Bruno Grätzer kann wieder mit Optimismus nach vorne blicken, wozu auch das neue Gebäude beiträgt. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Zweieinhalb Jahre nach dem verheerenden Brand kehrt langsam Normalität ein / Alle Helfer sind eingeladen

Von Peter Morlok Horb-Dettingen. Die Nacht vom 28. auf den 29. August 2008 wird die Familie Grätzer nie vergessen. Inge und Bruno Grätzer standen in dieser Nacht vor den Trümmern ihrer Existenz.Sie mussten nahezu tatenlos mit ansehen, wie ein Gebäudeteil, in dem auch der Schweinestall untergebracht war, bis auf die Grundmauern niederbrannte. 120 Feuerwehrmänner kämpften die ganze Nacht gegen die Feuersbrunst an und nur deren unermüdlichem Einsatz und dem glücklichen Umstand, dass in dieser Nacht Windstille herrschte, war es zu verdanken, dass die Flammen nicht auf nebenstehende Gebäude übergriffen.

Bei dem Brand entstand damals ein Schaden, der von der geldwerten Seite mit rund einer halben Million Euro beziffert wurde, jedoch von der emotionalen Warte nie wieder gut zu machen ist.

Menschen kamen nicht zu Schaden, aber die Ironie des Schicksals wollte es, dass beim Holzeinschlag für diesen Bau, mit dem 1963 begonnen wurde, Lorenz Grätzer, der älteste Bruder des Betreibers, von einem Baum erschlagen wurde. Genau dieser Baum stand als Mahnmal und haupttragender Balken in dem abgebrannten Gebäude und auch von ihm blieb nur eine Handvoll Asche übrig.

80 Schweine verbrannten in dieser Nacht in ihrer Stallung und Bruno Grätzer wundert sich noch heute, wie wenig von den Tierkadavern übrig blieb. Er war zuerst der Ansicht, dass da mindestens ein Container voll verbranntem Fleisch geborgen wird und am Schluss war es nur eine Schubkarre voll. Die Brandursache wurde nie aufgeklärt. Jedoch geht man von Brandstiftung aus, da ein technischer Defekt ausgeschlossen wurde und in unregelmäßigen Abständen rund um Dettingen auch andere Gebäude, darunter das ebenfalls abgelegene Narrenheim, von einem "Feuerteufel" heimgesucht wurden.

Gebäude wird ökumenisch gesegnet

Für die Grätzers musste das Leben aber auch nach der Brandkatastrophe weitergehen und sie erfuhren dabei vielfältige Hilfe. Die Kollegen aus den benachbarten Höfen, die schon in der Brandnacht ununterbrochen geholfen hatten und mit ihren Güllefahrzeugen das dringend benötigte Löschwasser herbei karrten, versorgten ihre Nachbarn mit vielen wichtigen Dingen. "Am Montag hat‘s gebrannt – am Samstag waren schon 300 Quader-Ballen Stroh da", erinnert sich Bruno Grätzer. Auch bei den wochenlangen Aufräumarbeiten fanden viele Freiwillige den Weg zum Aussiedlerhof.

Zwischenzeitlich ist die Scheune wieder als Offenviehstall aufgebaut und die Familie Grätzer möchte sich mit einem Hoffest und einem "Tag der offenen Stalltür" bei Helfern, Feuerwehrleuten und der Bevölkerung für ihren Einsatz und die vielen Spenden bedanken. Am Sonntag, 15. Mai, ab 10 Uhr findet das Fest statt. Für das leibliche Wohl sorgt Ludwig Grätzer, der Zwillingsbruder des Landwirts, der im Hotel "Langenwaldsee" in Freudenstadt als Chefkoch tätig ist und die Festrede wird dessen Tochter Verena halten. Diese wurde ausgesucht, da sie emotional nicht ganz so dicht ins Geschehen eingebunden ist und "man eine Festrede hören will und keine weinenden Männer und Frauen sehen möchte", wie Stephanie, die jüngste Tochter des Landwirte-Ehepaars, erklärte.

Gesegnet wird das neue Gebäude ökumenisch, die "Rio-Band" vom Tennisclub Dettingen sorgt für die musikalische Unterhaltung und für die Kinder gibt es einen Streichelzoo und eine Strohburg zum Hüpfen. Es wird ein großes "Dankeschön", mit dem sich die Grätzers nochmals bei allen Beteiligten erkenntlich zeigen möchten und zu dem jedermann auf den Bauernhof zwischen Dettingen und Dürrenmettstetten eingeladen ist.