In Rexingen werden am Samstag sieben Stolpersteine neu verlegt / Texte erinnern an Familienschicksale

Horb. Anlässlich der Horber Heimattage haben sich viele Leute die Frage gestellt: Was bedeutet mir Heimat? Und was hat sie unseren Eltern und Großeltern und deren Nachbarn bedeutet? Auch die schmerzliche Erinnerung an die Vertreibung und Ermordung schwäbischer Juden soll bei den "Heimattagen Baden-Württemberg 2013" ihren Platz haben.

Seit drei Jahren liegen kleine quadratische Messingplatten, eingelassen in Bürgersteige oder Straßen, an den Lebens- und Wohnort der jüdischen Bürger in Horb, Mühringen, Nordstetten und Rexingen.

Am Samstag, 7. September, werden in Rexingen sieben Stolpersteine neu verlegt. Um 9 Uhr zwei Steine vor dem damaligen Haus Kirchstraße 21 oberhalb der katholischen Kirche. Dort wohnten Jeanette und Samuel Levi, bis sie am 28. November über Stuttgart nach Riga deportiert wurden. Ihr Sohn Isbert konnte sich mit einem Jugendtransport nach Schweden retten, das Schicksal der Tochter Kläre Käthe ist bis heute unbekannt.

In der Kirchstraße 25 wohnten Sigmund und Berta Gideon mit ihren drei Kindern Käthe, Hermann und Betty. Käthe und Hermann Gideon schlossen sich der Auswanderergruppe nach Shavei Zion an, Betty emigirierte schon 1935 in die USA. Es war nicht einfach, Deutschland zu verlassen, denn es gab nicht nur große finanzielle Hürden und schier unüberwindliche bürokratische Hindernisse von Seiten des NS-Regimes und der Aufnahmeländer. Viele der älteren jüdischen Bürger weigerten sich, ihre Heimat zu verlassen und verabschiedeten ihre Kinder in der Hoffnung, sie einmal wieder zu sehen. Bestimmt wollte Berta Gideon auch ihre hochbetagte Mutter Ernestine Schwarz nicht alleine zurücklassen. So blieb das Ehepaar, musste die Synagogenschändung miterleben und die ersten beiden Rexinger Deportationen, bis sie selbst im August 1942 nach Theresienstadt deportiert und in Treblinka ermordet wurden. Im selben Transport war auch Louis Schwarz mit seiner Frau Hedwig. Sie wohnten in der Freudenstädter Straße 31, zusammen mit ihrer verwitweten Tochter Hilde und ihrem Enkel Siegfried. Mutter und Sohn wurden 1941 nach Riga deportiert. Für beide ist letztes Jahr ein Stein vor dem Haus gelegt worden. Hedwig Schwarz überlebte das Konzentrationslager und starb 1952 im Stuttgarter Martienhospital. Louis Schwarz starb 1944 in Theresienstadt an einem Lungenleiden und Unterernährung. An ihn soll jetzt ein dritter Stein vor dem Haus erinnern.

Im Oberdorf, in der Freudenstädter Straße 70, wohnten Kathi und Isak Pressburger. Das Haus steht seit vielen Jahren leer und vermittelt damit noch einen Eindruck von seinem früheren bescheidenen Aussehen. Auch diese beiden stammten aus alteingesessenen jüdischen Familien in Rexingen. Ihre einzige Tochter Hilde konnte mit ihrem Mann in die USA fliehen. Das Ehepaar, 59 und 60 Jahre alt, wurde zusammen mit dem Ehepaar Levi und über 50 Männern, Frauen und Kindern aus Rexingen ins Lager Jungernhof bei Riga deportiert, wo sich ihre Spur verliert.

Die Verlegungen, die Gunter Demnig vornimmt, der bereits über 40 000 Stolpersteine in Deutschland und vielen europäischen Ländern verlegt hat, wird von Kilian Gunkel aus Rexingen musikalisch begleitet. Vor jedem Haus werden Texte zum Leben der Deportierten verlesen. Alle anteilnehmenden Bürgerinnen und Bürger sind herzlich zur Verlegung eingeladen. Treffpunkt ist um 9 Uhr bei der katholischen Kirche in Rexingen.

Nach der Steinverlegung stehen in der Ehemaligen Synagoge Kaffee und Mohnzopf zur Stärkung bereit.