Nach Saufgelagen bleibt meist der Müll. Foto: dpa

Kommunale Kriminalitätsprävention in Zahlen: Stadt verschickt 28 Blaue Briefe an auffällige Jugendliche.

Horb - Flattert einem ein Blauer Brief ins Haus, bedeutet das nichts Gutes. Das wissen Arbeitnehmer, das wissen aber auch Jugendliche in Horb, die etwas ausgebüchst haben. Im vergangenen Jahr waren es offenbar besonders viele. Jedenfalls stieg die Zahl der Blauen Briefe stark.

Der Blaue Brief ist ein Präventionsprojekt, das es seit dem Sommer 2008 in Horb gibt. Er weist auf das Fehlverhalten eines Jugendlichen hin, trägt die Unterschrift des Oberbürgermeisters, wird an die Eltern geschickt und liest sich beispielsweise so: "Bei einer polizeilichen Überprüfung ist festgestellt worden, dass sich in Horb im Bereich Bahnhofsplatz 23 mehrere Jugendliche aufgehalten haben, um dort Alkohol zu trinken. Dabei ist die Örtlichkeit durch das Wegwerfen von Kleinabfällen verunreinigt worden." In dem Brief steht außerdem, dass so etwas rechtswidrig ist und sogar strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Die Stadt Horb hat im vergangenen Jahr 28 Blaue Briefe verschickt – 14 Mal mehr als im Vorjahr, in dem nur zwei geschrieben wurden. Das geht aus dem Jahresbericht des städtischen Fachbereichs Recht und Ordnung hervor. Dessen Leiter Wolfgang Kronenbitter bringt die Problematik auf den Punkt: "Es waren Beschwerden wegen Lärm, Vermüllung und Alkoholmissbrauch." Laut Kronenbitter haben sich drei Orte herauskristallisiert, an denen es immer wieder Ärger gibt: der Flößerwasen, die Treppenstufen an der Neckarwiese und das Parkhaus Kaiser.

Die Blauen Briefe sind für Kronenbitter ein Zeichen, "dass die Beschwerden über Lärm, Vandalismus, Vermüllung und Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen auf öffentlichen Plätzen auch in Horb eine zunehmende Bedeutung haben."

Nachtwanderer greifen nicht ein, wenn es unter Jugendlichen Ärger gibt

Wobei die stark gewachsene Zahl von 28 Blauen Briefen im Vergleich mit anderen Kommunen, die das System anwenden, eher sparsam ausfällt. Kehl beispielsweise, mit rund 35 000 Einwohnern um gut 10 000 Einwohner größer als Horb, verschickte 118 blaue Briefe. Die meisten der Empfänger, so teilte die Stadt auf ihrer Homepage mit, "zeigten sich einsichtig und fielen danach nicht wieder negativ auf". Handelt es sich bei den 28 Fällen in Horb um einen statistischen Ausreißer?

Was dafür spricht, sind Erfolge mit anderen Präventionsideen. Als Teil der Kommunalen Kriminalitätsprävention wurde in Horb auch das Ehrenamtsprojekt "Nachtwanderer" aus der Taufe gehoben. Es startete erstmals im Juni 2012. Die Nachtwanderer waren bis 29. September an neun Terminen in den Abend- und Nachtstunden auf verschiedenen Plätzen und Straßen in der unteren Kernstadt unterwegs. Die Nachtwander greifen nicht ein, wenn es unter Jugendlichen Ärger gibt, aber sie zeigen Präsenz und stehen als Ansprechpartner zur Verfügung.