Eine S-Bahn fährt in die S-Bahnstation Flughafen/Messe am Flughafen in Stuttgart ein. Foto: Niedermüller

VCD fordert bessere Netzinstandhaltung bei der S-Bahn Stuttgart. Laut Bahn wird bereits viel investiert.

Horb - Im Bahnverkehr rund um Stuttgart hapert es. Technische Pannen führen zu Verspätungen, von denen auch Berufspendler und Fahrgäste aus Horb betroffen sind. Der Verkehrsclub Deutschland wirft der Bahn Sparen auf Kosten der Fahrgäste vor. Die DB AG weist das zurück.

Im Raum Stuttgart verdichtet sich anscheinend alles: Bevölkerung, Gewerbe, Verkehr. Pendlerströme auf Straße und Schiene schwellen an – und auf Pannen reagiert das System empfindlich. Berufspendler können sich nicht mehr sicher sein, morgens rechtzeitig zur Arbeit zu kommen.

Derzeit sind es häufige Ausfälle von Weichen und Signalen der Stuttgarter S-Bahn nerven Pendler im Raum Stuttgart. Das behauptet der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD).

Der VCD fordert angesichts dieser Störungen an Weichen, Signalen und Oberleitungen der S-Bahn Stuttgart "endlich konkrete Maßnahmen anstelle von Versprechungen", heißt es in einer Pressemitteilung.

Verband Region Stuttgart und Land Baden-Württemberg müssen massiver auf vorbeugende Instandhaltung der Eisenbahninfrastruktur drängen, erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb.

"Gab es früher vorbeugende Instandhaltung, indem vor Ablauf der erwarteten Nutzungsdauer Bauteile erneuert wurden, hat man heute den Eindruck, dass bei der DB AG erst nach Eintritt einer Störung das schadhafte Bauteil instandgesetzt oder ausgetauscht wird", so VCD-Chef Lieb. Er wirft der Bahn vor, sich auf steigenden Fahrgastzahlen auszuruhen.

Beim VCD glaubt man, dass viele Autofahrer wegen den Staus vor Stuttgart auf die Bahn umsteigen – und nicht wegen der Zuverlässigkeit des S-Bahn-Systems. Der VCD vermisse einen regelmäßigen Infrastrukturzustandsbericht, der den Überblick bei der Verwendung der Gelder durch die Deutsche Bahn verbessert. "Gleichzeitig könnten die mit dem Verband Region Stuttgart vereinbarten Qualitätskriterien für das S-Bahn-Netz klar bewertet werden", erklärt der VCD. Mit fortlaufender Kontrolle hätte der heutige desolate Zustand vermieden werden können, so der VCD.

"Wenn die Bauteile neu sind heißt es nicht zwingend, dass sie störungsfrei sind"

Die Bahn in Stuttgart bestätigt auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, dass es im S-Bahn-Netz häufiger zu Pannen kommt. Die Vorwürfe des VCD wies ein Sprecher jedoch zurück. Die Bahn investiere derzeit massiv in Instandhaltung, Gleisumbau und Technik rund um Stuttgart. Elektrische Module, zum Beispiel für den Antrieb der Weichen-Umstellung, werden ausgetauscht, "zum Teil noch, bevor sie ausfallen. Nur um Pannen vorzubeugen." An verschieden Stellen sei die Stromversorgung erneuert worden, es gab 100 neue Weichen und viele andere "bewegliche Teile" rund um Gleisanlagen, die regelmäßig erneuert und gewartet werden müssen. "Zum Beispiel die Abdeckungen des Gestänges, das die Weichen bewegt. Die Anlagen müssen bis zu 50 Grad Celsius im Sommer und minus 20 Grad im Winter aushalten", sagte ein Bahnsprecher. "Und wenn die Bauteile neu sind heißt es nicht zwingend, dass sie störungsfrei sind."

Neue Gleistechnik sowie Stromversorgung und Steuerung auf neuestem Stand reichen aber laut Bahn AG nicht aus, um die Störanfälligkeit des Systems im Raum Stuttgart in den Griff zu bekommen. Die Zahl der Züge sei von früher täglich 600 auf heute 750 gestiegen. "Deshalb kommen auch mehr Menschen mit Störungen in Kontakt. Eine Panne wirkt sich auch auf Fahrgäste aus, die drei Züge später fahren."

Um Verspätungen zu verringern, geht man neue Wege. So sind S-Bahn-Helfer an Bahnhöfen im Einsatz, die beim Schließen der Zugtüren darauf achten, dass alles zügig läuft und keine "Letzte-Minute-Passagiere" die Abfahrt verzögern. Auch die Zugtüröffner werden so geändert, dass der Lokführer wieder alle Türen gleichzeitig öffnen und schließen kann. Heute funktioniert das mit dem roten Knopf im Zugwaggon – was zu Verzögerungen führen kann, wenn jemand kurz vor der Abfahrt noch draufdrückt oder bei der Ankunft den Knopf zu spät drückt. "Hier geht es oft nur um Sekunden, aber in der Summe kommt etwas zusammen. Leute, die auf den letzten Drücker in den Zug springen, kosten Zeit", so der Bahnsprecher.

Ein weiterer "Störfaktor", gegen den sich fast nichts ausrichten lässt, sind Personen, die über die Gleise laufen, Bahnanlagen betreten, auf Züge klettern oder gefährliche Spiele mit Stromleitungen treiben. Kürzlich landete beispielsweise ein metallbeschichteter Luftballon in einer Oberleitung und richtete dort Schaden an. Der Bahnsprecher kann hier nur warnen: Von Gleisanlagen weg bleiben, und vor allem von Oberleitungen. "Schon die Annäherung an solch eine Leitung kann schwere Folgen haben."