Ihren 90. Geburtstag feiert Elisabeth Müller heute. Foto: Hötzel Foto: Schwarzwälder Bote

Jubilarin: Elisabeth Müller feiert heute ihren 90. Geburtstag / Schon früh mit der Geistlichkeit in Kontakt

Horb-Talheim. Elisabeth Müller, geborene Kocheise, bei vielen besser bekannt als Lisette Müller, kann wunderbar erzählen und mit ihren Anekdoten den Zuhörer gleich in ihren Bann ziehen.

Sie wurde am 25. August 1928 als sechstes Kind im Stadtteil Bittelbronn geboren. Da sie nach fünf Brüdern die Familie erweiterte, erfuhr sie, wie sie lachend sagt, "eine besondere Behandlung". Später gesellten sich noch ein weiterer Bruder und eine Schwester hinzu. "Aber wir hatten ein gutes Elternhaus", ergänzte sie ihre Erzählung.

Ihre Schulzeit von 1935 bis ’43 verbrachte die Jubilarin in ihrem Heimatort. "Ich war eine fleißige Schülerin", fügte sie hinzu. Doch schon früh musste sie kräftig in der Landwirtschaft mit anpacken. Und es störte auch damals niemanden, dass sie viele Jahre ohne Traktorführerschein im Dorf unterwegs war. Mit 14 Jahren musste sie bereits für die Familie kochen. Während der Kriegszeit verbrachte sie manche Stunde im Luftschutzkeller. In dieser unschönen Zeit fielen zwei Brüder (19 und 20 Jahre) in den Kriegswirren. Über diesen Verlust kam Elisabeth Müller lange Zeit nicht hinweg.

Große Freude hatte sie am Nähen, vielleicht auch bedingt durch ihren "Dede", der Schneider war. Ihr Geschick beim Nähen konnte sie später im Textilgeschäft Wörz, in der Näherei in Horb, verwirklichen. Das Textilgeschäft hatte in Dornstetten eine Filiale, so wechselte Müller dorthin und konnte so mit dem Zug leichter zur Arbeit gelangen. In ihren neuen Aufgabenbereich fielen Änderungen, Sonderanfertigungen, Kostüme, Mäntel und Anzüge. "Alles im Akkord", wie sie ausführt. Selbst das Hochzeitskleid für ihre Schwester ging durch ihre Hände. Die Textilfirma bekam Probleme und so wechselte Müller in die Druckerei Bach, die spezialisiert auf Sparkassenpapiere war. "Aber das war eine eintönige Arbeit", erzählt sie.

Müller war immer auf der Suche, Neues zu lernen. Es verschlug sie nach Villingen. Die junge Frau wollte ihre Kochkünste erweitern und verfeinern. Da trat ihre Tante in Plochingen, eine gelernte Köchin, auf den Plan. Die Tante führte ein Schreibwarengeschäft und konnte die Tatkraft ihrer Nichte gut gebrauchen.

Schon früh kam Elisabeth Müller mit der Geistlichkeit in Kontakt. Sie führte nach dem Tod ihrer Tante in Gündringen den Haushalt des dortigen Pfarrers. Nachdem die Jubilarin schließlich Franz Müller aus Untertalheim kennengelernt hatte, verlobten sich die beiden auf der Liebfrauenhöhe im Kapellchen, und 1964 erfolgte die Heirat.

Sehr bewegtes und facettenreiches Leben

Die Frau übernahm Familienpflichten, da der Ehemann zwei Söhne, Xaver und Otto, mit in die Ehe brachte. "Ich fand einen Scherbenhaufen vor", umschreibt die Jubilarin die damalige Situation, das war nicht leicht für die Frau. Zwei Mädchen, Rita und Maria sowie zwei Jungen, Bruno und Ansgar, ergänzten die Familie. Ehemann Franz war in der Unternehmungsberatung bei der Firma Schuler in Pfalzgrafenweiler beschäftigt und Ehefrau Elisabeth hatte großes Interesse an der Arbeit ihres Mannes. Sie begleitete ihn auf Möbelmessen. Auch als er später freiberuflich in Abtenau im Salzburger Land bei der Firma Voglauer als Ingenieur arbeitete, war sie – auch mit den Kindern – an seiner Seite.

Durch die Weihe ihres Mannes Franz zum Diakon, im Jahr 1975, entstanden viele, bis heute noch andauernde Kontakte zu kirchlichen Persönlichkeiten.

Müller hatte ein sehr bewegtes, facettenreiches Leben, wie es selber formuliert. "Ich hatte ein reiches Leben, viele unvergessliche Eindrücke und Erlebnisse erfüllten meinen bisherigen langen Lebensweg. Es war mir vergönnt, viel Schönes erleben zu dürfen, wie beispielsweise Aufenthalte in Australien und Brasilien, ergänzt durch viele Reisen nach Israel, wo ich beim Sabbatessen sogar mit dem Konsul bei Tische saß." Aber bei allen Aktivitäten drängte sie sich nie in den Vordergrund.

Die heutige Jubilarin ist eine Frau, die sagt, was sie denkt. Und auf sie trifft die Aussage "hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau" voll zu.