In Ergenzingen fanden sich rund 150 Traktoren ein, die teilweise auch mit Transparenten versehen waren Foto: Baum Foto: Schwarzwälder Bote

Politik: Landwirte formieren sich zu Protestaktion zum Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft mit Treffpunkt in Ergenzingen

Rottenburg-Ergenzingen/Herrenberg /Stuttgart (amb). In einem langen Konvoi fuhren kürzlich einige hundert Landwirte mit ihren Traktoren aus Ergenzingen Richtung Stuttgart. Am Sammelpunkt in Herrenberg waren es schon mindestens 300 Traktoren, die Reifen an Reifen entlang der B 14 standen und dann gemeinsam Richtung Stuttgart fuhren. Unübersehbar war die Traktorendemo der Landwirte, die in einer Sternfahrt aus allen Regionen Baden-Württembergs nach Stuttgart auf den Cannstatter Wasen fuhren.

Egon Raible aus Ergenzingen ist auch einer der Landwirte, die die Nase derzeit voll haben – von einer verfehlten Agrarpolitik und von zu niedriger Entlohnung der Landwirte für ihre Arbeit. Am Sammelpunkt in Ergenzingen fanden sich rund 150 Traktoren ein, die teilweise auch mit Transparenten versehen waren.

Ziel der Demonstration war es, für den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft zu demonstrieren. Schon in den frühen Morgenstunden kamen Landwirte aus den Kreisen Böblingen, Tübingen, Balingen, Calw, Rottweil und Villingen-Schwenningen an die Treffpunkte in Ergenzingen und Herrenberg. In Herrenberg kamen auch viele Landwirte aus dem südbadischen Raum, aus Breisach, der Ortenau, Freudenstadt und Nagold dazu. Auch aus Haigerloch und Sigmaringen nahmen Landwirte an der Fahrt aus dem Süden Richtung Stuttgart teil.

Artgerechte Tierhaltung und höhere Fleischpreise

Im geschlossenen Konvoi knatterten die Traktoren über die B 14 auf den Wasen, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Anlass der Protestaktion war die "Grüne Woche" in Berlin, die als Schaufenster der Landwirtschaft gilt.

Kritik üben die Bauern an der ihrer Meinung nach verfehlten Agrarpolitik der Bundesregierung, insbesondere an Bundesagrarministerin Julia Klöckner. Artgerechte Tierhaltung soll wieder möglich werden, hier fordern die Landwirte höhere Fleischpreise. "Landwirtschaft muss wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken. Wir fordern alle politischen Parteien auf zu einer sachlichen, zielorientierten Politik zurückzukehren", sagt Thomas Frenk als Sprecher der Protestaktion. Man brauche einen ideologiefreien Diskurs, um klare, wettbewerbsneutrale Ziele formulieren zu können. Zudem fordern die Landwirte ein Moratorium des Agrarpaktes. Hier bedürfe es einer genauen wissenschaftlich fundierten Überarbeitung. Es gelte, einen gemeinsamen Weg zu mehr Biodiversität im Ackerbau zu gehen. Hier stellen sich die Landwirte gegen Bundesagrarministerin Julia Klöckner, die sagt, dass man nicht mit romantisierenden "Bullerbü-Vorstellungen" zurück zu einer vormodernen Landwirtschaft kehren werde. Sie plädiert auch für neue Verfahren, "um viele Menschen satt zu machen". Wo Glöckner fordert, dass die Bauern mehr produzieren müssen, halten die Landwirte dagegen, dass eine artgerechte Tierhaltung machbar sein muss.