Sie zeigen Flagge für die Kolpingsfamilie Horb, von links: Klaus Konrad, Willi Beuter, Martin Killing, Franz Pfeiffer, Engelbert Kronenbitter und Franz Killing. Foto: Schülke Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Horber Kolpingsfamilie blickt auf 90-jährige Geschichte zurück / Arbeit prägt Kirchengemeinde, Stadt und Gesellschaft

In einem Horber Lexikon wäre der Buchstabe K prominent vertreten. Zu den bereits im Titel genannten Begriffen kämen noch Kirchen- und Kulturarbeit, Kreuzweg-Sanierung und natürlich K wie Kolping dazu. Wörter, die für viel Interessantes stehen.

Horb. Es wirkt kurios, aber die K-Serie geht noch weiter: mit Engelbert Kronenbitter, Franz Killing, Martin Killing und Klaus Konrad, die allesamt in der Vergangenheit an der Spitze der Kolpingsfamilie wirkten und teils noch heute aktiv sind. Aus Anlass des Jubiläumsjahres erzählten sie gestern von früheren Zeiten. Dass freilich auch Leute ohne K im Namen willkommen sind, zeigten die ehemaligen Vorsitzenden Franz Pfeiffer und Willi Beuter, der seit über 65 Jahren Mitglied ist. Aber das B ist auch gut – es steht sozusagen für Beginn.

Beginn

1908 wurde in Horb ein Jugendverein gegründet. Zweck war die Betreuung von Lehrlingen, ähnlich wie bei der Arbeit Adolph Kolpings, der 1849 als Domvikar in Köln den Kölner Gesellenverein gründete. Bis zu Kolpings Tod im Jahr 1865 gab es bereits 418 solcher Vereine mit 24 000 Mitgliedern (Zahlen von Wikipedia). Mit "Gesellen" waren Wanderarbeiter gemeint, die im 19. Jahrhundert unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen litten und oft verwahrlosten. Die Vereine und die Kolping-Gesellenhospize sollten die Mitglieder sozial einbinden, ihnen eine gewisse familiäre Wärme und ein Zugehörigkeitsgefühl vermitteln.

Der Jugendverein in Horb widmete sich jedoch nur den Lehrlingen. Die wandernden und auch die in Horb ansässigen Gesellen fühlten sich dort nicht wohl. 2016 stellte der Verein seine Arbeit ein.

Gründung

1929, so berichtet die Chronik der Kolpingfamilie Horb, wurde in der Stadt ein Gesellen- oder Kolpingsverein gegründet. Durchreisende bekamen dort freie Unterkunft und Verpflegung, es gab zahlreiche Bildungs- und Kulturveranstaltungen. Mit dem Aufkommen des Naziregimes stellte der Verein 1934 seine Arbeit ein. Ein Kaplan hatte jedoch "im Untergrund" Ministranten um sich geschart, aus denen im Jahr 1945 die katholische Schwabenjungend gegründet wurde. Daraus wuchs Jungkolping, und 1949 wurde die Kolpingsfamilie Horb wiedergegründet. Schüler der damaligen Oberschule, Lehrlinge, Studenten und Angehörige verschiedener Berufsgruppen sammelten sich unter dem engagierten Präses Kaplan Winterholler und legten den Grundstein für die heutige Kolpingsfamilie mit ihren 170 Mitgliedern.

Neustart in den 1950ern

Die Horber Kolpingbrüder der 50er-Jahre (für Frauen öffnete sich der Verein erst Mitte der 60er-Jahre) waren unter anderem als Fasnetsfreunde bekannt und sind als solche auch in die städtische Geschichtsschreibung eingegangen. In Willi Beuters für den Kultur- und Museumsverein geschriebenen Kapitel über die Vereinsfasnet in Horb wird eine närrische Welt lebendig, die sich im Saal des Hotels Lindenhof am Bahnhof entfaltete. "Daß wir in Horb so vorzügliche Kabarettiche haben, war bisher nicht bekannt", zitierte Beuter in seinem Text einen Lokalreporter. Gemeint waren die Narren der Kolpingsfamilie, die mit ihrem Programm "So sind wir" das Zeit- und Stadtgeschehen auf die Schippe nahmen. Die Themen waren ähnlich wie heute – zum Beispiel Gewerbegebiete. Allerdings hieß es damals zur Melodie von "Ganz Paris träumt von der Liebe": "Ganz Horb träumt nur von Fabriken, denn die bringen Geld herein. Industrieansiedlung muss doch endlich einmal glücken, ja das wär’ wirklich fein." Doch wie der Horber damals war so ist er auch heute – davon sangen die Narren ebenfalls: "Der Horber selber sagt net viel, er wartet lieber ab. Und denkt: A Vesper ond a Moscht send auch a Gottesgab."

Volle Häuser

In den 1960er-Jahren zeigte sich die Unternehmungslust der Horber Kolpingsfamilie. Franz Pfeiffer erinnert sich an eine Fahrt nach Spanien, mitorganisiert von einem in Horb tätigen spanischen Geistlichen. "In Barcelona waren wir als Kolpingsfamilie sehr willkommen. Die Polizei führte uns mit ihrem Bus durch die Stadt." Franz Killing, der sieben Jahre den Vorsitz inne hatte, erinnert sich an das große öffentliche Interesse an den Kolping-Angeboten in Horb. "Zu einem Vortrag im Hotel Raible kamen so viele Zuhörer, dass viele keinen Platz mehr gefunden haben", erzählt er. "Auch das Steinhaus war immer brechend voll. Es war anstrengend, aber es hat Spaß gemacht."

Fleißige Arbeiter

Engelbert Kronenbitter, der ab 1977 Vorsitzender war, spürt noch heute den "Kolpinggeist", den es damals in der Stadt gegeben habe. 1990 schaffte es die Kolpingsfamilie, die Ottilienkapelle auf der Schütte zu sanieren. "Das war eine Hausnummer", erzählt Kronenbitter. "Wir haben die Kapelle rund herum freigelegt, weil die Fundamente feucht waren." Trotzdem muste die Kolpingsfamilie 50 000 Mark investieren. Walter Kreidler kümmerte sich damals gleichzeitig um den Kreuzweg, und später wurden die Anna- und die Josefskapelle sowie sechs Feldkreuze saniert.

Weiterer Höhepunkt war der Abbruch der alten Blockhütte auf der Schütte und der Bau der neuen Hütte, die bis heute ein beliebter städtischer Festort ist. Dort findet unter anderem jährlich das sommerliche Schüttefest statt. Damals mussste die Kolpingsfamilie trotz massiver Eigenarbeiten noch einmal 50 000 Mark in die Hütte investieren.

Fußballer

Vielseitig wie die Horber "Kolpingler" sind, spielt auch der Fußball im Vereinsleben eine Rolle. Die Kolping-Mannschaft nahm an größeren Turnieren teil und kam mehrmals auf vordere Plätze. Aus der Reihe der ehemaligen Vorsitzenden erinnert sich Martin Killing, ebenfalls ein fleißiger Kolping-Kicker: "Wir waren mal in der Schweiz bei einem Turnier mit 300 Mannschaften." Und als Fasnetsteam "Die Hirschgassen-Spatzen" sangen sie bereits Mitte der 1980er-Jahre als eine der ersten Fasnetscombos über die Horber Brücke.

K wie katholisch

Zum Schluss noch einmal zurück zum Buchstaben K – für katholisch und Klaus Konrad. Er steht als Horber Kolping-Präses, Bezirkspräses und Diakon für die kirchliche Prägung der Kolpingsfamilie. Er war früher einmal drei Jahre kommissarischer Vorsitzender und ist bis heute stark engagiert – als Vertreter der geistlichen Seite. "Es wäre viel besser, jemand aus dem Berufsleben würde es machen", räumt Konrad ein und kommt damit auf einen wunden Punkt. "Auch an uns nagt der Zahn der Zeit. Wir spüren das nachlassende Engagement."

Die Kolpingsfamilie hofft, dass die Jubiläumsfeier neuen Auftrieb gibt. Das gesamte Jahr über sind Veranstaltungen geplant. Höhepunkt im März ist ein Mitgliederabend, an dem es 130 Fotos aus den Jahren 1985 bis 2005 zu sehen gibt. Da kann in lockerer Runde bei Bratwürsten und Kartoffelsalat über alte Zeiten geplaudert werden (Infos siehe Kasten).

Überhaupt gibt es das gesamte Jahr über Kolping-Veranstaltungen. "Klassiker" wie das Schüttefest im Sommer sind ebenso dabei wie der erfolgreiche Leonhardsritt im Oktober. Weitere Stichworte sind Kirchenpatrozinium Heilig Kreuz, Bezirksausflug, Dekanatswallfahrt, Jubiläumsfest des Diözesanverbands oder Kolpinggedenktag. Dazu kommen noch einige Bildungs- und Gesprächsveranstaltungen.

 Alte Fotos

Der Jubiläums-Mitgliederabend der Kolpingsfamilie Horb findet am Sonntag, 3. Februar, von 18 bis 22 Uhr im katholischen Gemeindezentrum Adolph Kolping auf dem Hohenberg statt. Ehemalige Kolping- oder Jungkolping-Mitglieder sind willkommen, aber auch jeder, der sich der Kolpingsfamilie verbunden fühlt. An dem Abend gibt es 130 Fotos aus den Jahren 1985 bis 2005 zu sehen, zum Beispiel von der Kolpingfasnet oder dem Schüttefest.

Um Anmeldung wird gebeten:

Klaus Konrad, Telefon 07451/5 55 31 23, oder per E-Mail Klaus.konrad@t-online.de

 Diözesenversamlmung

Die Horber Kolpingsfamilie nimmt mit Delegierten am Samstag und Sonntag, 23. bis 24. Februar, an der Diözesanversammlung in Untermarchtal teil.

  Vorschau März

Höhepunkt im März ist nach der Fasnet und der Mitgliederversammlung der Arbeitnehmersonntag am 24. März, ab 9 Uhr in der Kirche auf dem Hohenberg und im Gemeindezentrum.

Für den Rest des Jahres gibt es weitere Veranstaltungen.

Weitere Informationen: www.kolping-horb.de