Eines scheint jetzt schon sicher: Bilder dieser Art wird es wohl von der Fasnet 2021, sofern sie überhaupt stattfinden kann, nicht geben. (Archiv-Foto) Foto: Ranft

Närrischer Freundschaftsring Neckar-Gäu macht sich Zukunftsgedanken. Chance, weitere Bräuche aufleben zu lassen?

Eutingen-Weitingen/Region - Landauf, landab, blicken die Macher der schwäbisch-alemannischen Fastnacht infolge der Coronapandemie in eine nicht gerade rosige Zukunft. So auch Präsidium und Brauchtumskommission des 26 Narrenzünfte umfassenden Närrischen Freundschaftsringes Neckar-Gäu.

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Da man in schwierigen Zeiten gerne in angenehmen Erinnerungen schwelgt, tagten Präsidium und Brauchtumskommission im alten "Narrenflecken" Weitingen, in welchem die dortige Narrenzunft das diesjährige Ringtreffen mit Bravour gemeistert hat.

"Es ist nicht so, dass wir bisher Däumchen gedreht haben", so Ringpräsident Thomas Fischer aus Salzstetten. Schon seit geraumer Zeit stehe man mit der Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher Narrenvereinigungen und -verbände in engem Kontakt, um sich abzustimmen und die weitere Vorgehensweise zu beraten. Die Arbeitsgemeinschaft vertrete immerhin 700 Narrenzünfte im Südwesten. Für diese gelte es, möglichst landesweit eine einheitliche Regelung zu finden. Die Durchführung von Großveranstaltungen werde wesentlich davon abhängen, wie schnell es gelinge, einen Impfstoff gegen das Coronavirus zu finden. Dies alles mache eine Prognose zum jetzigen Zeitpunkt nahezu unmöglich. Letztlich trage man auch eine gesellschaftliche Verantwortung für die Gesundheit der Akteure, aber auch der Gäste. Dies habe absoluten Vorrang, so Fischer.

Ringtreffen in 2021 bereits abgesagt

In der Arbeitsgemeinschaft habe man sich nun darauf verständigt, dass man im September die Situation neu bewerte. Das gelte auch für den Närrischen Freundschaftsring Neckar-Gäu. Letztlich aber müsse jedem klar sein, dass die finale Entscheidung, ob die Fastnacht stattfinden kann, von der Politik und nicht von den Verbänden getroffen werde. Diese Entscheidung beinhalte dann auch die Frage, in welch kleinerer Form fastnächtliche Aktivitäten möglich seien. Die Narren selbst könnten lediglich mit kreativen Ideen und Konzepten einen gewissen Einfluss auf die Entscheidung ausüben, so Fischer und weiter: "Unsere Fastnacht wird in irgendeiner Form gefeiert, sofern es nicht noch dicker kommt."

Natürlich habe man auch über den "Neckar-Gäu-Teller" hinausgeschaut, sagte Fischer. So sei das für 2021 geplante Ringtreffen des benachbarten Narrenfreundschaftsringes Zollern-Alb bereits abgesagt. Die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee hingegen lasse die Zünfte, die ihre Narrentage vorbereiten, in Sachen Organisation bis zur definitiven Entscheidung gewähren. Daran sei ersichtlich, wie unklar derzeit die Verhältnisse seien. Den Ringzünften empfahlen Präsidium und Brauchtumshüter, gerade in dieser schwierigen Zeit das Kommerzielle in den Hintergrund zu stellen und sich dafür umso intensiver mit ihrem örtlichen Brauchtum zu befassen.

Weitingens Zunftboss Pascal Schmitt (Zunftmeistervertreter) sah die derzeitige Situation auch als Chance, neue Konzepte für die örtliche Fastnacht zu entwickeln, in die alte Bräuche eingebettet werden könnten. Als Beispiel nannte er die Verwirklichung alter Heischebräuche oder Fastnacht im kleineren Kreis, natürlich vorher abgestimmt, oder eben, sofern der Gesetzgeber das zulasse, Fastnacht im Freien.

Die Fastnacht sei ein alt hergebrachtes Kulturgut und auch in der Coronakrise nicht tot zu reden, so Brauchtumschef Jakob Holocher (Eutingen). Es gebe immer irgendwelche Möglichkeiten, das örtliche Brauchtum zu pflegen, dazu bedürfe es allerdings einer gewissen Kreativität. "Wir brauchen eine Art der Rückbesinnung", mahnte er und meinte damit die ureigentliche Fastnacht im jeweiligen Ort. Daran sollten sich die Zünfte orientieren.

Dämpfer für "Fastnachtstourismus"

Dass die Fastnacht wieder in diversen Hallen stattfinden kann, daran glaubt Holocher nicht, zumal die Abstandsregel wohl noch Bestand haben werde. "Wer soll dann entscheiden, wer beispielsweise eine Veranstaltung besuchen darf und wer nicht?", so Holocher.

Eine Patentlösung für die Ringzünfte gebe es zumindest derzeit nicht, so Ringpräsident Thomas Fischer. Außerdem sei die Fastnacht in jedem Ort anders strukturiert. Es gebe derzeit einfach zu viele Fragen, auf die man keine Antwort finde. Zum Beispiel, was man mit den Kindern mache, oder wer bei einem eventuell entstandenen Schaden beim Ausfall einer Veranstaltung verantwortlich zu machen sei. Auch der "Fastnachtstourismus" werde – sofern er denn überhaupt stattfinde – einen kräftigen Dämpfer erhalten. Letztlich raten Präsidium u nd Brauchtumskommission ihren 26 Ringzünften zunächst einmal bis zur finalen Entscheidung, die für September geplant ist, mehr brauchtümlich als kommerziell zu denken. Wer Auftritte plane, sollte diese so kreieren, dass sie auch im Freien stattfinden könnten. Wobei natürlich hinter Musik- und Gesangseinlagen noch ein dickes Fragezeichen stehe. Notfalls müsse man die Musik dann eben aus der "Konserve" holen, so Pascal Schmitt. Das sei ja in der heutigen Zeit kein Problem mehr.

Summa Summarum: Die Narren hängen derzeit in der Luft. Nur eines ist – sofern die Pandemie auch da nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht – sicher: Die Hauptversammlung des Närrischen Freundschaftsringes Neckar-Gäu, zugleich Herbstkonvent, findet am 24. Oktober in Salzstetten statt. Den obligatorischen Bunten Abend werde es nicht geben, so der Ringpräsident, aber zum Abschluss ein gemütliches Zusammenhocken.