Gelebter Ramadan in Horb: Für viele Muslime ein fester Bestandteil ihres Glaubens / Iman aus der Türkei zu Besuch

Von Christine Luzund Joachim Frommherz Horb. Für die Muslime hat gestern die Fastenzeit begonnen. Bis zum 9. September dürfen sie zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang weder essen noch trinken: Für die meisten einfach eine Frage der Willensstärke.Für den Fastenmonat Ramadan ist Emin Tas eigens aus der Türkei nach Horb gekommen. Während der Fastenzeit wird er beim Türkischen Sozial-, Kultur- und Sportverein Horb als Iman, als Vorbeter beim Gebet, weilen. Er erklärt, was Ramadan für die Muslime bedeutet: Die Muslime würden allein für Gott fasten. Während des Fastens werde der Gläubige geläutert und seine Beziehung zu Gott und seinen Mitmenschen gefestigt. Zudem, meint er, könnten die Reichen in dieser Zeit mit den ärmeren Menschen mitfühlen, die das ganze Jahr nur wenig zu essen hätten.

Mehmet Yazgan ist eines der rund 120 aktiven Mitglieder des Horber Vereins. Er lebt seit 38 Jahren in Deutschland. Lange hat er bei Daimler in Sindelfingen gearbeitet. Seit drei Jahren ist er in Rente. Das jährliche Fasten ist für ihn kein Problem, nun als Rentner ohnehin nicht, aber auch schon während seiner Arbeitszeit. "Alle Kollegen wussten davon", erzählt er. Probleme bei der Arbeit gab es deswegen keine. Das bestätigen auch Metin Mutlu und Mehmet Gezginci. Mutlu sagt, dass seine Kollegen ihn sogar ablösen würden, damit er nach Sonnenuntergang erst einmal etwas essen kann, auch außerhalb der regulären Pausen.

Im Lokal Urfa Sofrasi in der Hirschgasse bereitet man sich auch auf den Ramadan vor, indem man bestimmte Speisen bereit hält, wie Inhaber Halil Öcisik erzählt.

So gibt es beispielsweise spezielle Suppen wie Linsensuppe. Oder aber auch Hackspieße mit speziellem Reis. Weitere süße Speisen sind beispielsweise Baklava (Blätterteig mit Walnuss) oder Künefe (mit Käse).

Die Muslime haben einen Zeitplan, auf dem sie nachverfolgen können, von wann bis wann sie fasten müssen und wann es Zeit für Morgen-, Nachmittags-, Abend- und Nachtgebet ist. Heute Morgen hat das Fasten bereits um 4.38 Uhr begonnen. Bis 20.54 Uhr dürfen die Muslime nichts mehr zu sich nehmen. Im Laufe des Fastenmonats verkürzt sich diese Zeitspanne etwas. Am 8. September beginnt das Fasten um 5.08 Uhr und endet um 20.02 Uhr.

Ramadan könne zu jeder Jahreszeit stattfinden, erläutert Mehmet Yazgan, da sich der Fastenmonat jedes Jahr um zehn Tage nach vorne verschiebe. In den Wintermonaten ist die Zeit, in der gefastet werden muss, dementsprechend kürzer.

Kleine Kinder sind vom Fasten nicht betroffen. Iman Emin Tas erklärt, dass Mädchen ab neun Jahren und Jungen ab zwölf Jahren Ramadan halten sollten. Mädchen seien in diesem Alter schon reifer als die Jungen und könnten sich daher schon eher am Fasten beteiligen.