Die Nachtwächter Bruno Springmann (links) und Heinrich Raible präsentierten Klaus Konrad (rechts) im Horber Pfarrbüro ihren für den Heiligen Nikolaus handgefertigten neuen Bischofsstab, dem der Diakon höchst erfreut gleich seinen Segen erteilte. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Die Nachtwächter beschenken Diakon Klaus Konrad / Schnitzkunst von Bruno Springmann ist hilfreich

Horb. Das Erscheinungsbild des heiligen Nikolaus hat durch die Horber Nachtwächter eine optische Aufwertung erfahren. Heinrich Raible und Bruno Springmann präsentierten Diakon Klaus Konrad am Donnerstagmorgen im Horber Pfarrbüro einen neuen, selbst gefertigten Bischofsstab, der nächste Woche am Nikolaustag erstmals zum Einsatz kommen wird.

Klaus Konrad ist in Horb schon seit vielen Jahren der heilige Nikolaus für alle Fälle. Alle Jahre wieder schlüpft der rührige Kirchenmann in die Rolle des Bischofs von Myra, dessen Gedenktag am 6. Dezember im gesamten Christentum mit zahlreichen Volksbräuchen begangen wird. Das Wirken des Bischofs von Myra, der heutigen türkischen Stadt Demre in der Provinz Antalya, hat zu vielfältigen Legendenbildungen beigetragen, die im Laufe der Jahrhunderte dazu führten, dass Nikolaus als einer der wichtigsten Heiligen angesehen wird.

Der Nikolauskult kam vermutlich durch Theophanu, der byzantinischen Frau von Kaiser Otto II., im 10. Jahrhundert nach Deutschland. Vor der Eroberung von Myra durch seldschukische Truppen raubten süditalienische Kaufleute 1087 die Reliquien aus der Grabstätte des Heiligen in der heute noch bestehenden St.-Nikolaus-Kirche in Demre und überführten sie ins heimatliche Bari. Im Mittelalter wurde das Beschenken der Kleinen, der Armen und auch der Dienstboten ein Teil dieses Kultes und ist es bis heute geblieben.

Als Heinrich Raible den Nikolaus-Dienst versah, war ihm der kümmerliche Krummstab gleich ein Dorn im Auge

Selbst für Martin Luther blieb der heilige Nikolaus zunächst der anerkannte Gabenspender, der noch im dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts die Kinder in seinem Hause bescherte. Weil er aber die Heiligenverehrung der Katholiken abschaffen und zugleich nicht auf den Brauch des Schenkens verzichten wollte, soll Luther die engelhafte Figur des Christkinds als protestantischen Gegenentwurf zum heiligen Nikolaus erfunden haben.

Im konsumorientierten Nachkriegsdeutschland mutierte der heilige Nikolaus durch Hollywood-Filme und Werbung mehr und mehr zum Weihnachtsmann. Ein pensionierter Auslieferungsfahrer der Firma Coca-Cola mit einem langen, weißen Bart wurde zur Werbeikone, die sich in den Firmenfarben Weiß und Rot präsentierte und auf der ganzen Welt das Bild vom Weihnachtsmann prägte, der in den Kaufhäusern dem heiligen Nikolaus den Rang ablief.

Dass zumindest in Horb der aus den USA importierte Weihnachtsmann so gut wie keinen Fuß auf den Boden gebracht hat, hat die Neckarstadt unter anderem auch Klaus Konrad zu verdanken, der seit Jahren Jung und Alt als Nikolaus in Bischofsgestalt erfreut. Und da ihm diese Rolle über den Kopf zu wachsen drohte, suchte er nach Leuten, die bereit waren, ihn bei dieser althergebrachten Tradition zu unterstützen. So kam es, dass Nachtwächter Heinrich Raible immer im Dezember seine Hellebarde mit einem Bischofsstab vertauscht, um den Kindern im Kindergarten Edith Stein auf dem Hohenberg eine Freude zu bereiten.

Raible fand in seiner neuen Rolle als Nikolaus zwar Gefallen an dem prächtigen Bischofsornat, aber der mickrige Krummstab, der ihm in die Hand gedrückt wurde, war ihm gleich ein Graus: Eine einfache Laubsägearbeit war schlicht und einfach als Krümme mit Isolierklebeband an einem Besenstiel befestigt. Sofort sann Heimwerker Raible auf Abhilfe und machte sich auf die Suche nach einer Krümme, die für ihn leicht nachzuarbeiten war. Das Internet war ihm dabei keine Hilfe, und erst ein Nachtwächterausflug in den Odenwald brachte die Lösung des Problems. Nach dem Besuch des dreischläfrigen Galgens von Beerfelden lotste Obernachtwächter Joachim Lipp seine beiden Kollegen auf der Heimfahrt noch in die Walldürner Wallfahrtsbasilika zum Heiligen Blut. Dort stieß man auf einen Flyer der Erzdiözese Freiburg, auf dem eine passende Krümme abgebildet war.

Raible machte sich ans Werk, diese Krümme zu kopieren, und fand dabei Unterstützung bei seinem Nachtwächterkollegen Bruno Springmann, dessen Schnitzkünste weithin bekannt sind. Das fertige Produkt präsentierten die beiden Nachtwächter nun Diakon Konrad, der es sich nicht nehmen ließ, dem neuen Bischofsstab den Segen zu erteilen. Jetzt muss sich der Horber Nikolaus nicht mehr wegen seines mickrigen Bischofsstabs schämen und die Kinder im Kindergarten Edith Stein werden die Ersten sein, die beim Auftritt des heiligen Nikolaus den neuen goldenen Krummstab bewundern dürfen.