Für die Orgelreinigung sind die Tasten entfernt und das Innenleben des historischen Instruments freigelegt. Fotos: Jansen Foto: Schwarzwälder Bote

Schimmelbefall: Die 250 Jahre alte Orgel in der Mühlener Remigiuskirche wird zwei Wochen lang gereinigt

In der Remigiuskirche wird für die historische Kirchenorgel aus dem Jahr 1745 eine Grundreinigung nötig. Das alte Instrument ist vom Schimmel befallen.

Horb-Mühlen. "Es gibt nicht so besonders viele Orgeln aus dem Jahr 1745", erklärt Orgelbauer Lukas Degler. Seit vergangener Woche ist er fast allein dabei, die historische Orgel in der Mühlener Remigiuskirche aus dem 18. Jahrhundert zu reinigen. Der Grund: Das mehr als 250 Jahre alte Stück hat Schimmel angesetzt. Der wird nun etwa zwei Wochen lang von Degler, der für eine Leonberger Firma arbeitet, entfernt.

Und dass die Orgel quasi von Kopf bis Fuß gereinigt wird, ist zu sehen. Bereiche, die für gewöhnlich verdeckt sind, liegen offen, das gesamte Innenleben der Orgel ist sichtbar. Vor dem Kircheneingang ist ein Tisch aufgebaut, auf dem Degler die gereinigten Einzelteile wieder zusammenfügt. Dünne Pfeifen von etwa einem halben Meter Länge werden wieder in ihre Halterungen gesteckt, nachdem sie einzeln geputzt wurden, Holzteile aneinandergefügt. Die großen Basspfeifen sind bereits übergangsweise in die Werkstatt umgezogen, erzählt Mesnerin Monika Dreiling.

Dass die Mühlener Orgel Schimmel angesetzt hat, ist kein Zeichen von schlechter Pflege. Die Kirchen heute sind dichter als früher, weil die Fenster nicht mehr so luftdurchlässig sind, erklärt Degler. Deshalb haben die großen Kircheninstrumente häufiger mit Schimmel zu kämpfen. Doch auch dem will man in Mühlen zukünftig vorbeugen. An den Seiten des Instruments werden neue Füllungen an der Orgel angebracht: dieses Mal mit Schlitzen, um die Durchlüftung zu gewährleisten. Auch, wenn der Schimmel nicht ungewöhnlich ist und entfernt werden kann: wünschenswert ist er nicht. Denn am Holz bleiben Flecken zurück. Doch immerhin: Auch diese kann man entfernen, weiß Degler. Dafür müsse man dann aber mit stärkeren Chemikalien wie Spiritus arbeiten.

Die Reinigung der Orgel benötigt außerdem besondere Sorgfalt.

"Wegen der historischen Pfeifen muss man besonders vorsichtig sein", erklärt Orgelbauer Degler. Und auch der historische Prospekt, wie die Vorderseite der Orgel genannt wird, ist mit ihren imposanten Goldverzierungen eine Besonderheit. Die Mühlener Orgel wurde in drei Etappen gebaut. Angeschafft 1745 bekam sie 1905 ein Pedal, 1981 wurde sie restauriert. Doch so eindrucksvoll die Orgel auf der Empore der Kirche auch wirken mag, für Degler ist sie eher ein kleines Instrument.

"Diese Orgel hat nur neun Register. Orgeln können aber bis zu 500 Register haben. Die werden aber selten genutzt", erklärt Degler schmunzelnd. "Denn da ist immer etwas kaputt."

Außerdem mache es weniger Spaß, auf solch großen Instrumenten zu spielen. Degler kennt sich aus: Er spielt selbst Orgel. Die größte, mit der er bis jetzt gearbeitet hat, hatte 90 Register, gesehen hat er schon viele. Bis in den nördlichen Teil Norwegens hat ihn seine Arbeit bereits geführt. Günstig ist die Reinigung nicht. Etwa 13 000 Euro sind für die Schimmelbeseitigung veranschlagt.