Kirchengeschichte: 800 Jahre Dominikanerinnen in Horb: Diakon hält Vortrag über Frauenfrömmigkeit als Kultur des Mittelalters

Horb. Diakon Wolfgang Urban hat vergangene Woche die Feierlichkeiten "800 Jahre Dominikanerinnen in Horb" mit einem Vortrag fortgesetzt. Das Thema lautete entsprechend dem Psalm 63 "Meine Seele dürstet nach dir mein Gott".

Urban sprach über die geistige Kultur der Dominikanerinnen in Horb und im schwäbisch-alemanischen Raum und bezeichnete diese Zeit des Mittelalters zur Zeit des heiligen Dominikus (1170–1221) und auch noch später als Hochkultur im Blick auf die Spiritualität und Intellektualität der Ordensfrauen, nicht zuletzt auch hinsichtlich ihrer überlieferten Poesie.

Auch Martin Luther sei davon geprägt und durch die Schule der Dominikanerinnen gegangen. Die Klöster müssten insgesamt als reicher Schatz betrachtet werden, und so gesehen war das Jahr 1218 und die folgenden für Horb und seine Geschichte bemerkenswert.

Urban zählte eine Menge Klö ster auf, in der hiesigen umliegenden Region und darüber hinaus aus dem württembergischen, hohenzollerischen und auch badischen sowie elsässischem und schweizerischem Raum, darunter nicht zuletzt auch das auf die Grafen von Hohenberg zurückgehende Kloster Kirchberg (1235). Urban: "Die Frauenklöster waren so zahlreich wie die Sterne am Himmel." Sie alle hätten die "Kunst, Gott zu lieben" verkörpert und Gott als Schöpfer des Lebens in den Mittelpunkt gestellt: "Gott ist das Denkwürdigste", so Urban, und das sei auch eine Herausforderung für die heutige Zeit. Leider seien durch die Säkularisation die meisten Klöster aufgelöst und dann auch abgebrochen oder zerstört. Auf jeden Fall waren die Gründungen der sogenannten Bettelorden, die vom heiligen Dominikus, aber auch von Franziskus ausgingen, eine Antwort auf die bedrängenden Fragen der Zeit. Es ging darum, die Botschaft von der befreienden Liebe Gottes glaubwürdig zu vermitteln.

Am Schluss des Vortrags warb die Leiterin des Stadtmuseums Horb, Agnes Maier, nochmals für den Besuch der Sonderausstellung zur 800-jährigen Geschichte der Oberen Sammlung im Bürger-Kultur-Haus. Man sollte sich für die vielen interessanten Aspekte des Lebens der Horber Dominikanerinnen aber etwas Zeit nehmen.

Maier berichtete, dass seit der Ausstellungseröffnung beim Dominikanerinnenfest am 5. August weitere neue Entdeckungen zur Gründungsgeschichte des Klosters gemacht werden konnten. Von den im Jahr 1218 mutmaßlich den drei Kreuzfahrerwitwen zum Geschenk gemachten drei Kreuzreliquien kenne man die eine in der prächtigen Kreuzpartikelmonstranz im Horber Kirchenschatz. Die aktuelle Recherche gelte den beiden anderen im Säkularisierungsinventar des Dominikanerinnenklosters von 1806 genannten Kreuzpartikeln. Eine davon habe man vielleicht schon gefunden, denn das silberne Vortragekreuz der Stiftskirchengemeinde, ebenfalls im Horber Kirchenschatz, enthalte ein ganz ähnliches kleines Holzstückchen. Jedoch fehle bislang noch der sichere Beleg für die Herkunft aus dem Dominikanerinnenkloster.

Die dritte Kreuzreliquie war bis 1837 im Besitz der letzten ehemaligen Horber Dominikanerin. Sie vererbte sie an den ehemaligen Bernsteiner Klosterbruder Peter Stehle aus Horb. Aus dessen Nachlassunterlagen geht hervor, dass er die Kreuzreliquie kurz vor seinem Tod an einen Bildechinger Bauern namens Christian Pfeffer verschenkt habe. Dort verliert sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts augenblicklich noch die Spur dieses heiligen Gegenstandes. Die Forschungen seien noch nicht abgeschlossen. Bei der spannenden Suche werde sie vom Stadtarchiv und vom Bildechinger Ortsarchiv unterstützt. Vielleicht stehe die kupferne, vergoldete Kreuzpartikelmonstranz mit den zwölf unechten Ziersteinen ja unerkannt in einem Bildechinger Vitrinenschrank? Hinweise aus der Bevölkerung auf das gesuchte Reliquiengefäß würden im Stadtmuseum Horb dankbar entgegengenommen.