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Ella Volz wird morgen 80 Jahre alt

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Eine Weisheit, die mit Sicherheit bei Ella Volz voll der Wahrheit entspricht. Morgen wird sie 80 Jahre alt.

Hor b-Bildechingen . Viele Jahrzehnte hat sie mit ihrem Mann, dem Horber Unternehmer Manfred Volz, ein Unternehmen aufgebaut, das nun in zweiter Generation vielen Menschen in der Region Arbeitsplätze sichert.

Ella Volz war zwar immer die Frau im Hintergrund, doch bei ihr liefen die Fäden zusammen, und sie hielt das Unternehmen mit wachem Verstand und viel Energie zusammen.

Morgen wird die rüstige Unternehmerin, die sich noch immer um die Vermögensverwaltung der Manfred-Volz-Stiftung und ihrer Immobilien kümmert, 80 Jahre alt.

Geboren wurde sie am 30. September 1938 als erstes von vier Kindern der Eheleute Reinhold und Hilda Schöch im fernen Sarata, einem Ort im historischen Bessarabien. Dort, in der Nähe des Schwarzen Meers, lebten die Schöchs in einer deutschen Kolonie, und der Vater führte in vierter Generation eine Maßschneiderei für Herren. Die Mutter half in der Schneiderei mit, und die kleine Ella spielte auf dem Fußboden sitzend mit den Nadeln und den Stoffresten. "Ich war gut aufgehoben, und die Mutter konnte so arbeiten und gleichzeitig auf mich auspassen", erzählt sie aus ihren Kindheits-Erinnerungen.

Mit dem zweiten Weltkrieg begannen für Hilda Schöch, die inzwischen vier Kinder hatte – Ella und drei Brüder – Jahre der Flucht. Hunger und Entbehrung bestimmen fortan das Leben der Frau und ihrer Kinder. Über einige Zwischenstationen fand sie mit viel Glück gegen Ende des Krieges Unterschlupf bei Verwandten in Mühlheim an der Ems. In die dortige Volksschule ging Ella. Sie war ein wissbegieriges Kind, das alle Bücher, die sie in die Finger bekam, geradezu verschlang. "Lesen war und ist eine meiner großen Leidenschaften. Ich lese auch heute noch viel", sagte sie im persönlichen Gespräch zu diesem Artikel.

Trotz der harten Zeiten im Nachkriegsdeutschland erinnert sich die Jubilarin an eine wunderschöne, unbeschwerte Kindheit. "Der Vater kam 1947 aus der Kriegsgefangenschaft heim und nach kleinen Anfängen in unserer Wohnung baute er sein Geschäft als Maßschneider nach und nach wieder auf."

Obwohl viel Arbeit anstand, gehörte der Sonntag immer der Familie. "Wir gingen in die Kirche und nachmittags spazieren. Wir machten viele Spiele, und der Vater lehrte uns Kinder schon früh Schach spielen." Von 1953 bis 1956 ging Ella bei den "Fakir-Werken" als Industriekauffrau in die Lehre. "Es war eine gute Zeit. Ich hatte gute Ausbilder, gute Kollegen und am Schluss ein gutes Zeugnis", so ihre Bilanz dieser Jahre. Sie lernte in dieser Zeit auch in der Berlitz-School Französisch und verbesserte in VHS-Kursen ihr Englisch. Zudem lernte sie, die aus einer sehr musikalischen Familie stammt, Gitarre spielen.

Da sie nie die Möglichkeit hatte, eine weiterführende Schule zu besuchen, glich sie dieses Defizit eben durch private Weiterbildung selber aus. Dazu zählt auch die Stelle bei einer Familie im schweizerischen Crans-Montana. Dort wurde nur Französisch gesprochen. Zurück in Mühlheim, bekam sie Arbeit in einer Schulbuchhandlung und glaubte sich im Paradies für Leseratten. Es waren auch ihre wilden Jahre, und heute würde man sagen, sie war am Wochenende gern "auf der Piste". Nicht zum Skifahren, sondern zum Tanzen. So lernte sie auch im Café Weigelschmidt auf dem Stuttgarter Killesberg Manfred Volz kennen und lieben. Es war die berühmte "Liebe auf den ersten Blick", und bereits am 7. Juli 1962 wurde geheiratet. Ein Jahr später wurde Tochter Andrea geboren, 1965 folgte Sohn Rainer und 1968 kam Tochter Anja zur Welt, deren Kinderbett die junge Mutter in ihr Büro stellte, um Beruf und Kindererziehung unter einen Hut bringen zu können, denn ihr Mann hatte sich mit einem Betrieb für Filterelemente selbstständig gemacht.

Das kleine Familienunternehmen wuchs und wuchs, und 1973 stand der Umzug von Böblingen nach Bildechingen an. In der Robert-Bosch-Straße wurde das erste Produktions- und Verwaltungsgebäude erstellt und gleichzeitig dahinter das Wohnhaus errichtet.

Die Erfolgsgeschichte der Firma Volz ist bekannt. Einen maßgeblichen Anteil daran hatte mit Sicherheit Ella Volz, die mit freundlicher Beharrlichkeit und kaufmännischem Geschick ihrem Mann in all den Jahren den Rücken frei hielt. Beide waren ein unzertrennliches Team, das sich geradezu ideal ergänzte.

Viele Reisen, nicht nur geschäftlicher Natur, führten sie rund um den Globus und sind heute für die Jubilarin wertvolle Erinnerungen.

Ella Volz ist Gründungsmitglied beim Tennisclub Bildechingen, seit 1973 Mitglied im Obst- und Gartenbauverein und singt noch heute im Kirchenchor, dem sie gleich nach ihrem Umzug beigetreten ist. Viele Wünsche zu ihrem Ehrentag hat sie nicht. "Es wäre schön, wenn ich noch lange körperlich und geistig fit bleiben dürfte", so ihr bescheidener Wunsch.

Mit den Kindern und den Enkelkindern wird man im kleinen Rahmen den Ehrentag von Ella Volz feiern, verriet sie noch abschließend, bevor sie sich zusammen mit Markus Megerle um die feuerwehrtechnischen Belange ihres Gebäudes in Bildechingen kümmern musste. Ella Volz live. Immer aktiv, immer die große "Kümmerin".