Weitere Impression vom Blitzeis in Horb. Foto: Frommherz, Ganswind

Verkehr steht still. Auch Laufen war schwierig. 40 Ball-Gäste müssen in Halle übernachten.

Von Florian Ganswind

Horb. Glatteis-Chaos in Horb, querstehende Autos und schlitternde Passanten: Die Kernstadt und alle Ortsteile waren fast komplett lahm gelegt. Berufstätige mussten abenteuerliche Fahrten hinter sich bringen, Rettungsdienste standen vor einer riskanten Aufgabe.

Nichts geht mehr: Menschen aus Horb und Umgebung waren gestern vom Glatteis ganz massiv betroffen. Nicht immer ging es bedauerlicherweise unfallfrei über die Bühne. Auf unserer Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Horb" berichteten Leser über unterschiedliche "Eiserlebnisse".

Bereits in der Nacht zum Sonntag war die Lage prekär. So berichtet Alexandra Theiß, dass sie sich nach dem Eröffnungsball nach Ihlingen fahren ließ. "Das Auto ist hängen geblieben. 30 Minuten für die letzten 200 Meter zu Fuß gebraucht! Jetzt muss ich eigentlich nach Nagold, meinen Sohn abholen, aber hier im Neckartalblick ist weit und breit kein Streuwagen zu sehen und es ist absolut nicht möglich zu fahren", berichtete sie gestern Vormittag. Mehrere Besucher und Organisatoren des Eröffnungsballs kamen aufgrund des Blitzeises gar nicht mehr heim und mussten in der Hohenberghalle bleiben. Es handelte sich dabei laut Auskunft des Hausmeisters der Hohenberghalle, Horst Saile, um rund 50 Personen, die zum Teil auf Matten schliefen.

Bei Facebook-Nutzerin Sarah Engel ging es nicht ganz so glimpflich ab: "Sind gestern mit dem Taxi von Altheim heimgefahren und in Graben gerutscht. Das Bussle war halb im Graben und halb auf der Straße und kurz vorm Kippen. Der Streudienst, der gefühlte 20 Mal vorbeifuhr, war nicht in der Lage, uns herauszuziehen." Dies sei nicht das Problem des Streudienstes, habe sie zu hören bekommen. Um drei Uhr nachts war die Gruppe losgefahren, erst um sieben Uhr morgens war sie in Ahldorf angekommen.

Gerade die Horber Taxiunternehmen waren in der Nacht von Samstag auf Sonntag in einer brisanten Situation. Sie hatten aufgrund von Veranstaltungen wie dem Eröffnungsball in der Hohenberghalle viele Fahrten zu unternehmen. "Zwischen fünf und neun Uhr morgens mussten wir den Betrieb einstellen", heißt es beispielsweise in der Zentrale von Taxi Meyer. Auch am Tage sei es in vielen Teilorten noch spiegelglatt gewesen. "Es war eine desolate Situation. Viele unserer Fahrzeuge sind steckengeblieben", lautet die Auskunft in der Zentrale von City Taxi ähnlich. Kritik wird auch am Streudienst laut: "Bis 9 Uhr morgen passierte auf den Straßen nichts."

Ein Bild, dass auch auf unserer Facebook-Seite vermittelt wird. Eine Nutzerin schreibt: "Es fing schon gestern Abend, (gemeint ist Samstagabend, die Redaktion) bei minus drei Grad an zu regnen. Der Wetterdienst warnte seit Tagen vor gefährlicher Straßenglätte. Bis zirka 1.30 Uhr waren die Straßen schon sehr glatt, aber noch halbwegs befahrbar. Das erste Streufahrzeug kam bei uns (auf geschlossener Eisdecke) gegen 9.30 Uhr vorbei. (...) Einige Unfälle hätten wohl vermieden werden können, wenn wenigstens die Hauptstraßen rechtzeitig gestreut worden wären."

Besonders in den Teilorten und in umliegenden Gemeinden war die Situation brisant. Zwischen Rohrdorf und Eutingen standen mehrere Autos im Graben. Thomas Neff berichtet aus Rexingen am gestrigen Vormittag: "Extrem glatt auch in Rexingen, eine Nachbarin ist beim Streuen gestürzt und musste mit dem Krankenwagen abgeholt werden. Dieser konnte nur mit Schneeketten das Haus erreichen. Inzwischen ist die Straße gestreut."

In Empfingen ein ähnliches Bild, wie Julia Baumgarten berichtet: In Empfingen gab es einen Unfall und der angeforderte Krankenwagen stand dann bei der Ankunft auch quer. Streufahrzeuge und Krankenwägen sind hier nur im Schritttempo unterwegs, absoluter Ausnahmezustand.“ Rolf Hauser schrieb in Facebook kurz vor 13 Uhr: "In Empfingen wurde auch noch kein Streuwagen gesichtet." Simone Gniosdorz berichtete uns: "Mein Mann ist unsere Tochter holen in Tübingen und hat von Betra nach Empfingen eine halbe Stunde gebraucht (…)."

Auch in Nordstetten herrschte Ausnahmezustand, wie uns Sandra Webster erzählte: "Bei uns kein Streuwagen, obwohl der sonst immer unsere Straße rauf und runter fährt. Unsere Straße hat er wohl wegen der Steigung ausgelassen." Manuela Platz erzählt: "In Mühringen am ›Berg‹ geht nix. Wollten zum Hundeplatz... no way... konnten mit unseren Hunden statt Gassi gehen nur Gassi rutschen."

Auch die Fasnet war vom Glatteis betroffen. Peter Schäfer aus Ahldorf, Mitglieder der Partyband Hoppla hat eine heftige Nacht hinter sich: "Die Partyband Hoppla kommt jetzt gerade vom Auftritt zurück. Mit dem Lkw ging von 3 Uhr nix mehr", schrieb er um kurz nach 12 Uhr. Die Band hatte einen Auftritt beim Showtanzabend in Erlaheim. Gabi Fleck vermeldete, dass die Narrenzunft Ahldorf ihre Umzugsteilnahme wegen Glatteis abgesagt habe.

Auch die Narrenzunft Horb musste laut Facebook-Nachricht zu Hause bleiben. Astrid Miller teilte uns mit, dass das Busunternehmen Weiß & Nesch nicht zu Umzügen gefahren sei. "Wir haben heute Nacht zur Heimfahrt zum Teil bis heute Morgen gebraucht." Die Narrenzunft Dettingen sagte ihre Teilnahme am Umzug in Ulm ab, teilte Markus Renner mit.

Auch die Krankenhaus-Debatte bekam gestern neue Munition. Oberbürgermeister Peter Rosenberger sagte: "Der Entfernungstest des Schwarzwälder Boten hat gezeigt, wie weit wir von anderen Krankenhäusern weg sind. So eine Wetterlage zeigt, wie schwierig unsere Situation ist. Wenn es um normale Dienstleistungen geht, muss man Einschränkungen in Kauf nehmen. Doch hier geht es um Leben und Tod."

Kreis- und Stadtrat Daniel Wochner: "An solchen Tagen ist das Statement einfach: bleiben Sie gesund. Denn wenn der Verkehr zusammenbricht, wird aus jedem weiteren Kilometer eine nicht überwindbare Distanz, die für schwer erkrankte oder verletzte lebensbedrohlich sein kann. Gleichzeitig sind die Rettungs- fahrzeuge so lange unterwegs, dass dann auch die Kapazitäten der Fahrzeuge und der Notärzte nicht mehr ausreichen. Gerade deshalb sind kurze Wege so enorm wichtig für die Bevölkerung und die Rettungsdienste."