vom "Mini-Fuck-Festival" oder dem "Mini-Fail-Festival" (to fail bedeutet im englischen so viel wie durchfallen, versagen, scheitern) ist da beispielsweise die Rede oder vom "Hartz IV-Hip-Hop", den K.I.Z. bieten. Ein Fan stellt gar fest, dass das "Mini-Rock einfach nur noch immer mehr assi wird".

Harter Tobak, der von den Mini-Rockern selbst aber relativ gelassen gesehen wird. Pressesprecher Benjamin Breitmaier gibt zu, dass das schon etwas an die Nieren geht, schließlich sei das Festival ihr "Baby". Andererseits finde er solche Diskussionen auch spannend.

"Diskussionen haben kurze Halbwertszeit"

Zwar hätten sie sich schon gedacht, dass es nach der Bestätigung kontroverse Äußerungen geben würde. Dass es aber so massiv kommt, damit hätten sie nicht gerechnet. Andererseits rege man sich im Internet schnell auf, und alles ebbe dann aber auch schnell wieder ab. "Diskussionen haben eine kurze Halbwertszeit", weiß er.

Entspannt sieht Booker Tim Oehmigen die ganze Sache. Er hat K.I.Z. für das Mini-Rock-Festival gebucht. Beleidigt sei er eigentlich nicht, wenn Bands, die er gebucht hat, solche Reaktionen auslösen. Schlimmer wäre es, wenn er Bands in der Größenordnung von K.I.Z. gebucht hätte und diese auf kaum Resonanz stoßen. Dass die teils hitzige Debatte auch Auswirkungen auf das Publikum auf dem Festivalgelände haben könnte, befürchtet Oehmigen nicht, da es keine zwei Lager gebe, die sich bekämpfen. Im Prinzip komme zu den K.I.Z.-Shows das Publikum, das auf dem Mini-Rock-Festival verkehre. Das habe er im Tübinger Sudhaus gesehen, wo er schon einmal eine Show mit K.I.Z. veranstaltet habe. Das Ergebnis: Ein ausverkauftes Haus mit 1400 Gästen. Von diesen hätte er vom Äußeren gerade einmal zehn Prozent bei den Hip-Hoppern eingeordnet.

Darüber hinaus betont Oehmigen, welchen Stellenwert K.I.Z. mittlerweile in der deutschen Kulturlandschaften aufweise. Öffentlich-rechtliche Fernsehsender portraitierten die Gruppe. Und abgesehen von der Musik sei die Band von der Attitüde eher im Rock oder Punk angesiedelt. Nicht ohne Grund hätten K.I.Z. schon als Vorband der Ärzten gespielt. Es gehe immer um die Attitüde, und da hätten einige das "Prinzip K.I.Z." nicht verstanden.

Welch großen Namen die Band mittlerweile hat, sieht man auch an den Minirockern selbst. Im Vorfeld von 2009 hätten alle "ihm den Vogel gezeigt", erzählt Oehmigen. Er habe ordentlich Überzeugungsarbeit leisten müssen. Mittlerweile trägt diese Früchte. Die meisten der Minirocker sind nun glühende Fans der Formation und freuen sich immens auf den Auftritt, was auch Benjamin Breitmaier bestätigt, der froh darüber ist, dass die Besucher untereinander diskutieren und sich auch gegenseitig zurechtweisen und die Festival-Macher verteidigen oder auch manche Schreiberlinge auf ihre unpassenden und beleidigenden Äußerungen hinweisen.

"Hoch-emotionalisiert geschrieben"

So erhielt auch derjenige sofort einen Rüffel, der anzweifelte, ob die Umfragen des Mini-Rock-Festivals unter den Fans, nach denen jährlich K.I.Z. an erster Stelle der beliebtesten Bands liegt, an der Pestalozzi-Schule (diese Schule besuchen geistig Behinderte) vorgenommen worden sei. Dieser Selbstregulierungs-Mechanismus in den sozialen Netzwerken sei schön, betont Breitmaier, der oben genannte Äußerung "untragbar" findet, sie aber auch nicht auf die Goldwaage legen will. In Facebook werde hauptsächlich die Ungangssprache angewendet. Die Leute hätten hoch-emotionalisiert geschrieben.

Übrigens: Dem Vorverkauf haben K.I.Z. definitiv nicht geschadet. Wie Benjamin Breitmaier und Tim Oehmigen unisono sagen, haben die Online-Verkaufszahlen seit der Bekanntgabe des Samstag-Headliners ordentlich angezogen. Beliebt ist die Band also, und das ist das Entscheidende für ein Festival, das ehrenamtlich organisiert wird. Denn ohne genügend Fans, die das Mini-Rock bevölkern, wäre dieses wohl schnell am Ende. Die Konsens-Band, die allen gefällt gibt es eh nicht – oder?