Oberbürgermeister Peter Rosenbeger erhielt von Michael Kohler vom Verlag Regionalkultur das erste Exemplar des neuen Buches "Vom Leben in Horb am Neckar". Foto: Baum Foto: Schwarzwälder Bote

Historisches: Buch "Vom Leben in Horb am Neckar" vorgestellt / 32 Autoren beteiligen sich an Aufarbeitung

Mit einer nachdenklich stimmenden Buchvorstellung erinnerte der Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Rexingen gemeinsam mit dem Horber Stadtarchiv und dem Verlag Regionalkultur an die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Horb und den jüdischen Friedhof.

Hor b. Das Buch "Vom Leben in Horb a. N.ckar" vereint die Buchbeiträge von 32 Horber Autoren, die in jahrelanger Recherche im Horber Stadtarchiv reiches Material zusammengetragen haben. Daraus sind, so Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger, in einem lebendigen Prozess Porträts jüdischer Persönlichkeiten der Horber Stadtgeschichte entstanden.

Michael Kohler als Programmleiter vom Verlag Regionalkultur überreichte das erste Exemplar des 413 Seiten starken Buches an OB Rosenberger. Heinz Högerle vom Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen führte in die Materie ein, ebenso Renate Karoline Adler vom Stadtarchiv. In sechs Kapiteln arbeiten die Buchbeiträge zunächst die Anfänge des jüdischen Lebens in Horb auf, bevor Lebensläufe von jüdischen Horbern und Horberinnen schlaglichtartig einen Einblick in die Lebensgeschichten der jüdischen Horber Familien geben. Ein weiteres Kapitel des Buches widmet sich dem Zusammenleben von Christen und Juden in Horb.

Dokumentiert wird hier auch ein Zeitzeugenprojekt des Stadtarchivs. Horb unter dem Hakenkreuz des Hitlerregimes ist ein weiteres Buchkapitel gewidmet, angefangen von Horb im Schatten des Nationalsozialismus über das Novemberpogrom 1938 und dessen Folgen. Mahnend werden die Deportierten genannt, die ihr Leben oftmals in den Konzentrationslagern lassen mussten. Zudem wird die Ausraubung der Juden dokumentiert, das Buch leistet dies am Beispiel der Familie Esslinger. Im vorletzten Kapitel des Buches wird das Leben der Juden in Horb nach 1945 nachgezeichnet. Man stolpert über Lebenswege, begegnet dem Tante Rikele und liest Briefe aus Amerika. Das Abschlusskapitel widmet sich den jüdischen Familien und ihrem Friedhof.

Nina Laschinger-Schenk verfasste das Vorwort. Die weiteren Kapitel verfassten Renate Karoline Adler, Marco Birn, Christine Dietz, Franz und Norbert Geßler, Hans Haßmann, Heinz Högerle, Bärbel Kocheise, Maria Kölle, Martina Lachenmaier, Joachim Lipp, Agnes Müller, Hans Peter Müller, Gerhard Penck, Florian Reihing, Timo Renk und Hans-Josef Ruggaber. Zudem schrieben weitere Beiträge Hans-Jürgen Ruggaber, Alois Saur, Heinz Schmid, Ingrid Schuldes-Tropp, Felicia Stahl, Barbara Staudacher, Manfred Steck, Christoph Thumm, Monika Vitt-Kuhnen, Rüdiger Vitt, Aileen Wiechert, Herbert Zander, Michael Zerhusen und Rosemarie Zimmermann.

Oberbürgermeister Rosenberger freute sich, dass sich so viele im Kloster zusammengefunden hatten, die sich für die Horber Geschichte interessieren. Das neue Buch sei der dritte Schritt in einer Buchreihe, die sich dem jüdischen Leben in Horb und seinen Stadtteilen widmet. Die beiden ersten Bände hatten die jüdischen Friedhöfe in Rexingen und in Mühringen zum Thema. Rosenberger forderte die Zuhörer auf, zurückzuschauen und einzutauchen in die jüdische Geschichte von Horb. Das Buch sei sehr wichtig in einer Zeit, in der die Zeugen der damaligen Zeit – der Shoa und der Judenverfolgung – immer weniger würden. Daher seien die Zeitzeugeninterviews so derart wichtig.

Michael Kohler dankte Karoline Adler vom Stadtarchiv. Es sei ein Glück, sie im Stadtarchiv zu haben. Gemeinsam mit ihr hätten viele Ehrenamtliche unverzichtbare Arbeit geleistet. Heinz Högerle habe das Buch mit seiner Arbeit flankiert. Das Buch sei Gold wert, ebenso die Arbeit der 32 Autoren. Diese Menschen hätten ein Buch entstehen lassen, auf das viele Horber sehr neugierig seien. Kohler betonte, dass der Verlag Regionalkultur jährlich 70 Buchtitel publiziert, darunter auch viele Judaica. Er wünsche dem Buch nun gute Verbreitung, da es Horber Geschichte für nachfolgende Generationen aufbereitet habe. Festgehalten worden sei Horber Zeitgeschichte, und es sei etwas Bleibendes geschaffen worden.

Karoline Adler stellte das Buchprojekt und die Arbeit der Projektgruppe vor. Mündliche Erinnerungen der Zeitzeugen seien aufgeschrieben worden. Viele schriftliche Quellen wurden ausgewertet – die vielen kleinen Details ergeben mosaikartig ein Gesamtbild. Adler betonte, dass Lebensbilder entstanden seien. Viel Leid sei vergegenwärtigt worden. Högerle sprach den Autoren seinen Dank aus, er betonte, dass die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte in Horb gelungen sei. So werde dargestellt, dass eine Synagoge gebaut werden sollte, was aber scheiterte. Nicht zuletzt, da 1933 der Sitz der Kreisleitung der Nazis nach Horb verlegt wurde. Es habe ihn gefreut, dass es Menschen in Horb gab, die die Juden nicht vergessen haben.