Die sieben Musikanten aus dem Balinger Raum verwandelten das Steinhaus in eine alkoholfreie schottische Kneipe. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Schmankerl zum Abschluss der Vesperkirche 2018: urige Band Finn McCool unterhält mit Musik und Humor

Das ehrwürdige Steinhaus am Donnerstag verwandelte sich in eine original schottische Kneipe. Im "Steinhaus-Pub" gab es zwar kein Guinness oder gar Whisky, dafür Lieder und Geschichten.

Horb. Musik, wie sie locker auch zur Abendunterhaltung der Insel-Bewohner hätte beitragen können.

Authentisch echt, so der 90-minütige Auftritt der sieben Musiker, die sich unter dem Bandname Finn McCool schon vor vielen Jahren zusammenfanden.

Vielleicht hat sich bei der Wahl des Bandnamens Multinstrumentalist Günter "Tschimpe" Neumann, der in der Band Whistle, Pipes und Laute spielt und die führende Rolle beim Gesang inne hat, selbst im Spiegel gesehen und prompt an den schottischen Rübezahl Finn McCool gedacht, der in der Sagenwelt des schottischen Hochlands herumgeistert.

Dekanatsreferent Achim Wicker freute sich, die Band, "die aus meiner Heimat Balingen kommt", ansagen zu dürfen. Nur Balingen allein stimmte jedoch nicht als genaue Adressangabe, zumal auch noch unter anderem Pekingen (Ying Schütze-Huang, Fiddle, Gesang) und Geislingen in den Vitas den Hobby-Musikern vorkommen. "Schreib einfach ›um Balingen herum‹, dann passt‘s auf jeden Fall", so der lässige Tipp von Ulli Class, der in der Band die Gitarre spielt.

Die anderen Musiker sind Frank Schrader (Mandoline, Percussion, Gesang), Jens Jessen (Akkordeon, Gitarre, Gesang), Daniela Sander-Neumann, (Bodhran, Percussion, Pipes) und Jo Schmieg (Kontrabass, Gesang), der zudem als schwäbischer Geschichtenerzähler mit ganz extravaganten Abwandlungen der Frühgeschichte aus dem Alten Testament für grenzenlose Heiterkeit sorgte.

Noah landete mit seiner Arche nicht in der Türkei, sondern blieb an der Burg Hohenzollern hängen

Bereits vor 40 Jahren schrieb er die Schöpfungsgeschichte komplett um. Auf schwäbisch – damit sie auch jeder versteht. Als Adam seinerzeit im Paradies rummeckerte, weil’s ihm so allein arg langweilig war, schuf Gott ihm ein Gegenstück. Als Adam verwirrt nachfragte, was das sein soll, was er ihm da aus den Rippen geleiert habe, gab’s die Antwort: "Des isch das Neueste aus meinem Lädle – des isch a Mädle." "Und wie die Geschichte ausgegangen ist, dass wisset ihr ja." Stammesvater Mose hat seine Erfolge, laut Jo Schmieg, ausschließlich seinem exzessiven Genuss von Zwiebeln und dem daraus resultierenden Mundgeruch zu verdanken, und in der Schmieg’schen Version der Sintflut landet Noah mit seiner Arche nicht in der Türkei, sondern bleibt an der Burg Hohenzollern hängen.

Es waren aber nicht nur die schwäbischen Geschichten, die begeisterten, sondern die Jigs und Reels, die schwungvollen alten Seemannslieder, die in den Kneipen und Pubs der irischen, schottischen, walisischen und englischen Dörfern jeden Abend gespielt werden. Es sind Stimmungs-Lieder, egal ob sie nur instrumental vorgetragen oder mit einem Text versehen ertönen. Immer erzählen sie eine Geschichte, die sich so – oder zumindest so ähnlich – zugetragen hat und die nun als Folksong weiterlebt. "Tschimpe" Neumann bastelte, wo immer es ging, auch noch die Vesperkirche mit in den Song oder packte sie zumindest in seine Ansage.

Welthits "Tennessee Waltz" und "Danny Boy" mit glasklarer Sopranstimme gesungen und mit Geige begleitet

Im Song "And the Moon was Shining Clearly" ging’s um vier junge Männer, die von der Vesperkirche heim wankten, da sie vorher noch schnell in einer Schwarzbrennerei vorbeischauten. Und in den beiden nachfolgenden Storys merkte ein verliebter Bursche, wie schnell ihn seine rosa Brille, die er aufhatte, als er eine blonde Taschendiebin kennenlernte, geradewegs in die australische Strafkolonie nach Tasmanien führte.

Wenn die Männer um Rübezahl Günter "Tschimpe" Neumann sangen, dann ging es rau und verwegen zu, wenn dagegen die Chinesin Ying Schütze-Huang ans Gesangsmikro trat, gab es nur einen kollektiven Gemütszustand in sehr gut gefüllten Steinhaus: Augen zu und genießen! Ihre beiden Interpretationen vom Country-Welthit "Tennessee Waltz" und der heimlichen irischen Nationalhymne "Danny Boy" waren einfach nur schön. Tolle Sopranstimme, so glasklar wie die Töne ihrer Geige.

Insgesamt brachte der Gig viel keltisches Feeling, das mit einigen schwäbischen Schmankerln (Willi trink Moscht, weil der Moscht fast nichts kost‘) nachgewürzt wurden.

Ein Konzert, das echt Spaß gemacht hat und als kultureller Abschluss der zehnten Horber Vesperkirche mehr als ein musikalisches Betthupferl war.