Die Bankvorstände Harald Queisser und Burkhard Hellstern und der ausstellende Maler Wolfgang Hehl freuen sich über die gelungene Ausstellungseröffnung. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Der Göttelfinger Maler Wolfgang Hehl stellt Landschaftsbilder in der Horber Raiffeisenbank aus

Rund 70 Freunde, Weggefährten und Nachbarn des in Göttelfingen lebenden und arbeitenden Malers Wolfgang Hehl, dazu Bankmanager sowie einige Angestellte der Horber Raiffeisenbank, trafen sich zur Vernissage der Ausstellung "Landschaften", die ab heute in den Räumen der Raiba für ein halbes Jahr zu sehen ist.

Horb. Diese Art der wechselnden Ausstellung gibt es schon lange in der genossenschaftlich ausgerichteten Bank. Es ist eine Kooperation mit dem Kunstverein Oberer Neckar (KVON), der seinen Künstlern hier eine Projektionsfläche bietet und Kunst in die ansonsten an die in nüchternem Weiß gehaltenen Wände bringt.

Eine klassische Win-Win-Situation also, von der nicht nur die Raiba und der KVON, sondern auch die Kunden der Bank profitieren. Kunst im geschützten öffentlichen Raum. Gebühren- und Zinsfrei. Als Dreingabe zum Besuch sozusagen.

Begrüßt wurden die Gäste von Vorstand Harald Queisser, der daran erinnerte, dass Wolfgang Hehl bereits 2011 hier ausstellte. Damals stand er mehr auf Torten, Kuchen und Engel, und eines dieser gemalten Tortenstücke hängt noch heute im Chefbüro.

Für diese Ausstellung hat sich der Maler ganz auf Landschaften konzentriert und eine Retrospektive, die von 2002 bis 2018 reicht, zusammengestellt. 30, meist recht großformatige Bilder spiegeln nicht nur die ganz unterschiedlichen Landschaften, sondern auch die Stimmungslagen von Hehl wider.

Es sind erlebte, gesehene Landschaftssegmente, die später im Atelier aus der Erinnerung, dem Impuls heraus, auf den Malkarton gebracht werden. Es sind Landschaften, die immer von Bäumen und Blumen beherrscht sind. Wiesen gibt’s zwar auch, doch Hehl sagt von sich selbst: "Ich kann kein Grün." Seine Lieblingsfarben derzeit sind Lila, Rosa und Gold. Und wer ab heute die Treppe in die oberen Stockwerke der Bank hochgeht, der landet direkt in einem lila Wald.

Harald Queisser sagte über die ausgestellten Arbeiten, dass sie Raum zur Betrachtung bieten und dass sie wirken, ohne Nebenwirkungen zu haben. "Sie fangen dich ein und holen dich von deinem Stresslevel runter, sie erinnern an Urlaub, Ruhe und Erholung."

Kunstgeschichtsexkursion

Bevor die Vernissage-Gäste jedoch auf einen Spaziergang durch knallbunte Landschaften gehen durften, gab es noch eine kleine Exkursion in die Kunstgeschichte der Landschaftsmalerei. Hehl, zweiter Vorsitzender des KVON, durfte (musste) an diesem Abend den Vorsitzenden Benno Müller vertreten und da er weder über seine Arbeiten und noch weniger über sich selbst spricht, huschte er im Schnelldurchlauf, der von der Uhr von Ehefrau Martina getaktet war, durch die Epochen. Er kam von der römischen Malerei, die von Freude und Lebenslust, dafür aber auch von der Erfahrungsperspektive ohne räumliche Tiefe geprägt war über den Klassizismus bis hin zum Expressionismus, der dem Maler alle Freiheiten, weg von allen möglichen Zwängen, bietet.

Hehl lehrte 17 Jahre lang Kunst am Eugen-Bolz-Gymnasium und kennt sich in der Kunstgeschichte natürlich bestens aus. Als er in seinem Referat so um das Jahr 1000 angekommen war, dem Zeitalter der Ottonik, der Christlichen Kunst, in der zum ersten Mal auch an den Altarbildern Fenster in die Landschaft aufgingen, erinnerten sich einige seiner langjährigen Wegbegleiter sicher mit einem Schmunzeln wieder daran, dass Hehl mit einem Altarbild in der Domstadt Rottenburg für den Kunstskandal schlechthin sorgte.

Er nutzte vor fast 30 Jahren die Gelegenheit, um auf seine Art gegen Gewalt und Brutalität anzugehen und eine Lanze für die Sexualität zu brechen. Das Meisterwerk des Renaissancemalers Matthias Grünewald, den Isenheimer Altar, interpretierte er seinerzeit dahingehend um, dass er ein dreigeteiltes Bild daraus machte. Bei seiner Bildversion gesellten sich zu dem gekreuzigten Heiland noch Maria und Johannes, und anstatt der Heiligen malte er rechts und links je eine Vergewaltigungs- und Erschießungsszene. Die beiden anderen Bilder, die das Triptychon vervollständigten, zeigten zwei nackte Frauen.

Die Botschaft wurde nicht verstanden, es wurde sogar gefordert, die "Drecksau" Hehl sofort aus dem Schuldienst zu entlassen. Dies geschah nicht und die Ausstellung wurde zur erfolgreichsten Werkschau, die der Kulturvereins "Zehntscheuer" bisher veranstaltete. Jeder wollte das Skandalbild sehen.

Skandalbilder wird man in der Raiba jedoch vergeblich suchen, doch Wolfgang Hehl ist immer für eine Überraschung gut. Sein wilder, teils recht eigenwilliger Mix aus Impressionismus und Expressionismus verraten seine ungezügelte Lust am Malen, an der Natur und dem Umgang mit Farben. "Ein Bild muss schön sein und bunt", einer seiner Leitsprüche und dass er sich noch immer daran hält, davon können sich die Besucher der Raiffeisenbank Horb nun ein halbes Jahr lang überzeugen.