Das geplante Kombinierte Verkehrs-Terminal stößt auch in Talheim auf Argwohn. Oberbürgermeister Peter Rosenberger erklärt Hintergründe.Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehrsterminal: Frage einer künftigen Verkehrsbelastung unklar / OB: Derzeit nur Bahngleise-Planung

Zu einer zweiten Informationsveranstaltung zum Thema "Kombiniertes Verkehrsterminal" (KVT) und den daraus resultierenden Veränderungen hatten die Initiatoren aus Altheim und Talheim dieses Mal ins Obertalheimer Sportheim eingeladen.

Horb-Talheim. Der Talheimer Sprecher Bernd Klink durfte sich über eine große Besucherzahl, darunter auch wieder Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger, freuen.

Man saß coronagerecht im gesamten Gastwirtschaftsbereich des Sportheims verteilt, was sich jedoch, zumindest bei der Diskussions- und Fragerunde, als nicht gerade ideal herausstellte. Zu weit waren die Abstände von einer Ecke in die andere. Wenn die am Stammtisch sitzenden Personen etwas fragten, hörte man davon im Nebenraum, der als Projektionsfläche für den Beamer genutzt wurde, nichts oder nicht viel.

Diskutiert und debattiert wurde zwar reichlich, doch zuvor arbeiteten Bernd Klink und Oswin Schmider ihr vorbereitetes Programm ab. Schmider stieg mit den wohlbekannten Vorwürfen, dass das KVT nur Lärm, Flächenverlust und Gestank mit sich bringen würde, in seine Ausführungen ein. Sein Altheimer Mitstreiter Gerhard Nafz bemängelt, dass alle Infos sehr dürftig seien und man kaum weiterkomme. "Es fehlen klare Infos. Wir wurschteln im Dunkeln rum", schimpfte Nafz.

Sein Kollege Schmider hatte die mehr als 50-seitige Tischvorlage aus der Gemeinderatssitzung zu diesem Thema dabei und war der Meinung, dass die Räte diese ebenfalls erst zur Sitzung erhalten und man von ihnen verlange, sich in allerkürzester Zeit einzuarbeiten. Dass bei solch einer Vorgehensweise Fehlentscheidungen an der Tagesordnung wären, war ihm klar. Dass er jedoch mit dieser Meinung völlig daneben lag, hätte eine einfache Nachfrage beim Altheimer Gemeinderat Gerhard Faßnacht aus der Welt schaffen können. "Jeder Gemeinderat bekommt die Unterlagen 14 Tage vor der Sitzung zugeschickt", klärte Rosenberger den Schmider’schen Irrtum auf. Auch seine Behauptung, dass der Ortschaftsrat über das geplante KVT nicht informiert war, entkräftete der OB. "Stadtplaner Peter Klein war in der Juni-Sitzung im Ortschaftsrat und informierte die Räte nichtöffentlich." Dem Kämpfer für ein besseres Altheim war das aber egal. Er wetterte weiter darüber, dass die Verkehrszählung von 2017 nicht mehr aktuell sei, nutzte aber die Zahlen von damals, die besagten, dass 5263 Fahrzeuge, davon knapp 400 Lastwagen, in 24 Stunden durch Altheim fuhren.

"Wir dürfen keinen LKW mehr haben, sondern eher einen weniger", so sein Resümee aus der Verkehrsbelastung, die täglich durch den Ort fährt. "In Altheim wohnen Leute, die wollen leben, auch die nächste Generation", so sein Appell an Rosenberger. "Die Stadtverwaltung muss sich um die Altheimer kümmern, auch wenn ihr das nicht passt."

Eine neue Verkehrszählung hatte Rosenberger schon eine Woche vorher zugesagt, und einige der Zuhörer erlebten bei den Ausführungen von Schmider so eine Art "Vorwurfs-Déjà-vu". Was eine Woche vorher in Altheim besprochen und erklärt wurde, schien an ihm abgeprallt zu sein.

Er war immer noch auf seinem alten Stand, was einige Veranstaltungsbesucher am Ende der Sitzung doch sehr verwunderte. Auch, dass er Peter Rosenberger, der geduldig ein Missverständnis nach dem anderen auszuräumen versuchte, ständig ins Wort fiel, kam nicht wirklich gut an. Der Oberbürgermeister warf Schmider vor: "Sie haben keinen einzigen Satz meiner Anregungen von letzter Woche in ihrem Vortrag eingebaut."

Schmider konterte: "Ich hatte Sie ja auch nicht eingeladen." Diesen schlechten Stil konnte auch sein Einwand, dass auf den ganzen 50 Seiten Papier nichts vom "Schutzgut Mensch" zu lesen ist, dafür von Fledermäusen, Hamstern und anderen Tieren, nicht ausbügeln.

Bernd Klink ging im nächsten Tagesordnungspunkt auf die seit 18 Jahren im Regionalplan herumgeisternden 50 Hektar Vorratsstandort für Großgewerbe ein.

"Im Jahre 2002 wurde diese Fläche nördlich der Bahnlinie, die hauptsächlich auf Obertalheimer Gemarkung liegt, als Vorratsstandort für Großgewerbe in den Regionalplan 2015 des Regionalverbandes Nordschwarzwald aufgenommen. Dieser Standort wurde damals einstimmig vom Obertalheimer Ortschaftsrat abgelehnt. Auf Nachfrage beim Regionalverband ist dieses Gebiet lediglich als Vorratsstandort ausgewiesen und hat somit keine planerische Verbindlichkeit. Unser Ziel als Bürgerinitiative muss es deshalb sein, dass es bei dieser planerischen Unverbindlichkeit bleibt", so Klink.

Auch dies wurde schon in der ersten Sitzung in Altheim angesprochen und erklärt.

Rosenberger wurde hier fast ein wenig sauer. "Die Lüge, dass 50 Hektar Fläche zum bestehenden KVT-Plan dazukommen, kann ich nicht mehr hören", wehrte er sich. "35 Hektar sind uns vom Regionalverband und dem Regierungspräsidium als Gewerbefläche für die gesamte Stadt zugestanden worden", relativierte er die Gesamtdimension, mit der er planen kann, und ergänzte, dass es bei diesen Voraussetzungen sinnlos wäre, das Gewerbegebiet Heiligenfeld teilweise brach liegen zu lassen. "Bei uns sieht es aktuell so aus, dass die Gewerbetreibenden sich außerhalb von Horb einen Platz suchen müssen, wenn sie expandieren wollen", so Rosenberger weiter.

Im Top 3 gingen die Initiatoren aus Talheim auf die Befürchtungen ein, was auf die Bürger der beiden Orte zukommen wird. "Welche Auswirkungen hat der schrittweise Ausbau des Güterverladeterminals, welcher mehreren Presseberichten zufolge angedacht ist?", fragte Klink. "Eine Aussage des Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Fuchtel lautet, dass er es sich gut vorstellen könne, dass eines Tages Güter aus dem Landkreis Rottweil im Horber Heiligenfeld verladen werden. Daraus resultiert für Klink und seine Mitstreiter ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in beiden Orten und zusätzliche Belastung durch Schwerlastverkehr. Ein riesiger Verlust bester landwirtschaftlicher Acker- und Grünlandflächen, einhergehend mit der Zerstörung des Landschaftsbildes sowie der Biodiversität. Auch sehen die KVT-Gegner die Gefahr der Ansiedlung großer Logistikunternehmen (ähnlich P3) ohne Schaffung attraktiver Arbeitsplätze (Niedriglohnsektor), und sie befürchten Verlust von Lebensqualität, Versiegelung der Böden mit der Folge der Senkung des Grundwasserspiegels und der Verschärfung der Wohnraumknappheit. Alles Horrorszenarien, die niemand haben möchte.

"Gibt es einen Gewerbeflächenplan für Horb?", wollte Moderator Klink deshalb wissen. "Wir wollen auf dem Land leben, wir wollen den Stadttrubel nicht", betonte er. "Wir wollen zwar auch nicht mit aller Macht auf die grüne Wiese", sagte Rosenberger hierzu, glaubt aber: "Wenn wir nur Arbeitsplätze in Stuttgart und Böblingen haben, dann machen wir was falsch." Der OB weiter: "Wenn wir nicht wachsen, dann brauchen wir auch keine neuen Wohngebiete. Die Infrastruktur soll gut sein, aber planen können wir sie nicht", brachte er als Denkanstoß in die Diskussion ein.

In der aktuellen Situation riet er den Altheimern und Talheimern: "Bürgerinitiative ja, jederzeit! Aber machen Sie etwas für etwas, nicht gegen etwas." Er fügte an, dass er hoffe, dass Talheim seine Flurbereinigung jetzt mache und sich die Chance nicht wieder entgehen lasse. "Aber die (Flurbereinigung) bringt nur der Verwaltung etwas, nicht den Grundstücksbesitzern", kritisierte Oswin Schmider. Klink sieht das heute ganz anders, wie er zugab.

Die Diskussion um das Für und Wider eines KVT drehte sich auch bei dieser Informationsveranstaltung um ganz unterschiedliche Belange, die je nach Interessenslage geprägt waren. Was sich vielleicht in den Köpfen der Teilnehmer festsetzte, das war, dass es bei dem vielzitierten Scoping-Verfahren nur um die Schienenverlängerung des bereits vorhandenen Gleisanschlusses geht und zudem darum, die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Personenzugverkehr und die Gütertransporte beide tagsüber abgewickelt werden können. Geplant war von der Bahn, dass das KVT nur nachts angefahren werden kann. "Zu dieser Planung haben wir Nein gesagt", erklärte Rosenberger. Nun muss das Scoping-Verfahren Lösungen bringen.

Weiter erklärte er, dass es sich bei der Gleisverlängerung um eine Ausbaustufe handelt. Im jetzigen Bereich könne man schon morgen loslegen, wenn man wolle. Deshalb gäbe es auch eine Bebauungsplanfreigabe vom Gemeinderat für eine Halle. In Punkto Verkehrsführung würde die Ausbaustufe bedeuten, dass die Zugfahrzeuge vorne im Heiligenfeld der Bahnlinie entlang einfahren, ihre Ware entweder bei der Halle oder direkt am Zug laden und direkt auf die B 28 fahren. "Der Rauhe Stich würde dabei abgehängt", so der Oberbürgermeister.

Nach so viel Info kann Oswin Schmider nicht mehr behaupten "Nehmers wois von dem Deng was." Wer in der Veranstaltung aufgepasst hatte weiß zumindest ein wenig mehr und kann sich besser seine Meinung bilden.