Ein Bild, das in diesen Tagen Symbolkraft gewinnt: Das erste Biergartenkonzert im Horber Kloster war mehr als gut besetzt.Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Trio "Horb Akustix" live vor Publikum: Einst nichts Ungewöhnliches, doch am Mittwoch im Kloster eine Besonderheit

"Wir wollen endlich wieder Musik vor Publikum machen." Diesen Wunsch teilt Patrick Bär mit vielen anderen Musiker. In seinem Fall (inklusive seiner zwei Mitmusiker) ging er am Mittwoch in Erfüllung

Horb. Patrick Bär ist Gitarrist des Trios "Horb Akustix". Der Herzenswunsch, wieder auftreten zu können, wurde ihm und seinen Mitmusikanten Insa Crämer und Martin vom Ende am Mittwochabend vom Team des Projekt Zukunft erfüllt.

Trotz Corona dürfen sich im Garten des Klostereigenen Lokals unter gewissen Auflagen wieder Menschen treffen, um gemeinsam Liedern und Geschichten zu lauschen. Ein Angebot, das natürlich sehr gerne angenommen wurde, zumal das Wetter geradezu dazu einlud, im Freien zu sitzen und den Tag auf angenehme Weise ausklingen zu lassen. "Die Plätze, die wir vergeben konnten, waren ruck zuck weg", freute sich Ewald Loschko, der im Eingangsbereich saß und zusammen mit seiner Frau Maria die Gästekarten ausfüllte, die zur eventuellen Corona-Nachverfolgung zwingend vorgeschrieben sind.

Doch nicht nur die Gäste waren blendender Laune, auch den Musikanten merkte man an, dass sie vor Energie und Lust auf das Besondere nur so strotzten.

Gemeinsam bildeten die Künstler und das Publikum eine Art Symbiose, die sich gegenseitig befeuerte. Jedes Lied wurde heftig beklatscht. Mal im Takt, mal als Applaus, und besonders amüsant war es immer dann, wenn einer der Musiker auch noch eine kleine Story zum jeweiligen Lied parat hatte.

Mit dem "Flatbush Waltz", einem Stück, auf das sowohl die Iren als auch die Norweger Anspruch erheben, stiegen die drei von "Horb Akustix" ins Programm ein. Nach einem schnellen Jig, einer dieser überlieferten Melodien, mit denen sich die Seemänner vergangener Tage die knappe Freizeit auf hoher See tanzenderweise vertrieben, gab’s etwas zum Mitsummen. Mitsingen ist ja verboten. Spätestens, als sie den alten schottischen Song "The Bonnie Banks of Loch Lomond", dessen irischer Titel "Red Is the Rose" fast noch besser bekannt ist, anstimmten, hatten sie ihr Publikum abgeholt. Sie nahmen es an diesem Abend mit durch die grünen Wiesen Irlands, besuchten die Hochmoore und die Clans von Schottland und ließen Gitarre, Fiddle und Stimme ertönen, dass es eine wahre Freude war. Und das Ganze ohne Strom, ohne Tricks und doppelten Boden. Rein akustisch und im klassischen Stil unplugged.

Sie verwandelten den Biergarten des Klosters in einen englischen Pub, in dem man sich bei Bier, Saft und kleinen Gerichten bestens unterhalten konnte. Die drei Amateur-Musikanten brachten mit ihrer gelungenen Liedauswahl beste Stimmung in den Biergarten.

Doch eine Frage blieb: Wen meinten sie wohl, als sie die "Dirty Old Town" besangen? War es Dublin oder meinten sie im Grunde genommen doch Horb? Liedzeilen wie "Dreamed a dream by the old canal" (Träumte einen Traum am alten Kanal) könnten tatsächlich auf das Klein-Venedig am Neckar hinweisen. Und "train set the night on fire" (Zug setzte die Nacht in Brand) erinnerte fatal an das IC-Unglück vor wenigen Monaten vor dem Horber Bahnhof. Auch damals musste die Feuerwehr ausrücken.

Beim ersten Biergartenkonzert dieser Saison ist auf jeden Fall nichts angebrannt. Es war ein Gig, der exakt die Erwartungen der Besucher, der Musikanten und des Veranstalters erfüllte. Es wurde ein Zeichen gesetzt, dass trotz Corona wieder vieles möglich ist. Auch, Musik zu machen.