Manuela und Christof Straub haben sich überreden lassen und den Job des Grafenpaars übernommen. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Grafenpaar: Manuela und Christoph Straub regieren Horb in der Fasnetszeit – aber der eigene Hof darf nicht zu kurz kommen

Horb. Es war ein warmer Spätsommerabend. Man konnte gut draußen sitzen und Landwirt Christoph Straub war noch auf dem Feld, als sich mitten in der Woche zwei Burschen, getarnt als friedliche Bürger, die angeblich was mit dem Vorsitzenden der Stadtkapelle Horb wegen der Fasnet zu besprechen hatten, auf dem Straubhof einfanden. Es war ein Abend, der das Leben der Straubs auf den Kopf stellte.

Hofchefin Manuela Straub setzte sich mit Zunftmeister Eckhard Bukenberger und Hofmarschall Daniel Wagner – um diese beiden handelte es sich – gemütlich auf die Bank vor das Haus. Man unterhielt sich über dies und das. So verplauderte man eine gute Stunde bis Hausherr Straub seinen Traktor auf den Hof chauffierte. Auch ihm schwante nichts Böses, als er die beiden Gesandten der Narrenzunft sah, ist er doch zusammen mit seinen Musikern seit 30 Jahren bei Wind und Wetter bei jedem Umzug der Narrenzunft in Horb mit dabei. Außerdem bildet er mit einigen seiner Musikkameraden die Hofkapelle des Grafenpaars, die beim Eröffnungsball den guten Ton angibt, hat ansonsten aber nichts mit der Fasnet am Hut. Dachte er zumindest.

Man wolle einige musikalische Dinge zwecks der Fasnet mit den beiden besprechen, erklärte der Zunftmeister seine Anwesenheit und deshalb werde er noch schnell seine Unterlagen aus dem Auto holen. "Der ist aber gut vorbereitet", dachte sich Manuela Straub noch, doch spätestens als sie Bukenberger mit einer Flasche Sekt, einem Blumenstrauß und dem berühmt-berüchtigten Kasten Bier ums Eck kommen sah, wussten die Straubs, was die Stunde geschlagen hatte. Sie standen als Grafenpaar auf dem Zettel der beiden. Als bislang zweites Paar hintereinander, das nicht in der Zunft Mitglied war.

Graf Rudolf von Hohenberg und Gräfin Ita von Toggenburg – zwei wunderbare Titel, die den beiden Neulingen da angeboten wurden und die Aussicht, einmal im Leben Horb zu regieren, war zwar sehr verlockend, doch die Landwirte dachten pragmatisch und vor allem an ihren Hof. 200 Schweine und mehr als 700 Hühner wollen versorgt werden. Den Tieren ist das ganze Gedöns um Narri, Narro und Horrido völlig egal.

Reichlich vom hausgemachten Eierlikör eingeschenkt

Eine Überlegung, die natürlich auch in die Eröffnungsrede im Steinhaus mit einfloss: Manuela Gräfin Ida gab zu bedenken: "Ich in dem Kleid, schick und lang. Da wird es mir jetzt schon bang. Wer soll die Eier holen aus dem Nest, wenn ich schon rausputzt bin fürs Fasnetsfest? Haben die sich das genau überlegt, wer in dieser Zeit unsern Hof dann pflegt? Graf Rudolf hatte gleich machbare Vorschläge parat: "D’r Munding ka sich scho mol überlega, ein Arbeitsdienst – dah Straubhof pflega – in den Dienstplan einzuteilen, das wir zur Fasnet können eilen. Für viele heißt es dann auf in den Stall, anstatt zum Umzug oder zum Eröffnungsball." Echt rosige Aussichten für so manchen Horber Fasnetsnarr.

Bis es aber soweit war, bis aus den Landwirten und Musikern Graf und Gräfin wurde, dauerte es noch etliche Stunden. "Danny hab ich morgens um 7, als ich die Kinder in die Schule gefahren habe, heimgebracht", sagte Manuela Straub lachend in Erinnerung an diese Nacht. Ihr Mann hatte den beiden zuvor reichlich vom hausgemachten Eierlikör eingeschenkt, den er viel besser verträgt, als die beiden Gäste. "Mal hat der gepennt, mal sind dem anderen die Augen zugefallen und wir hatten immer noch nicht Ja gesagt", so der neue Graf Rudolf.

Erst am nächsten Nachmittag, als sie sich die Geschichte nüchtern betrachtet durch den Kopf gingen ließen, stimmte sie zu. Und jetzt sind sie Graf und Gräfin und freuen sich auf nahezu volle zwei Monate Fasnet in Horb. Sie sehen das Amt auch als eine Art Hommage an die Stadtkapelle, die immer für die Narren aufspielt.

Besonders Spaß hat dem neuen Grafen das Versteckspiel um sein neues Amt gemacht. Alex "Locke" Guth, ein Jagdfreund von Straub, der noch am Nachmittag des 17. November bei ihm auf dem Hof war, an der Nase herumzuführen, war für ihn die Gaudi überhaupt. "Straub – du Sack", brüllte der Gefoppte deshalb auch am Krönungsabend durchs Steinhaus. Doch nicht immer war die Geheimhaltung einfach. "Wenn wir zur Schneiderin mussten oder ein Auto von Bukenberger oder Wagner vor der Tür stand, dann mussten wir schon etwas tricksen", erzählte die neue Gräfin. Aber es hat alles geklappt. Die Narrenzunft hat ebenso wie der Musikverein jeweils zwei neue Mitglieder und für Graf und Gräfin kann die Fasnet kommen.

Die beiden wissen, was auf sie zukommt, doch davor ist ihnen nicht bange. "Wir haben die vergangenen Jahre ja auch nicht nur am Daumen gelutscht, sondern mit der Musik ordentlich einen draufgemacht", stand für Gräfin Straub fest. Und eines ist auch sicher. Hatte die Zunft im vergangenen Jahr die beiden bekanntesten Unbekannten von Horb an ihrer Spitze, so wird man heuer im Städtle kaum jemand finden, der das neue Grafenpaar nicht schon lange kennt. Die fünfte und schönste Jahreszeit kann kommen – die Horber haben die passende Fasnets-Regierung.